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Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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zusammen. Am Rande ihres Sichtfelds strich Pyk mit einem vernarbten Daumen über die Liste. Das Rascheln von Papier auf Papier, als sie zur nächsten Seite blätterte, klang wie ein ungeduldiges Seufzen.
    »Das gehört uns nicht«, sagte sie und tippte auf die Seite.
    »Jetzt schon«, erwiderte Marcus. »Es ist in unserem Lager.«
    »So, wirklich?«, fragte Pyk. »Und wenn irgendein Kaufmann aus dem Salzviertel beim Statthalter darauf Anspruch erhebt, was werdet Ihr dem Magistrat dann sagen? Na ja, wir haben es einem Piraten abgenommen, also gehört es uns? Wenn wir keine Papiere haben, um zu beweisen, dass wir das Recht haben, es zu besitzen, schafft es aus meinem Lager.«
    Cithrin drückte eine Fingerspitze auf die nördliche Küste und folgte ihr von Nordstade nach Asterilreich und Antea. Sie war schon einmal vor anteanischen Schwertkämpfern ge flohen. Die Armee des Imperiums hatte Vanai eingenommen, und irgendein Statthalter der Anteaner hatte es niedergebrannt. Daran erinnerte man sich bestimmt noch. Die Grenze zwischen den streitenden Reichen war ein Fluss, der aus den Sümpfen im Süden heraufkam und sich im Norden ins Meer ergoss. Nur eine einzige Drachenstraße überquerte das Gewässer wie ein Tor in einer Mauer. Das Meer würde, wenn überhaupt, das erweiterte Schlachtfeld sein. Wenn die Adligen und Kaufleute aus Asterilreich nach Westen flohen, fort vom Feind, wäre Nordstade der einzige Ort, an den sie flüchten konnten.
    »Doch, es gehört uns. Bergungsrechte sind auch Rechte«, sagte Marcus gerade, und Cithrin fiel auf, dass sie einen Teil des Gesprächs überhört hatte.
    »Wenn Ihr in Eurem Namen das Risiko auf Euch nehmt, könnt Ihr alles behalten, was Ihr jemandem gestohlen habt, und Ihr geht dann dafür in den Kerker. Ich werde …«
    »Ich möchte jetzt bitte mit dem Hauptmann allein sprechen«, unterbrach sie Cithrin. Drei Augenpaare richteten sich auf sie. Pyk und Marcus kochten beide vor Zorn. Yardem war wie immer nicht zu deuten. »Nur Marcus. Nur einen Augenblick.«
    Pyk machte ein Geräusch, als würde sie ausspucken, aber sie tat es nicht. Ihr walzender Gang ließ sie wie ein Schiff wirken, das in hohen Wellengang geraten war, während sie hinausschritt. Yardem nickte, zuckte mit einem Ohr und zog sich zurück, wobei er die Tür hinter sich schloss.
    »Diese Frau ist eine Katastrophe«, sagte Marcus und zeigte mit zwei Fingern auf die Tür. »Ich glaube, sie haben sie nur geschickt, um uns zu bestrafen.«
    »Wahrscheinlich ist das so«, erwiderte Cithrin. »Das ist mit ein Grund, weshalb sie recht hat.«
    »Hat sie aber nicht. Sobald Rinál diese Kisten an sich genommen hat, hat er …«
    »Nicht damit. Mit Carse. Ich kann Euch nicht mitnehmen.«
    Marcus verschränkte die Arme und lehnte sich an das Steh pult, das einzige Überbleibsel vom Schreibtisch des alten Spielbudenbesitzers. Sein Gesichtsausdruck war nichtssagend. »Verstehe«, brummte er.
    »Ich werde nach Carse gehen, um Komme Medean für mich zu gewinnen«, erklärte sie. »Wenn ich mit einem Skandal ankomme, wird mir das nicht weiterhelfen. Und Ihr seid Marcus Wester. Ihr seid der Mann, der den Eintagskönig getötet hat. Ich vergesse das, weil ich Euch kenne. Und Ihr lasst Euch davon nicht bestimmen. Aber der Rest der Welt, und ganz besonders der Hof von Nordstade, wird Euren Namen nicht hören, ohne an Armeen und tote Könige zu denken. Komme Medean muss mich mögen. Oder mich respektieren.«
    Seine Lippen waren so fest zusammengekniffen, dass sie weiß waren, und neben seinem Mund zogen sich scharfe, zornige Linien nach unten. Einen Moment lang hatte Cithrin das ungute Gefühl, dass er gleich kündigen würde. Sie und die Bank und alles andere verlassen. Dann blickte er sie an, und sein Gesichtsausdruck wurde sanfter.
    »Nun«, sagte er. Ein Hund japste, und nicht weit entfernt fluchte eine Männerstimme. Marcus kratzte sich an der Wange, ein Geräusch wie Sand, der auf Papier fiel. »Ich nehme an, jemand muss ein Auge auf Pyk haben.«
    »Danke.«
    »Du wirst trotzdem Wachen brauchen. Wenn es nicht ich und Yardem sind, wirst du mindestens vier benötigen …« Cithrin lächelte, und Marcus schaffte es zurückzulächeln. »Ver… versprich mir einfach, dass du in Sicherheit sein wirst. Meine Vergangenheit ist voll von Leuten, die ich in Nordstade verloren habe.«
    »Ich verspreche es«, sagte sie.
    Obwohl sich Cithrin als aufrechte und bedeutende Bürgerin von Birancour neu erfunden hatte, war sie nie weiter im Landesinneren

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