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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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sie ihn geküsst hatte. Wie er seine Furcht hinter seiner Ritterlichkeit verborgen und sie die ihre in Anstand gekleidet hatte, bis sie zu der beinahe eindeutigen Gewissheit gelangt war, dass keiner von ihnen den ersten Schritt tun würde und sie in jenem Garten sitzen und sich nacheinander sehnen würden, bis die Erde alt wurde. Er war jung gewesen, gut aussehend. Der beste Freund von Prinz Simeon. Und wer war sie gewesen? Das Mädchen, das sein Vater für ihn ausgesucht hatte. Die Heirat war arrangiert worden, bevor einer von ihnen die Gelegenheit gehabt hatte, sich dagegen auszusprechen.
    Sie fragte sich, ob es vielleicht etwas gegeben hätte, was sie hätte tun können, um seinen Kurs zu ändern. Sie wünschte sich, dass etwas da gewesen wäre. Wenn dieses ganze Unglück ihre Schuld wäre, hätte sie zumindest eine gewisse Kontrolle darüber gehabt. Aber das war lediglich eine fantastische Vorstellung. Es gab kein festliches Abendessen und kein ablenkendes Gespräch, die Dawson mit der Tatsache versöhnt hätten, von Geder Palliakos Priestern beherrscht zu werden. Eher wären Steine geflogen wie Vögel.
    Es war unvermeidlich gewesen. Und selbst wenn es etwas gegeben hätte, war es nun vorbei. Sie seufzte und biss von dem Würstchen ab. Zu viel Fett und Oregano, aber ansonsten vollkommen annehmbar, und der schwarze Senf verbarg eine ganze Menge Sünden. Sie weinte still, während sie ihre kleine Mahlzeit und ihr Bier beendete, dann sammelte sie sich, setzte ihr Lächeln wieder auf und kehrte zurück in die Welt. Ihr Herz war gebrochen und würde es sehr lange bleiben, aber das hieß nicht, dass sie nichts erreichen konnte.
    Sie kam zurück zu Lord Skestinins Haus, als es schon beinahe dunkel wurde. Ihre Füße und ihr Rücken schmerzten. Der Saum ihres Kleides war schmutzig, weil sie neben den Hunden und Pferden auf der öffentlichen Straße gegangen war. Der Geruch von Tierkot war wohl ein Teil des Stadtlebens, an den sie sich würde gewöhnen müssen. Sie konnte Schlimmeres ertragen. Es war nichts.
    Als sie das Haus betrat, hörte sie die Stimme von Barriath, die im Zorn erhoben war, und die von Jorey, die gleichermaßen antwortete. Mit fest zusammengepressten Lippen folgte sie den Geräuschen des Streits durch die düsteren Gänge und in das Esszimmer, das von billigen Talgkerzen erleuchtet und für eine Familie eingerichtet war, die hier nicht wohnte.
    »Er ist der Vater meiner Frau«, sagte Jorey.
    »Und ich bin dein Bruder«, brüllte Barriath, sein Gesicht gerötet, beinahe schon violett. »Seit wann spielt das keine Rolle mehr? Als Nächstes wirst du dich an diesen Hurensohn in der Königshöhe kuscheln und ihn darum bitten, dass er dir ein Zimmer und einen Fetzen Fleisch gibt.«
    Sabiha stand im Eingang auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers, und ihre Knöchel, die ein Taschentuch aus Spitze hielten, waren weiß. Ihr Gesichtsausdruck verriet Clara, wie viel Schaden Barriath bereits angerichtet hatte.
    »Guter Gott«, sagte Clara, die den Raum so selbstsicher betrat wie ein Bärenbändiger, der in die Grube ging, »man möchte glauben, ihr wärt wieder Kinder, und jemand hätte euch eure schönsten Spielsachen weggenommen. Worum geht es hier?«
    »Ihr kriecht bei Skestinin unter«, erwiderte Barriath und wandte seinen Zorn gegen sie. »Das lasse ich nicht zu. Er hat mir meinen Posten bei der Flotte genommen. Ich habe ihm jahrelang gedient, und sobald es ein paar Schwierigkeiten gibt, wirft er mich über Bord wie einen alten Fisch.«
    »Es gibt gewisse Realitäten …«
    »Ich bin der älteste Mann der Familie. Damit bin ich verantwortlich für unseren Namen«, sagte Barriath. »Und ich lasse nicht zu, dass meine Würde davon angekratzt wird.«
    Clara wusste nicht, inwiefern sich ihr Gesichtsausdruck veränderte, aber sie sah, wie Joreys Augen groß wurden und Barriaths vom Blut aufgedunsenes Gesicht einen aufmerksamen Ausdruck bekam. Ein schwaches Lächeln trat auf Sabihas Lip pen. Clara blickte ihrem erstgeborenen Sohn in die Augen. Eines Tages wäre er der Baron von Osterlingbrachen gewesen, dachte sie. Seine Zukunft war ohne Vorwarnung verschwunden, und Trauer ließ Leute wahnsinnig werden. Sie taten Dinge, die sie sonst niemals getan hätten.
    Sie setzte zu sprechen an, hielt inne und begann von neuem. »Mein Gemahl«, sagte sie, leise und mit schrecklicher Bestimmtheit, »ist nicht tot. Du bist mein Sohn. Jorey ist mein Sohn. Sabiha ist meine Tochter. Lord Skestinin ist eure Familie, und es

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