Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
er, wenn er nur genug Köpfe abhacken lässt, sicher sein würde. Müsste er die Axt selbst schwingen, würde er weiß im Gesicht werden und sich für Gnade entscheiden. Er ist unbedeutend und feige. Er besitzt nicht einmal die Größe, böse zu sein.«
König Lechan schüttelte den Kopf. »Er hat uns geschlagen.«
»Nein«, sagte Dawson. » Ich habe Euch geschlagen, und dieser Höllensohn von einem Priester hat mich geschlagen. Palliako hat sich vielleicht durchgesetzt, aber er hat niemals etwas gewonnen. Und das wird er auch nie.«
»Sie haben ihn gefunden«, sagte Lord Skestinin. Er saß auf einem kleinen dreibeinigen Hocker, den die Wachen zu diesem Zweck hergebracht hatten. Die Gefangenen mussten sich mit dem Boden begnügen, aber Dawson nahm diese Kränkung nicht persönlich. Darüber war er inzwischen weit hinaus. »Sie sagen, er ist mit Prinz Aster an seiner Seite aus dem Boden aufgestiegen. Ist in den Kleidern eines Gewöhnlichen zurück zur Königshöhe gegangen. Er ist die ganze Zeit auf den Straßen gewesen, aber niemand weiß, wo.«
»Es überrascht mich, dass sie nicht sagen, er wäre beim ursprünglichen Angriff getötet worden und aus dem Grab aufgestiegen, um das Königreich zu retten«, erwiderte Dawson trocken.
Skestinins Kichern klang nervös. »Merkwürdige Geschichten scheinen diesem Mann immer wieder anzuhaften, nicht wahr?«
»Habt Ihr Euch schon mit ihm getroffen?«
»Ja, habe ich«, sagte Skestinin. »Ich wäre früher hier gewesen, aber sobald die Nachricht von den Unruhen eintraf, gab es im ganzen Norden Aufstände. Ich musste mich entscheiden, ob ich riskieren sollte, alles zu verlieren, was wir in Asterilreich gewonnen hatten. Und ich …«
Und Ihr habt in sicherer Entfernung abgewartet, bis Ihr gesehen habt, wer gewinnt , dachte Dawson, sagte es aber nicht.
»Danke, dass Ihr heute mein Begleiter seid.«
»Das ist das Mindeste, was ich tun konnte«, erwiderte Skestinin. Er wollte Dawson nicht in die Augen schauen. Es sah stark nach Scham aus.
»Wie geht es Barriath und Jorey?«
»Es geht ihnen gut, den Umständen entsprechend. Für den Augenblick sind sie frei, obwohl Palliakos Leibgarde sie beobachtet wie Katzen, die Tauben auflauern. Es ist eine andere Stadt als die, die ich nach der Hochzeit verlassen habe.«
»Das tut mir leid«, sagte Dawson. »Die Umbauten, die ich geplant hatte, sind mir etwas über den Kopf gewachsen.«
»Macht keine Scherze darüber«, erwiderte Skestinin. Seine Stimme war jetzt hart. »Man wird Euch hören, und ich setze genug aufs Spiel, indem ich hier bin. Wenn sie erfahren, dass ich mit Euch über den Anschlag auf Prinz Aster und den Lordregenten scherze, wird es kein gutes Ende mit mir nehmen.«
»Ich entschuldige mich«, sagte Dawson. »Galgenhumor.«
Die Tür öffnete sich, und ein junger Mann – einer aus der Gruppe, die Dawson bei seiner Ankunft geschlagen hatte – schaute herein. »Es ist Zeit«, verkündete er. »Ihr könnt ihn jetzt mitnehmen.«
Die Audienzkammer war überfüllt. Die Sommerhitze hatte noch immer nicht nachgelassen, und durch die Masse von Leibern fühlte sich die Luft an, als wäre jedes bisschen davon schon zweimal geatmet worden. Dawson musste sich hinter einem Wandschirm aus Gusseisen auf den Boden setzen, für den Hof nicht sichtbar. Palliako war bereits auf dem Thron auf seinem erhöhten Podium, die Krone des Lordregenten auf der Stirn. Aster saß an seiner Seite. Lechan, der König von Asterilreich, kniete ohne auch nur ein Kissen auf dem harten Steinboden. Hinter dem Wandschirm schien alles in Schatten getaucht, und Dawson ertappte sich dabei, wie er sich von einer Seite zur anderen bewegte, in dem Versuch, die Einzelheiten besser erkennen zu können.
Er entdeckte Clara. Sie stand mit Jorey und Barriath an ihrer Seite auf der zweiten Galerie. Gute Jungen. Sabiha war nicht dort. Er fand sie auf dem ersten Absatz, wo sie neben ihrer Mutter stand. Basrahip befand sich natürlich auf einer Seite, wo Geder zu ihm hinsehen konnte, um seine Befehle zu erhalten. Dawson war nicht sicher, wie viele Spinnenpriester er letztendlich getötet hatte, aber er wünschte sich, sie hätten mindestens einen mehr erwischt.
»Schaut auf den Priester«, bemerkte er leise.
»Was?«, fragte Skestinin.
»Wenn es an der Zeit ist, wird Palliako zu dem Priester blicken, um die Erlaubnis zu erhalten. Wenn Ihr es beobachtet, werdet Ihr es sehen.«
»Es reicht, Dawson. Wir sollen nicht sprechen.«
»Also werden wir nicht darüber
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