Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

irgendein Weg, um sie alle davon zu überzeugen, Pyk Usterhall zu nehmen, sie in einen Brunnen zu werfen und Cithrin die Bank zurückzugeben.

D AWSON
    DIE ARMEE VERLIESS CAMNIPOL eine Woche nach Lord Eschfurts Händen. Bei so wenig Vorbereitungszeit war es eine kleine Streitmacht. Zwanzig Ritter mit ihren Knappen. Vierhundert Schwertkämpfer und Bogenschützen, die meisten davon Bauern, die man inmitten der Pflanzzeit von ihrem Land geholt hatte. Nur etwa zwei Dutzend waren Berufssoldaten, knapp hundert hatten jedoch in ihrem Leben bereits einmal auf einem Schlachtfeld gestanden. Sie trugen an Rüstung, was gerade verfügbar gewesen war, und hielten die Schwerter, Lanzen und Jagdbögen in den Händen, die sie für diesen Tag auf Speichern und in Kellern aufbewahrten. Sie machten sich bereits auf den Weg, während die Nachricht noch nach Süden und Osten ging, damit sich die anderen versammelten. Es würde vielleicht einen Monat dauern, bis die zweite und größere Streitmacht zusammenkam, die dann von den Ländereien des Südens oder aus Westen an der Grenze zu Sarakal heraufziehen würde. Dawsons Schätzung nach würde das Imperium eine Armee von sechstausend Mann ins Feld schicken, gerüstet und bewaffnet, und immer noch genug Männer auf den Äckern zurückbehalten, um eine Hungersnot im nächsten Frühling zu verhindern.
    Aber das spielte erst später eine Rolle. Im Augenblick trabten die Pferde der Ritter auf dem breiten Weg aus Jade, und dahinter folgten Karren mit Verpflegung für Mensch und Tier. Hinter ihrem Zug verblasste Camnipol, bis die Königshöhe kaum mehr als ein undeutlicher Fleck vor dem Horizont war. Und an der Spitze der Armee ritt Lordmarschall Dawson Kalliam mit Jorey an seiner Seite und schlug ein zügiges Tempo an, als würde er versuchen, die Armee hinter sich durch sein Vorbild und schiere Willenskraft mitzureißen.
    Wenn man die Karte betrachtete, war Asterilreich kaum mehr als ein breiter Streifen Land, der das imperiale An tea von Nordstade trennte und zwischen den beiden großen nördlichen Königreichen eingesperrt war wie ein Knappe, der zwischen zwei Rittern stand. Die Küste von Asterilreich war die kürzeste aller drei Staaten. Es konnte lediglich zwei große Städte sein Eigen nennen: Kaltfel und Asinhaven. Es war jedoch besser geschützt, als es einfache Tintenstriche auf Pergament vermittelten. Im Süden strömte der Fluss Siyat seiner Mün dung entgegen, indem er Wasser aus weitläufigen Sümpfen zog, die vom Schmelzwasser aus den Bergen entlang seiner Südgrenze gespeist wurden. Ein Einmarsch aus den Trockenbrachen war also schwierig und zeitaufwendig. Von Westen her war es sumpfig, was das Heer anfällig für Krankheiten machen würde. Der Fluss selbst, der Siyat, konnte in seinen nördlichsten Abschnitten befahren werden, aber über den Großteil seiner Länge hinweg war er schlammig, kalt, unberechenbar und tief. Die einzige anteanische Stadt, die sich in der letzten Generation vom Gespaltenen Thron losgesagt hatte, war Anninfeste am Ufer des Flusses; dort atmete man die Luft von Asterilreich, und dort wohnten Männer, die beiden Königreichen treu ergeben waren.
    Dawson hatte über die Kriege zwischen den niederen Königen und die Abspaltung von Antea gelesen, ehe es zu einem separaten Reich geworden war, und das, was einen Unterschied zwischen einem raschen Schlagabtausch, der schnell vorbei war, und einem aufreibenden, blutigen Krieg, der sich über Jahre hinziehen konnte, machen würde, war die Serefbrücke.
    Einen Tagesritt südlich von Kaltfel spannte sich ein Band aus Drachenjade über die Stromschnellen. Man sagte, dass die Straße älter war als der Fluss, dass die Drachenstraße einst durch eine Ebene geführt hatte, und tausende Jahre der Erosion hatten daraus eine Brücke gemacht. Zu beiden Seiten kauerten Garnisonen, funkelten sich gegenseitig über das offene Wasser hinweg an. Das Land, das über beide Festungen verfügte, bestimmte auch den Krieg, und Dawsons größte Hoffnung war, die Brücke mit einer Streitmacht zu erreichen, die groß genug war, um die andere Seite zu überrollen, ehe König Lechan sich von dem Schock über Geder Palliakos Wüten erholt hatte. Jeder Angriff über die Brücke hinweg würde einen blutigen Tribut fordern, aber wenn man jetzt fünfhundert Männer an einem Nachmittag verlor, würde man damit fünftausend davor bewahren, in Sümpfen und Furten zu sterben, auf Schiffen und Stränden, über Jahre hinweg.
    Dawsons Zelt war so