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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Schuljunge, der sich weigerte, einen Tadel zu hören, aber er wusste, dass der Priester recht hatte. Er hatte alles aufs Spiel gesetzt, um Palliako aufzuhalten. Er hatte verloren. Es spielte keine Rolle, dass man sich seiner als Verräter erinnern würde. Wenn man für das lebte, was man hinterließ, war das lediglich der Versuch, sich bei Menschen anzubiedern, die noch nicht geboren waren. Es zählte nur, dass man sein Land den rechtmäßigen Herrschern entrissen hatte. Nicht einmal entrissen. Man hatte es weggegeben.
    Es war vorbei.
    Der Angriff auf Klins Anwesen war grausam gewesen. Keine Schwerter hatten geklirrt, keine Pfeile waren geflogen. Aber zwei ganze Tage hatten die Priester zu ihnen herüber gerufen. Ihre Stimmen waren lästiger geworden als Fliegen. Die gleichen Worte, immer und immer wieder: Ihr habt bereits verloren. Ihr könnt nicht gewinnen. Anfangs hatte Dawson die anderen angestiftet, ihnen zu widersprechen und sich über sie lustig zu machen. Als ob sie sich zu Tode reden lassen würden. Sollten die Priester sich doch heiser schreien, bis Bannien zurückkehrte. Oder wenn nicht Bannien, dann Skestinin.
    Aber langsam, unverkennbar waren das Gelächter und die gespielte Tapferkeit ausgehöhlt worden. Dawson hatte den zunehmenden Verdacht verspürt, dass die Hoffnung vielleicht am Schwinden war. Vielleicht war die Zeit mit dem Feind im Bunde, und ein weiterer Tag, der verging, war nichts Wünschens- oder Erhoffenswertes. Er sprach es nicht aus, und auch keiner der anderen tat es. Es war in ihren Augen.
    Er hatte geschlafen, als sie ihn holen kamen. Die Tür seines Zimmers war in der Dunkelheit aufgeflogen, Wächter mit gezogenen Schwertern waren hereingeströmt. Er war aufgesprungen. Selbst jetzt konnte er noch hören, wie Clara seinen Namen rief, während sie ihn durch die Gänge geschleift hatten, über den Hof und auf die nachtschwarzen Straßen hinaus. Odderd Mastellin hatte sie angeführt; sein vorgerecktes Kinn gab ihm etwas Kriegerisches, ohne dass er weniger wie ein Schaf wirkte. Auf dem Belagerungsturm im Hof war es still. Der Priester stand davor. Hinter ihm, im Licht der Fackeln, standen schweigend die gewöhnlichen Männer und Frauen von Camnipol, wie eine Ansammlung von Statuen, die man aufgrund einer Laune Basrahips errichtet hatte. Der Himmel über ihnen war schwarz, und das Licht der Fackeln erstickte die Sterne.
    »Ich habe Kalliam ausgeliefert«, rief Mastellin. »Ich habe ihn ausgeliefert. Ich. Es ist der Beweis, dass ich treu ergeben bin. Ich habe den Feind der Krone gefangen.«
    »Gratuliere«, hatte Dawson laut genug gesagt, damit es Mastellins Gehör fand. »Ihr werdet das treueste Huhn im Wolfsgehege abgeben.«
    Wenn Mastellin nicht zusammengebrochen wäre, hätte es aber in Wahrheit ein anderer getan. Dawson verstand das. Es war die unheilige Macht ihrer Stimmen, durch die sich ihre Lügen einschlichen, bis sie nicht mehr von der Wahrheit zu unterscheiden waren. Dawson hatte dagegen angekämpft. Was für eine Hoffnung bestand da für Männer mit einem schwachen Geist wie Mastellin? Oder Klin? Oder irgendeinen der anderen?
    Die feindliche Garde hatte Dawson als Gefangenen entgegengenommen, und man hatte ihn zum Kerker geschleppt, zu einem Tag voller Schläge und Erniedrigungen, die hier ein Ende gefunden hatten, im selben Loch wie sein eigener Gefangener, und er hoffte, dass Clara und Jorey irgendwie durch die Sperre geschlüpft waren. Wenn er starb, dann starb er wegen seiner eigenen Fehleinschätzung. Aber Clara … wenn es ihm möglich gewesen wäre, hätte er ihr das erspart.
    »Macht Euch keine Vorwürfe«, sagte König Lechan. »Für jemanden wie uns ist es zu viel, gegen ihn zu kämpfen.«
    »Was?«
    »Palliako. Geder Palliako. Er ist nicht menschlich. Die Toten begleiten ihn und erzählen ihm ihre Geheimnisse.«
    Dawson lachte, aber davon schmerzten seine Rippen, also hörte er auf. »Seid Ihr ihm begegnet?«, fragte er. »Er ist ein Werkzeug. Er wäre ein Gelehrter geworden, aber dazu hatte er nicht genug Disziplin.«
    »Ich habe die Wachen davon sprechen hören. Derjenige, der das Essen bringt? Sein Bruder hat gesehen, wie Palliako mit dem toten König am Springbrunnen sitzt. Er hat gesehen, wie sich der tote Simeon vor ihm verbeugt. Dieser Palliako ist ein Zauberer, glaube ich. Oder ein Drache in Menschenhaut.«
    »Er ist nichts dergleichen. Er ist ein Amateur. Er hat den Tod Eurer Adligen nicht aus Blutdurst befohlen. Er hat es aus Angst getan. Weil er dachte, dass

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