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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Welle der Begeisterung fremder Leute mitgerissen, wurde an einen Küchentisch gesetzt und aß eine Schale mit etwas, das aussah wie der Unrat, den man von einem Grillrost schabte, und besser schmeckte als alles, was er in den letzten Jahren gegessen hatte.
    Überall um ihn herum lächelten männliche und weibliche Timzinae, und kleine Jungen und Mädchen, so jung, dass ihre Schuppen noch hellbraun waren, wurden gelangweilt, aber geduldig Meister Kit vorgeführt, der sich über jedes einzelne Kind freute. Als er Marcus mit seinem vollen Namen vorstellte, konnte er erkennen, dass der erste Mann – Epetchi war sein Name – skeptisch war. Aber wenn der alte Kitap mit einem Mann reisen wollte, der so tat, als wäre er der Königsmörder von Nordstade, dann war es für ihn offensichtlich in Ordnung.
    Sie durften nicht mehr unter den Sternen schlafen. Stattdessen bekamen sie eine Kammer an der Rückseite des Kaffeehauses und legten sich auf eine dünne Baumwollmatratze, die schon einmal sauberer gewesen war.
    »Freunde, nehme ich an?«
    »Als ich damals die Welt betreten habe, habe ich den Großteil eines Jahres in Suddapal verbracht«, sagte Meister Kit, als er seine Bettrolle auf der Matratze ausbreitete. Das war vermutlich klug. Mit allen Insekten, die in ihren Bettrollen wohnten, waren sie zumindest schon bekannt. »Hier habe ich gewohnt. Epetchi war damals noch ein Junge. Dünn wie eine Weidenrute, und er hatte nichts anderes als Mädchen im Kopf.«
    »Meint Ihr, dass sie uns helfen können?«
    »Ich glaube, sie werden uns helfen, wenn sie können. Das ist vielleicht nicht ganz dasselbe. Aber ich habe mehr Vertrauen in den guten Willen, der durch gemeinsame Mahlzeiten und den Austausch von Geschichten entsteht, als in den guten Willen, den man sich mit Geld von Fremden erkauft.«
    »Ihr wisst schon«, erwiderte Marcus, »dass ich Euch nicht dazu gezwungen habe, den Finderlohn zu zahlen.«
    »Die Welt ist ein merkwürdiger Ort«, sagte Kit und setzte sich mit einem Ächzen hin. »Als ich zum letzten Mal hier war, war alles anders. Ich war anders und sie auch. Selbst das Gebäude hat sich verändert. Da war keine Mauer, zumindest erinnere ich mich an keine. Und doch war es alles ähnlich. Es ist, als wäre die Welt ein Stein, hart und unveränderlich, während wir sie anmalen, in einer Schicht über der nächsten und übernächsten. Wir verändern sie durch das Gewicht der Geschichten, die wir in sie einbringen, aber sie verändern nur das, was da ist. Nicht das steinerne Wesen der Welt.«
    »Das klingt sehr tiefgründig«, sagte Marcus. »Ich weiß aber nicht, was zur Hölle es bedeuten soll. Meint Ihr, sie kennen jemanden mit einem guten Boot?«
    Das kleine Segelboot wurde von einer Timzinae mit breitem Gesicht und schelmischem Lächeln gesteuert. Sie trafen sie Epetchis Anweisungen folgend am Ende einer der langen Molen. So weit von der Küste entfernt fühlte sich Marcus, als hätte er die Stadt bereits verlassen. Sie saß hinten in ihrem Boot, wo sie lange, geflochtene Seile in Mustern aufwickelte, die Marcus in einem anderen Zusammenhang fälschlicherweise für Kunst gehalten hätte. Ihr Name, hatte man ihnen gesagt, war Adasa Orsun.
    Das Boot selbst war klein genug, dass es von einer Person gesteuert werden konnte, und groß genug, um fünf Leute zu transportieren, wenn sie nicht Vorräte für eine lange Reise über das offene Meer mitnehmen mussten. Das Deck war weiß wie Schnee, und die Segel waren Vierecke aus dickem Segeltuch, das blau wie das Meer gefärbt war. Es hüpfte auf den Wellen, hinauf und wieder nach unten. So dicht, wie es sich an der Wasserlinie bewegte, konnte sich Marcus nicht vorstellen, wie es in einem Sturm nicht volllaufen sollte. Aber am Kai waren mindestens ein Dutzend weitere ähnliche Boote befestigt, also musste an der Bauweise oder dem Umgang damit etwas sein, das es möglich machte.
    Entweder das, oder sie fuhren einfach nicht hinaus aufs Meer, wenn das Wetter schlecht war.
    Meister Kit übernahm das Vorstellen. »Man hat uns zu verstehen gegeben, dass Ihr vielleicht Passagiere in den Süden nach Lyoneia bringen würdet«, sagte er.
    »Könnte sein«, erwiderte die Frau. »Für den richtigen Preis. Wann wollt Ihr aufbrechen?«
    »Je eher, desto besser«, sagte Meister Kit mit einem Lächeln.
    »Früher als in einem Monat kann ich nicht«, meinte die Frau mit einem Schulterzucken. »Habe mich bereits für andere Arbeit verpflichtet.«
    Marcus brauchte keine kleinen schwarzen Wesen,

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