Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
Vom Netzwerk:
gewesen als bis zu den Bergen und Hügeln an der Küste, die es von den Freistädten trennten und die sich damals auch noch im eisigen Griff des Winters befunden hatten. Sie hatte sich das ganze Land so vorgestellt – wogende Hügel und Felsen, die von Wäldern und Wiesen durchsetzt waren. So war das Land zwischen den Freistädten gewesen, wo es nicht unter Schlamm und Schnee verschwunden war. Erst als sie die letzten einsamen Häuser und Höfe von Porte Oliva hinter sich gelassen hatten, erkannte sie, wie weit und offen sich das Land erstreckte, und hörte zum ersten Mal in ihrem Leben, mit welcher Stimme das Gras sang.
    Das Innere von Birancour war flach, es gab nicht einmal einen Hügel, der den Horizont aufgelockert hätte, und die Straße aus Drachenjade führte mitten hindurch. Cithrin ertappte sich dabei, wie sie sich vorstellte, dass die Straße etwas Lebendiges war, das sich hinter ihnen aufrollte und vor ihnen aufstieg, eine Seeschlange, die mit ihnen reiste und sie über einen Ozean aus Gras geleitete. Hätte man sie gefragt, hätte sie gesagt, dass das Geräusch des hohen Grases, das sich im Wind wiegte, wie ein Kratzen war, als würde man händeweise Stroh aneinanderreiben. Es war, als ginge man unter einem Wasserfall. Sogar der leiseste Windhauch brüllte, und nach dem dritten Tag begann Cithrin Dinge darin zu hören – Stimmen und Musik, Flöten und Trommeln und einmal einen großen Chor von Stimmen, die sich zusammen im Gesang erhoben.
    Bauernhöfe und bestellte Felder schienen aufzusteigen und wieder hinabzusinken wie Bilder aus einem Traum. Sie erwartete beinahe, dass die Männer und Frauen, denen sie auf der Straße begegneten, einer neuen, unbekannten Rasse entstammten, aber stattdessen waren es Erstgeborene und Cinnae, ihre Gesichter ledrig von der Sonne und ihre Handflächen gelb und schwielig. Die Leute schienen so vertraut und alltäglich, dass Cithrin sich langsam sagte, es wären nur ihr eigenes Befremden und die Aufregung, die den Ort irgendwie nicht ganz echt wirken ließen. Als ein riesiges Geschöpf vor ihnen über die Straße glitt, das gut halb so groß wie ihr eigenes Pferd war, aber schwarz und schleimig, mit Dolchzähnen und einer höchst seltsamen, blumenartigen Nase, mussten ihre Wächter warnend aufschreien, um sie davon zu überzeugen, dass es echt war.
    Letztlich hatte ihr Marcus doch nur zwei Wächter mitgegeben. Zwei Erstgeborene namens Barth und Corisen Mout. Wenn es Nacht wurde, ohne dass eine Herberge oder Karawanserei auftauchte, führte einer sein Pferd hinaus ins Gras und ließ es wie einen Hund im Kreis gehen, bis ein runder Fleck niedergetrampelt war. Obwohl das Gras feucht und grün war, entzündeten sie niemals ein Feuer.
    Cithrin lag in ihrem winzigen ledernen Schlafzelt, einen Arm vor sich ausgestreckt und den Kopf daraufgebettet. Das Zeltdach war nur ein paar Fingerbreit über ihr, und es hielt ihre Körperwärme erstaunlich gut im Inneren. Sie war so müde, dass sie zitterte, ihr Rücken und ihre Beine schmerzten vom Reiten. Der angespannte Knoten in ihrem Bauch war ein alter, unwillkommener Begleiter, der zurückgekehrt war, als sie ihn am wenigsten brauchen konnte, und er hielt sie vom Schlafen ab. Daher tat sie so als ob, schloss die Augen und versuchte ohne Erfolg, ihre Wachen nicht zu belauschen, während sie sich unterhielten. Über Marcus.
    »So, wie ich es gehört habe, wusste Frühlingssee, dass der Hauptmann der einzige Grund war, weshalb er den Krieg gewann«, sagte Barth. »Das ging so, bis er sich selbst halb verrückt vor Angst gemacht hatte, dass Wester die Seiten wechseln würde. Daher hat Frühlingssee sich nach der Schlacht von Ellis einen Sack voll Uniformen von Lady Tracians Toten geholt, seine eigenen Männer hineingesteckt und sie dann zur Familie des Hauptmanns geschickt. Sie haben ihn festgehalten, während seine Frau mit dem Kleinkind verbrannt ist.«
    »Es war kein Kleinkind«, sagte Corisen Mout. »Das Mädchen war sechs, sieben Jahre alt.«
    »Dann also sein kleines Mädchen.«
    »Wie hat der Hauptmann herausgefunden, dass sie ihn hinters Licht geführt haben?«
    »Weiß ich nicht. Das war aber nicht, bevor Lady Tracian an den Pranger gestellt wurde.«
    »Ich dachte, er wusste es schon vorher und hat die ganze Zeit nur mitgespielt. Hat den Krieg in einem Jahr beendet und Frühlingssee König werden lassen, so dass der sich sicher fühlte, ehe er den Bastard niederstreckte.«
    »Mag schon sein. Ist noch was drin in dem

Weitere Kostenlose Bücher