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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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eine Nachricht für Kees und Anneke schreiben wollte, läutete das Telefon. Ich zögerte kurz, nahm dann aber doch ab. Es war Larings.
    »Tag, Sid.« Seine Stimme zitterte vor schwer zu verhehlender Bekümmerung.
    Ichbegann mich wie ein Wahnsinniger zu entschuldigen, rief, daß ich abgespannt und überdreht gewesen sei, aber gerade vorgehabt hätte, bei ihm anzuklopfen, denn ich könne jetzt stehenden Fußes für ihn ans Werk gehen.
    Er ließ mich ausreden und sagte: »Deinen Auftrag habe ich zurückgezogen, Sid.«
    Verdammt. Ich besaß schließlich trotz allem noch so etwas wie ein Berufsethos.
    »Oh, ja, das verstehe ich, Chef. Wenn du noch mal was hast, denk wieder an mich. Vielen Dank jedenfalls.«
    »Warte mal, Sid, nicht so hastig. In was für einem Zustand bist du im Augenblick? Ich meine, bist du betrunken, hast du einen Kater, siehst du unappetitlich aus?«
    »Ich sehe nie unappetitlich aus, wieso?«
    »Könntest du heute nachmittag im Hilton in Amsterdam sein? In vorzeigbarem Zustand?«
    »Ja, klar.«
    »Dann besteht nämlich die Chance, daß du Karriere machst. Internationale Karriere. Aber dafür mußt du topfit sein, denn die sind nicht ohne.«
    »Wer sind die, Chef? Du machst mich neugierig.«
    »Okay, Sid, ich dürfte eigentlich nicht darüber reden, aber ich finde, du solltest wissen, was dich erwartet. Ich hatte hier gestern den Vizepräsidenten eines großen amerikanischen Konzerns zu Besuch. Sie wollen ihren Absatzmarkt vergrößern und eine eigene europäische Verkaufssparte aufbauen, und dafür suchen sie sich jetzt in ganz Europa ihre Leute zusammen, unter anderem einen Publicity Manager. Er kam zu einem Informationsgespräch zu mir, und ich habe dich empfohlen. Ich habe ihm ein paar deiner Kampagnen gezeigt, und er schien begeistert zu sein. Er möchte dich heute nachmittag sprechen.«
    Ichschwieg ungläubig und starrte nach draußen. Der Wind blies eine dicke Hummel gegen die Fensterscheibe. Mit kurzem, trockenem Ticken prallte sie unaufhörlich gegen das Glas. Im Garten standen die Herbstblumen naß und abgeknickt in den Beeten. Die belgische Familie war verschwunden, sicher auf der Suche nach einer Werkstatt.
    »Sid, bist du noch dran?«
    »Hast du ihm auch erzählt, daß ich im Knast war und seit drei Jahren nicht mehr gearbeitet habe, Chef?«
    »Habe ich ihm alles gesagt, und es hat ihn nicht gestört. Er sagte wörtlich: »He sounds like the man I’m looking for. «
    »Tja, Chef, was soll ich jetzt sagen? Danke auf jeden Fall. Und tut mir leid, daß ich dich mit diesem Auftrag hängen gelassen habe.« Ich war nie gut darin gewesen, jemandem meinen aufrichtigen Dank zu bezeugen. Nicht, weil ich nicht wirklich dankbar sein konnte, sondern weil ich das einfach nicht in Worte fassen konnte.
    »Du brauchst dich nicht zu bedanken, Sid. Sein Name ist Peter Henderson. Ruf ihn im Hilton an und mach einen Termin mit ihm aus. Aber mach dich drauf gefaßt, er ist knallhart und sucht harte Leute. Nutz deine Chance. Viel Erfolg.« Er legte auf.
    Guter alter Chef. Das hätte ich nicht von ihm gedacht.
    Bevor ich im Hilton anrief, schrieb ich erst die Nachricht für Kees und Anneke fertig. Dann zündete ich mir eine Zigarette an und ging im Zimmer auf und ab. Mein Leben hatte sich in den letzten Tagen rapide gewandelt. Ein Neuanfang für Sid Stefan. Vom Holzfäller zum Freibeuter, und vom Freibeuter zum Publicity Manager. Wieder aufgenommen in die Riege der ehrbaren Leute. Wer weiß. Plötzlich fiel mir der betäubte Hund ein. Auf dem Weg in die Küche kam ich an einem Spiegel vorüber. Ich grüßte mich höflich, wie es schon bald auch anderetun würden. Dabei stach mir mein seltsames Einstecktuch ins Auge. Es waren die fünfundzwanzig Gulden, die mir Pauline wohl bei unserer letzten Umarmung doch irgendwie wieder untergeschoben hatte. Sid, der Liebling aller Frauen...
    Pfeifend trat ich in die Küche. Der alte Hund schnarchte schon wieder. Im Kühlschrank fand ich ein Stück Leberwurst, das ich neben seinen Korb legte. Dann hatte er was, wenn er aufwachte. Sid, der Freund der Tiere...
     
    Amsterdam lag in der Ferne unter einer schmutzig gelben Wolkendecke und wurde naß geregnet. Ich ließ nicht gleich den Motor an, sondern blieb eine Weile still hinter dem Lenkrad sitzen und blickte auf die Silhouette der Stadt.
    Die grauen Wohnblocks glichen nassen Torfballen. Zwischen dem Stadtrand dort und dem Motel, wo ich mir ein Zimmer genommen hatte, erstreckte sich Brachland mit Baugruben, Schrebergärten

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