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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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liegen … ich habe ihn gebeten zurückzutreten, und es ist mir lieber, wenn Ihr es von mir hört. Es ist im Augenblick nicht gerade klug, einen Kalliam über Schwertkämpfer oder Schiffe befehlen zu lassen. Nicht gut für ihn und nicht gut für den Hof.«
    Der Zorn übermannte Dawson schnell und ungehemmt. »Werdet Ihr auch Eure Tochter von der Heirat zurücktreten lassen?«, fragte er.
    Skestinins Zerknirschung war weggewischt, als wäre sie nie da gewesen. »Wenn ich es könnte, würde ich es vielleicht tun«, erwiderte er. »Ich billige nicht, was Ihr getan habt, Dawson, aber Ihr werdet Euer Urteil erhalten und die Folgen tragen. Meine Sabiha hatte diese Wahl nicht. Sie haben gesagt, sie wäre eine Schlampe. Nun werden sie auch noch sagen, dass sie eine Verräterin ist.«
    »Aber das ist sie nicht«, entgegnete Dawson. »Die Wahrheit ist nicht das, was andere Leute sagen. Sabiha ist keine Verräterin, und sie ist keine Schlampe. Wenn sie das nicht weiß, ohne dass es ihr jemand sagt, habt Ihr als Vater eine armselige Leistung erbracht.«
    Einen Moment lang antwortete Skestinin nicht. Sein Gesichtsausdruck war ungläubig, zeigte Ekel. Oder noch schlimmer, Mitleid.
    »Ihr ändert Euch nicht, Kalliam.«
    »Nein«, sagte Dawson. »Niemals.«

G EDER
    GEDER MARSCHIERTE DURCH DIE Gänge der Königs höhe. Er hätte erwartet, dass er sich nach dem Tod von König Lechan besser fühlen würde. Erleichtert vielleicht. Siegreich, das auf jeden Fall. Stattdessen fühlte er sich missmutig. Er hätte gedacht, dass die Rückkehr in sein Bett und an seinen Platz in der Königshöhe mehr von einer Rückkehr nach Hause hätte, das Ende seiner Zeit im Exil. Wenn überhaupt, dann fühlte er sich jetzt noch weniger zu Hause als zuvor.
    Als er noch sein eigener Herr gewesen war, damals, bevor König Simeon gestorben war, hatte er ganze Tage in seiner Bibliothek verbracht, sich in eine Übersetzung vertieft, seine Gedanken völlig auf eine Sache gerichtet. Er hatte dann vergessen, etwas zu essen. Er hatte vergessen zu schlafen. Alles in ihm war auf einen einzigen Punkt gerichtet, eine vollkommene Klarheit des Geistes. Und wenn etwas, wie es unvermeidlich geschah, seine Versenkung störte, stellte er fest, dass er hungrig, durstig und erschöpft war und sehr kurz davorstand, sich in die Hose zu machen. Und selbst wenn all seine körperlichen Bedürfnisse befriedigt waren, hatte er immer noch das Gefühl, neben sich zu stehen, suchte er immer noch nach dem nächsten Wort oder dem nächsten Satz, der feinen Abstufung, die am besten erfasste, was der ursprüngliche Autor gedacht oder beabsichtigt hatte. Alles um ihn herum – Wände, Stühle, Leute – konnte dann unwirklich erscheinen.
    Die Königshöhe und eigentlich alles an Camnipol fühlte sich merkwürdig und unstrukturiert an. Aus den Fugen geraten. Seine Gedanken und Erinnerungen waren nach hinten gerichtet, auf eine staubige, stinkende Ruine. Auf Tage in der Dunkelheit, an denen man nichts tun konnte, außer im Licht einer einzelnen Kerze einfache Rätselspiele zu spielen und sich mit der cinnae-blütigen Bankiersfrau zu unterhalten. Cithrin bel Sarcour. Ein Teil von ihm war noch dort, bei ihr, in jener Dunkelheit. Alles Übrige war nur Ablenkung.
    Geder wusste, dass er der mächtigste Mann in Camnipol war, in Antea, sehr wahrscheinlich in der Welt. Er konnte den Tod von Königen befehlen. Die Männer, die sich einst über ihn lustig gemacht hatten, lebten nun in Angst vor ihm. Es war alles, was er sich gewünscht hatte. Alles, worauf er gehofft hatte. Nur dass er jetzt, wie er feststellte, mehr wollte. Er wollte in seiner Bibliothek sitzen und lesen, bis er einschlief. Er wollte dasitzen und sich mit Aster oder mit Cithrin unterhalten. Er wollte wieder ihren Körper an seinem spüren.
    Und weshalb nicht? Weshalb konnte er diese Dinge nicht haben? Und darüber hinaus, weshalb sollte er nicht?
    Der Erste Kammerdiener war ein älterer Mann mit kalkweißer Haut und einem Haarkranz um den von Altersflecken gesprenkelten Glatzkopf. Als Geder ihn herbefahl, kam er sofort und verbeugte sich auf seinem ganzen Weg durch das Gemach.
    »Ihr habt nach mir gerufen, Lordregent?«, fragte er.
    Geder spürte ein Unbehagen in seinem Inneren und versuchte es zur Seite zu schieben. »Ich will … ich habe beschlossen, dass ich nicht mehr angekleidet werden will. Ich brauche niemanden, der mir meine Kleider anzieht oder mich badet oder mir die Zehennägel schneidet. All das habe ich jahrelang selbst

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