Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
Vom Netzwerk:
verärgert über die Störung und halb erfreut darüber. Sein Haushofmeister war ein Erstgeborener mit langem weißem Bart und buschigen weißen Augenbrauen, die Geder an Bilder von Onkelchen Schnee aus den Kinderbüchern erinnerten, die er als Junge gelesen hatte.
    »Ja?«
    »Ihr habt Besuch, mein Herr.«
    Geder erhob sich von seinem Schreibtisch. Sein privates Arbeitszimmer war ein Chaos aus Papieren, Schriftrollen, Notizbüchern und Wachstafeln. Er blickte sich betroffen um. Das konnte er niemanden sehen lassen.
    »Gut«, sagte Geder. »Bringt ihn … bringt ihn in den Garten.«
    »Ich habe sie in den nördlichen Salon geführt.«
    Geder nickte, halb in Gedanken. »Nördlicher Salon«, murmelte er. »Das ist welcher?«
    »Ich bringe Euch hin, mein Herr.«
    Das Anwesen und die Ländereien seines Besitzes waren ihm noch nicht vertraut. Vor einem Jahr war er noch der Sohn des Grafen von Bruchhalm gewesen. Inzwischen, nachdem Basrahip ihm dabei geholfen hatte, den Verrat von Feldin Maas offenzulegen, war er nicht nur Baron Ebbinwinkel, sondern auch der Beschützer von Prinz Aster. Der Junge, der eines Tages der König von Antea sein würde, war sein Mündel. Es war eine Ehre, von der er nie geträumt hätte, und nun war sein Leben voll von Dingen, die er einst weit außerhalb seiner Reichweite vermutet hatte.
    Er hatte den Winter in Ebbinwinkel verbracht, wenn er nicht gerade herumgereist war, um dem fahrenden Spektakel zu folgen, das die Jagd des Königs darstellte. Die Rückkehr in das Anwesen in Camnipol war merkwürdig wie ein Traum gewesen. Hier war der Lagerraum, in dem er zugesehen hatte, wie Feldin Maas, der vorherige Baron Ebbinwinkel, seine eigene Frau erschlagen hatte. Hier waren die Gartenwege, auf denen er durch die Nacht geflohen war, die Briefe, die Maas’ Schuld bewiesen, an die Brust gepresst. Alles an diesem Ort kündete von Gefahr. Aber er gehörte nun rechtmäßig ihm.
    Der nördliche Salon war derjenige, den er im Geiste »das Wohnzimmer am Innenhof« genannt hatte. Und der Gast, der auf ihn wartete, war nicht derjenige, mit dem er gerechnet hatte.
    Er hatte das Mädchen im vorigen Jahr am Hof gesehen, aber er hatte bei Hofe beinahe jeden gesehen. Ihre Haut war von sanftem Braun, wie Kaffee mit Milch, und ihr Haar floss weich um ihr langes Gesicht mit den hohen Wangenknochen. Sie trug ein aufsehenerregend grünes Kleid unter einem schwarzen Ledermantel, der ein wenig zu großzügig geschnitten war, eine Mode, die Geder selbst unabsichtlich angestoßen hatte. Ihre Anstandsdame war eine aufragende Tralgu in einem beinahe komischen Rüschenkleid, die in einer Ecke stand.
    »Ah, oh«, machte Geder.
    »Lord Beschützer Geder Palliako«, verkündete sein Haushofmeister. »Ihre Ladyschaft Sanna Daskellin, dritte Tochter von Lord Canl Daskellin.«
    »Ich hoffe, ich komme nicht zu einer unpassenden Zeit«, sagte das Mädchen, das durch das Zimmer auf ihn zuschwebte, die Hand ausgestreckt, damit er sie nahm. Er nahm sie.
    »Nein«, erwiderte er mit einem Nicken. »Nein, es passt hervorragend.«
    Ihr Lächeln zeigte sich schnell und strahlend. »Mein Vater veranstaltet eine Eröffnungsfeier für diese Hofsaison, und ich wollte Euch die Einladung persönlich überbringen. Ihr glaubt doch nicht, dass ich zu dreist bin, oder?«
    »Nein«, antwortete Geder. »Nein, überhaupt nicht. Nein. Ich freue mich, dass Ihr vorbeikommen konntet.«
    Sie drückte sanft seine Finger, und er bemerkte, dass er noch immer ihre Hand hielt. Er ließ sie los.
    »Wir sind gerade erst nach Camnipol zurückgekehrt«, erklärte sie. »Wie findet Ihr Euren neuen Besitz?«
    Geder verschränkte die Arme, um eine Lockerheit vorzugeben, die er nicht verspürte. »Meistens mit einer Karte und einem Führer«, sagte er. »Maas hat mich nie dorthin eingeladen. Wir sind nie in denselben Kreisen verkehrt. Ich habe den Großteil des Winters allein damit verbracht herauszufinden, wo er alles hingetan hat.«
    Sie lachte und setzte sich auf einen roten Seidendivan. Geder erkannte, dass sie nicht wieder gehen würde. Die Verknüpfung von Unbehagen und Aufregung war ein wenig schwindelerregend. Er sprach in seinem eigenen Haus mit einer Frau, deren Anstandsdame dabei war. Es war kein Verstoß gegen Etikette oder Anstand, aber sein Blut raste trotzdem ein wenig schneller durch seine Adern.
    Geder leckte sich nervös über die Lippen. »Was hat er denn für Pläne für diese Eröffnungsfeier? Das übliche Gelage, nehme ich an?«
    »Eine Feuerschau«,

Weitere Kostenlose Bücher