Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)
sagte Sanna Daskellin. »Er hat diesen grandiosen Kundigen aus Borja aufgetan, der Vorrichtungen bauen kann, um Flammen zu kanalisieren, die er dann in allen Arten von Farben brennen lassen kann. Ich habe ihm beim Üben zugesehen.« Sie neigte sich zu ihm, eine kleine Verlagerung ihres Gewichts, durch die sie andeutete, dass sie ein Geheimnis teilten. »Es ist schön, aber es riecht nach Schwefel.«
Geder lachte. Hinter dem Mädchen blieb die Tralgu- Anstandsdame reglos stehen wie der Wächter eines Kontors. Geder wollte zu einem Ledersessel gehen, aber das Mädchen rutschte auf ihrem Divan zur Seite und klopfte sanft auf die leere Hälfte, um ihn zum Hinsetzen aufzufordern. Geder zögerte, dann nahm er neben ihr Platz, darauf bedacht, sie nicht zu berühren. Ihr Lächeln war voller Sonne und Schatten, und es sorgte dafür, dass sich Geder sowohl unangenehm erregt als auch leise verspottet vorkam.
»Ist es nicht ungünstig, sich einen Hof mit Curtin Issandrian zu teilen?«, fragte sie.
»Nicht sonderlich«, erwiderte Geder. »Er ist natürlich auch noch nicht zurückgekehrt. Ich nehme an, es könnte seltsam werden, wenn er wieder da ist. Vielleicht ist es ein wenig unschön, sich in seiner Nähe zu befinden. Das könnte zu Konflikten führen.«
»Das glaube ich nicht«, sagte Sanna. »Issandrian ist vielleicht ahnungslos genug, sich mit Verrätern abzugeben, aber er erkennt einen Löwen, wenn ihm einer in die Augen schaut.«
»Nun, darüber kann ich nichts sagen«, erwiderte Geder. Sannas Gesichtsausdruck lud ihn ein, mit ihr zu lächeln, und es fiel ihm sehr schwer, es nicht zu tun. »Ich meine … wahrscheinlich ist das so.« Er formte seine Finger zu Klauen und fuhr damit durch die Luft. »Grrr«, machte er.
Sannas Lachen brachte sie eine Winzigkeit näher an ihn heran. Sie roch nach Rosenwasser und Moschus. Als sie mit den Fingern über Geders Arm strich, fühlte er einen seltsamen Kloß in der Kehle.
»Oh, ich bin schrecklich durstig. Ihr nicht?«, fragte sie.
»Bin ich«, antwortete Geder, beinahe bevor er die Frage verstanden hatte.
»Seribina?«
»Meine Dame?«, fragte die Tralgu.
»Könntest du uns etwas Wasser holen?«
»Natürlich, meine Dame.«
Aber sie ist Eure Anstandsdame , dachte Geder, dann verkniff er sich die Bemerkung, ehe er sie äußern konnte. Er würde mit einer Frau allein sein. Einer Frau von hoher Geburt, die ganz offensichtlich Hebel in Bewegung setzte, damit sie ein paar Minuten mit ihm in seinem Haus allein sein konnte. Er spürte die ersten hartnäckigen Regungen einer Erektion und biss sich fest auf die Lippen, um sie im Zaum zu halten. Die Tralgu ging zur Tür, so ruhig und stattlich wie ein Schiff auf dem Ozean. Geder war hin- und hergerissen zwischen dem Impuls, sie gehen zu lassen, und dem Wunsch, sie zurückzurufen.
Die Angelegenheit wurde ihm aus den Händen genommen.
»Mein Herr«, sagte sein Haushofmeister, der an der Tür auftauchte, kurz bevor die Tralgu sie erreichte. »Es tut mir leid, dass ich stören muss. Sir Darin Eschfurt ist eingetroffen und bittet um einen Augenblick Eurer Zeit.«
»Eschfurt?«, fragte Sanna. Die Überraschung in ihrer Stimme ließ sie wie eine andere Frau klingen, eine ernstere Frau. Sie blickte Geder nicht mehr ganz so kokett, sondern vielmehr respektvoll an. »Mir war nicht bewusst, dass Ihr den Botschafter zu Gast habt.«
»Ein Gefallen«, erwiderte Geder. Die Worte schienen sich ihm zu entziehen. »Für einen Freund.«
Ihre vollkommene Haut glättete sich. Geder hatte das Gefühl – vielleicht zu Recht und vielleicht nur in seiner Vorstellung –, dass hinter ihren tiefschwarzen Augen irgendeine Berechnung vonstattenging.
»Nun«, sagte sie. »Ich kann Euch nicht von Staatsangelegenheiten abhalten. Aber sagt noch einmal, dass Ihr zu Vaters Gesellschaft kommen werdet?«
»Werde ich«, bestätigte Geder, der sich erhob, als sie es tat. »Ich verspreche es. Ich werde da sein.«
»Ich habe Zeugen«, sagte Sanna mit einem Lachen und deutete auf die Diener. Sie gab ihm erneut die Hand, und Geder küsste sie sacht.
»Lasst mich Euch hinausgeleiten«, schlug er vor.
»Aber ja, vielen Dank, Baron Ebbinwinkel«, erwiderte sie und bot ihm ihren Arm.
Sie gingen zusammen vom hinteren Teil des Anwesens zu den breiten Steinstufen, die hinab zu ihrer Kutsche führten, einem altmodischen Modell, das von Pferden anstelle von Sklaven gezogen wurde. Geder überließ sie der Fürsorge ihrer Diener mit einem bis tief ins Mark gehenden
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