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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Geheimkammern vorstellen, wie er auf Dawson herabblickte, auf die Stadt. Dorthin musste man gehen. Wenn es einen Angriff geben sollte, einen letzten Ausfall, müsste er stattfinden, um Palliako aus seinem Sitz in der Königshöhe zu vertreiben. Um ihn vom Gespaltenen Thron zu zerren und Aster dort an seine Stelle zu setzen. Schon als Junge würde er ein besserer König sein als Palliako …
    Eine dröhnende Stimme erklang. Die Worte waren ein Echo, das von den Schluchten zwischen den Gebäudemauern zurückgeworfen wurde, nicht verständlich, aber ihr Tonfall war vertraut. Dawsons Eingeweide verkrampften sich, als er sich den neuen Barrikaden näherte, die gerade errichtet wurden. Seine Männer waren aufgeteilt: Die eine Hälfte schichtete weiter Baumstämme, Tische und umgestürzte Karren auf der Straße auf, errichtete Verteidigungsanlagen gegen die Schwerter ihrer Landsleute, und die andere Hälfte stand stumm da, die Hände auf den Bogen und Schwertern, bereit, einen neuen Angriff abzuwehren, wenn er kam.
    Aber er kam nicht. Kein Gefecht. Keine Schwerter.
    Auf dem Platz, von dem sie sich soeben zurückgezogen hatten, stand ein Belagerungsturm auf riesigen Holzrädern, der von einem Trupp Sklaven dahinter vorwärtsgeschoben wurde. An seinem Fuß marschierten mindestens fünfzig Schwertkämpfer, aber sie riefen nicht zum Angriff. Oben auf dem Turm, beinahe so hoch wie die Hausdächer, war ein Unterstand für Bogenschützen, dessen dicke Holzwände sicheren Schutz vor Pfeilen und Bolzen boten. Aber anstelle von Bogenschützen, die sich aus dem Fenster lehnten, um Pfeile auf sie herabregnen zu lassen, befand sich dort die graue Röhre eines Schalltrichters. Die Worte, die daraus hervordröhnten, wurden mit der tiefen, rollenden Stimme von Basrahip vorgetragen, dem Hohepriester der Spinnengöttin. Geders Marionettenspieler.
    »Hört auf meine Stimme«, rief er. »Ihr habt bereits verloren. Alles, wofür ihr kämpft, ist bedeutungslos. Ihr könnt nicht gewinnen. Hört auf meine Stimme … «

C ITHRIN
    »DU BRAUCHST EIN BAD«, sagte Sandr und stieß Charlit Sun mit dem Zeh an. Und dann, einen Augenblick später: » Ich brauche ein Bad.«
    »Ich glaube, wir können uns darauf einigen, dass uns allen ein Bad guttäte«, erwiderte Cary. »Und frisches Essen. Und vielleicht ein Gewitter.«
    Cithrin hockte hinten auf dem Karren, eine Schale mit gekochten Graupen in der Hand. Sie hatte bis kurz nach Mittag gewartet, um aus dem Loch hervorzukommen, und selbst nach ihrem Marsch zum Gelben Haus wirkte die Sonne noch zu hell. Zwölf Tage in der Dunkelheit. Bis jetzt.
    »Also, die gute Neuigkeit ist, dass wir deinen Hohepriester gefunden haben«, sagte Cary. »Die schlechte, dass er sich inmitten einer Armee verkrochen hat und niemanden in seine Nähe lässt. Ich habe in Erwägung gezogen, ihm einen Brief zukommen zu lassen, war mir aber nicht sicher, ob du das wollen würdest.«
    Cithrin runzelte die Stirn. Die Wahrheit war, dass zwei Herzen in ihrer Brust schlugen. Während der letzten Woche hätte sie so manches Mal eine Zehe für ein warmes Bett, eine warme Mahlzeit und fünf Stunden in einem Badehaus gegeben. Sobald Geder und Aster aus dem Loch hervorkamen, würde es keinen Grund mehr geben, dass sie sich dort unten aufhielt, um ihnen Gesellschaft zu leisten, und langsam verabscheute sie diesen Ort wirklich. Aber wenn es so weit war, würde Geder wieder zum Lordregent Palliako werden. Aster würde Prinz und König sein. Alles würde sich ändern.
    Man hatte sie ausgesandt, um so viel wie möglich über Antea im Angesicht des Krieges mit Asterilreich herauszufinden. Und nun versteckte sie sich zusammen mit den beiden bedeutendsten Anführern Anteas, dem gegenwärtigen und dem der Zukunft. Bisher hatte sie herausgefunden, dass Geder Palliako ein seltsamer, ein wenig unbeholfener Mann war, der Bücher über unwahrscheinliche geschichtliche Fakten liebte. Dass Aster nicht gewusst hatte, wie man richtig weit spuckte, und es nun – ihretwegen – konnte. Sie sah die Zuneigung zwischen den beiden und die Begeisterung, die sie ineinander entfachen konnten. Und den beinahe körperlich geteilten Kummer, den keiner von ihnen zugab oder auch nur erkannte. Wenn sie wieder aus dem Untergrund hervorkamen, würden sie Cithrin verlassen, und jede Gelegenheit, mehr über die beiden zu erfahren, würde sich in Luft auflösen.
    »Ich werde mit Geder darüber sprechen«, sagte sie und las die letzten Graupen mit zwei gekrümmten Fingern auf.

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