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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Dinge. Ihr habt den Prinzen gerettet, und Simeon hat Gerechtigkeit herbeigeführt, als er Maas dem Tod überantwortet hat. Aber es muss jetzt aufhören. Gebt Lechan ein Jahr, um jene Teile der Verschwörung zu entwurzeln, die sich in Asterilreich befinden, und dann wird auch dort Gerechtigkeit gewirkt werden. Schickt Bewaffnete zur Grenze, und die Torheit einiger weniger Männer wird zur Tragödie für Tausende. Und das völlig grundlos.«
    Geder kaute gedankenverloren auf seinem Daumennagel herum. Eschfurts Aufrichtigkeit war überzeugend, aber etwas störte ihn. Er setzte an, um etwas zu sagen, dann hielt er inne.
    »An beiden Höfen war etwas faul«, fuhr Eschfurt fort. »Ihr habt es auf Eurer Seite entfernt. Alles, worum ich bitte, ist die Zeit, bei uns dasselbe zu tun.«
    »Maas wollte eine Vereinigung«, wandte Geder ein. »Sein Plan war es, die Königreiche zu vereinen.«
    »Maas wollte Macht, und er hätte jede Geschichte erfunden, die nötig gewesen wäre, um sie zu rechtfertigen. Wenn Lechan davon erfahren hätte, hätte er es im selben Atemzug beendet.«
    Geder runzelte die Stirn. »Euer König hat nichts gewusst?«, fragte er, verärgert, dass seine Stimme so missmutig klang.
    Der Botschafter blickte ihm direkt in die Augen. Sein Gesicht war ernst. Feierlich. »Nein.«
    Geder nickte, aber es bedeutete nichts für ihn. Es war nur eine Geste, etwas, um die Stille zu füllen. Wenn es stimmte und der König von Asterilreich gegen Maas gehandelt hätte, genauso wie König Simeon es getan hatte, dann wäre es für alle das Beste, wenn der Frieden gewahrt wurde. Es wäre genau das Richtige. Wenn andererseits der Botschafter lediglich ein guter Schauspieler war, der auf einer Reihe von sehr kleinen Bühnen seine Rolle spielte, dann verschwor Geder sich gegen den Thron, wenn er sich auf seine Seite stellte. Das Wohl und Wehe des Königreichs – und mehr als das, das Schicksal von Aster – hing von Geders Urteil ab. Er runzelte die Stirn und versuchte, dem Ernst mit Ernsthaftigkeit zu begegnen.
    Tatsache war, dass Geder nicht wusste, was er denken sollte. Er fühlte sich, als könnte er genauso gut eine Münze werfen.
    »Ich werde darüber nachdenken«, sagte er mit Bedacht.
    Die langen Monate des Winters, Geders Schirmherrschaft und ein Dutzend niedere Priester aus dem Tempel in den Bergen jenseits der Keshet hatten dem Tempel mehr Größe und Glanz verliehen. Wo Schmutz und Staub aus Jahrhunderten die Mauern geschwärzt hatten, leuchteten die Kacheln nun. Die meisten traditionellen religiösen Bilder und Ikonen waren auseinandergenommen worden, und aus ihrem Material hatte man andere Bilder geschaffen. Der Großteil davon besaß die achtfache Symmetrie des roten Seidenbanners, das über dem Haupteingang flatterte. Die Luft war schwer vom Geruch des Nesselöls, das in den Lampen brannte.
    Im Mittelpunkt des Heiligtums stand ein halbes Dutzend Priester im Kreis; sie lachten und spielten ein Spiel, bei dem man harte, ungekochte Bohnen in den offenen Mund eines anderen werfen musste. Ein halbes Dutzend Priester und ein Prinz des Reiches. Asters blasse Haut und seine gerundeten Züge stachen in dieser Gesellschaft hervor. Alle Priester besaßen lange Gesichter und borstiges Haar, als wären sie Mitglieder derselben großen Familie. Ihre braunen Roben wirkten neben Asters bunten Seiden- und Brokatgewändern staubig: ein Singvogel unter Sperlingen.
    »Geder!«, rief Aster, und Geder winkte. Es war gut, den Prinzen lachen zu sehen. Obwohl sich Aster nicht beschwert hatte, war der Winter schwierig für ihn gewesen. Besonders die Wochen zwischen dem Ende der königlichen Jagd und der Rückkehr nach Camnipol. Es war das erste Mal gewesen, dass Aster für längere Zeit von seinem Vater getrennt gewesen war, und die Düsternis des Anwesens in Ebbinwinkel hatte ihren Tribut gefordert. Geder hatte getan, was er konnte, aber er hatte nie einen Bruder gehabt und allzu wenige Freunde unter Gleichaltrigen. Sie hatten zusammen an den dunklen Abenden Karten gespielt. Mehr Trost hatte er nicht bieten können.
    Basrahip, der Hohepriester, war in seinem eigenen Zimmer. Der Hüne saß auf einem flachen Kissen, die Augen zur Meditation geschlossen. Einen Moment lang war es schwer zu erkennen, weshalb der Raum so nackt erschien. Er hatte ein Bett, einen Schreibtisch und einen hohen Schrank aus geschnitztem Rosenholz mit Einlegearbeiten aus Ebenholz und Gagatstein. Im Feuerrost standen frische Scheite und Zunder bereit. Der Teppich war

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