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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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und drückte ein vertrautes Stück Stoff hinein. »Nein, wir haben gestern unsere letzte verbraucht, als wir nach Drakkis Sturmkrähe gesucht haben. Warum flüsterst du?«
    Sie nutzte die Pause, um sich das Gewand über den Kopf zu ziehen.
    »Ich weiß nicht recht, jetzt, wo du es sagst«, erwiderte Horniss. »Das kommt mir einfach wie ein Ort vor, an dem man flüstert.«
    »Wir reden hier auch«, sagte Cithrin.
    »Tun wir wirklich«, stimmte Geder zu.
    Irgendwo links von ihr kicherte Aster. Ihre Arme fanden die Ärmel. Na also. Dem Anstand war Genüge getan.
    »Ich bin gekommen, um euch zurückzurufen«, sagte Horniss. »Es ist vorbei.«
    »Was ist vorbei?«, fragte Geder.
    »Die Schlacht um Camnipol«, erwiderte Horniss. »Daw son Kalliam ist im Kerker, und seine Verbündeten fallen einander über die Füße, während sie nach jemandem Ausschau halten, dem sie die Schuld in die Schuhe schieben oder bei dem sie sich entschuldigen können.«
    »Kalliam hat sich ergeben?«
    »Odderd Mastellin hat sich gegen ihn gewandt. Ich habe mir gedacht, das wollt Ihr vielleicht wissen, oder? Verlasst diesen Ort und kehrt zurück in die Welt.«
    »Natürlich«, sagte Geder, und sie hörte, was seine Stimme alles ausdrückte. Freude und Bedauern. Ein Ende. »Zurück in die Welt.«

M ARCUS
    DIE GANZE NÄCHTLICHE FAHRT hindurch hatte Marcus nach einer Fluchtmöglichkeit Ausschau gehalten. Er hatte an den Seilen gezerrt, die um seine Hand- und Fußgelenke geschlungen waren. Er hatte versucht, sich durch den Lederstreifen zu nagen, der das Stück Stoff in seinem Mund befestigte. Er hatte sich bis ans Ende der Reichweite des Ringes und der Kette gerollt. Als sie dann angehalten hatten – die ersten Vögel hatten gerade mit ihrem Gesang die Dämmerung heraufbeschworen –, hatte er lediglich erreicht, dass die Knochen in seinen Handgelenken schmerzhaft knackten und das Blut aus seiner gebrochenen Nase mehr oder weniger gleichmäßig über den Karren verteilt wurde.
    Die Stimme, die den Fuhrmann grüßte, war vertraut, aber er konnte sie nicht einordnen, bis der Mann über ihm aufragte und mit einem übervoll mit Zähnen bestückten Mund auf ihn herablächelte.
    »Ja, das ist der Mann«, sagte Capsen Gostermak und schüttelte traurig den Kopf. »Guten Morgen, Hauptmann Wester. Es tut mir leid, dass wir uns unter so unangenehmen Umständen wiedertreffen müssen.«
    Selbst mit diesen Zähnen schaffte er es, sein Lächeln erheitert aussehen zu lassen. Sein Gefängniswärter war ein Mann von Welt …
    »Es hätte eine Bezahlung mitgeliefert werden sollen«, sagte Capsen.
    »Ach, richtig«, erwiderte der Fuhrmann. »Habe ich glatt vergessen.«
    »Aber sicher doch.«
    Marcus hörte, wie eine Börse den Besitzer wechselte, und dann zogen ihn die beiden aus dem Karren und marschierten mit ihm durch die Dunkelheit, wobei sie ihn trugen wie ein geschlachtetes Schwein. In seinen Schultern und im Handgelenk flammte Schmerz auf. Der Taubenschlag war aus rauem und unbehauenem Stein, daher konnte Marcus, als sie ihn gegen die Wand lehnten und Capsen mit einem breiten Eisenschlüssel hantierte, seine Wange darüberreiben, um den Knebel zu lösen. Er spuckte den nassen, blutigen Stoff auf den Boden.
    »Ich werde es verdoppeln«, sagte er. »Was immer er Euch bezahlt, ich werde es verdoppeln.«
    Capsen lachte leise. »Ihr bezahlt mich bereits ziemlich ordentlich, Hauptmann«, sagte er. »Ich bin nicht gierig.«
    Das Innere hatte einen Durchmesser von weniger als zwanzig Fuß. Die Tauben flatterten auf, stellten mit ihrem Gurren Fragen ohne Worte. Capsen und der Fuhrmann schleiften ihn auf die gegenüberliegende Seite zu einer breiten Eisenstange, die quer in einer Ecke angebracht war; ihre Enden waren tief in die Wände eingelassen. Der Lederriemen wurde dort befestigt, und Marcus blieb nichts übrig, als sich auf den gepflasterten Boden zu knien. Der Fuhrmann trottete davon, und Capsen zog ein dünnes, scharfes Messer. Die Tauben flatterten auf, als wären sie um Marcus besorgt.
    »Ich habe damit einige Erfahrung«, sagte Capsen, während er die Seile durchschnitt, die Marcus’ Beine fesselten. »Dreht Euch um. Danke. Es gibt zweierlei Arten, wie das hier laufen kann, und ich werde in jedem Fall dieselbe Bezahlung bekommen. Ihr könnt die zugegebenermaßen begrenzte Freiheit jener Kette dort haben.«
    »Fünf Fuß Freiheit«, knurrte Marcus.
    »Es ist ein relativer Begriff, das gebe ich zu«, sagte Capsen, der die Seile um Marcus’ Handgelenke

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