Dollars
fragte, ob du hier arbeiten möchtest.« »Vielleicht.«
Ob sie aufgeschlitzt worden waren? Es sah ganz so aus. Dann waren sie mir also doch gefolgt. Dann waren sie uns beiden gefolgt. Das hieß, daß Pauline jetzt auch in Gefahr war. Ich fluchte innerlich. Vor einer Minute hatte ich noch gehofft, daß alles nur ein Produkt meiner Phantasie gewesen war, und jetzt stellte sich heraus, daß nicht nur ich selbst in etwas hineingeraten war, sondern auch Pauline. Der Ritter ohne Furcht und Tadel entpuppte sich als der reinste Hornochse. Ich ging schnell ins Wohnzimmer zurück, wo das Telefon stand.
»Was machst du?« rief Pauline mir nach.
»Telefonieren.« Ich drückte die Tür hinter mir zu.
Annette nahm sofort ab.
»Ich bin’s.«
»Himmelherrgott, wo steckst du denn?« Ihre Stimme klang schrill vor Wut. »Den ganzen Tag läutet hier das Telefon für dich. Was denkst du dir eigentlich?«
Ich hatte keine Lust, ihr zu erzählen, was ich dachte. »Wer hat denn angerufen?«
»Vor einer Viertelstunde erst, ich bitte dich, Sid, es ist neun Uhr morgens, was fällt diesen Leuten eigentlich ein?, hat Kees angerufenund gefragt, ob ich wisse, wo du steckst. Und du hattest mir nicht mal gesagt, daß du dich bei denen einquartiert hast.«
»Und sonst?«
»Und gerade eben, vor kaum einer Minute, wieder dieser Amerikaner.«
»Wieder?«
»Ja, der hat gestern abend schon mal angerufen. Er...« »Wie heißt er?«
»Er hat sich nicht vorgestellt, aber er wird versuchen, dich bei Kees und Anneke zu erreichen.«
»Hast du ihm denn ihre Adresse gegeben?«
»Ja, natürlich, wenn der Mann dich so dringend braucht, warum nicht? Larings hat gestern abend auch noch angerufen. Er war einem Nervenzusammenbruch nahe, wenn du mich fragst.«
»Aber ich frage dich nicht.«
»Ich hab’ keinen Bock mehr, hier Telefonzentrale für dich zu spielen, Herr Stefan, schon gar nicht, wenn du mir am frühen Morgen auch noch so kommst.«
Sie hatte ja so recht, aber ich brauchte jemanden, an dem ich mich abreagieren konnte. »Habt ihr schon eine neue Wohnung gefunden?«
»Ach, laß mich doch in Ruhe.« Sie schmiß den Hörer auf.
Ich wählte die Nummer von Kees und Anneke in Bergen. Kees klang sarkastisch und mehr als frostig. »Dein Liebesleben geht uns natürlich nichts an, Sid, aber sag doch in Zukunft bitte kurz Bescheid, wenn du beabsichtigst, die Nacht nicht nach Hause zu kommen.«
»Entschuldige.«
»Deine Entschuldigungen kannst du dir sparen, Anneke hat Todesängste ausgestanden.«
Ichfragte ihn lieber nicht wieso, wo sie mein Liebesleben doch nichts anging. »Wirklich, es tut mir leid.«
»Sie hat kein Auge zugetan, weißt du.«
Ich hatte vor Jahren mal was mit ihr gehabt, lange bevor jeder mit jedem verheiratet war. Hoffentlich hatte sie seither wenigstens ab und zu mal gut geschlafen.
Ich holte tief Luft und versuchte, meine Stimme entspannt klingen zu lassen. »Ach, Kees, seid ihr heute zu Hause?«
»Nein, Sid, tut mir leid, aber wir sind den ganzen Tag in Amsterdam, wir wollen gerade aufbrechen.«
Besser ging’s nicht. »Und die Kinder, sind die in der Schule?« Es folgte eine lange Pause. Ich malte mir aus, wie er mit bleichem, verkniffenem Gesicht am Telefon stand.
»Ja, Sid, die Kinder sind in der Schule, was dachtest du denn. Und nach der Schule gehen sie zum Essen mit zu Freunden.« »Wann seid ihr wieder zurück?«
Es folgte eine noch längere Pause. Ich hörte ihn schwer atmen. Er vermutete bestimmt, daß ich während ihrer Abwesenheit ein wüstes Gelage veranstalten würde.
»Wir kommen erst spät abends wieder. Ich hoffe, dich dann zu sehen, denn ich muß dich kurz sprechen.«
»In Ordnung, Kees.« Ich legte auf. Das war wohl das vorläufige Ende unserer Freundschaft, aber ich würde ihm dann später schon alles erklären.
Die Schlafzimmertür öffnete sich, und Pauline kam herein.
»Ich habe gerade mit dem Direktor der Werbefirma gesprochen. Ich muß sofort zu einer wichtigen Besprechung in sein Büro.«
Sie lehnte sich an den Türrahmen und trank eine Tasse Kaffee. In zehn Minuten würde der Wagen da sein, der sie zum Flughafen Schiphol brachte. Obwohl sie fast nicht geschlafen hatte, sahsie ausgeprochen wach aus. Nur um ihre Augen herum waren dunkle Schatten, die auf eine gewisse Müdigkeit hindeuteten.
»Holst du mich heute abend ab?« fragte sie. Sie würde um elf Uhr landen.
»Wenn ich nicht da sein sollte, fahr einfach nach Hause. Dann ruf’ ich dich hier an.«
»Gut.« Sie drängte mich
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