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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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Dorf oder wo immer er herkam wohl zu oft einschlägige Filme angesehen. Seine Augen hatten trotz der vorgetäuschten Wut einen bangen, feigen Ausdruck.
    Ichbegriff plötzlich, was passiert war. »Sag mal, hat er noch gewimmert, als du ihn erschossen hast? Hat er noch was gesagt?« fragte ich und stellte mein Whiskyglas auf den Tisch.
    Er wich einen Schritt zurück, hielt die Luft an und weitete die Nasenflügel. Schneller, als ich erwartet hätte, schoß seine rechte Faust in die Höhe und traf mich gerade noch am Kinn. Er hatte zwar nicht sonderlich viel Kraft im Arm und auch zu wenig Gewicht, um dem Schlag die nötige Wucht zu verleihen, aber er benutzte einen Schlagring, und das hatte ich nicht gesehen.
    Die scharfen Metallspitzen verursachten einen schneidenden Schmerz. Ich machte einen Schritt zurück, so daß sein zweiter Schlag an meinem Gesicht vorbeifuhr, und haute ihm mit der flachen Hand ins Gesicht. So ein schlichter Schlag auf die Nase ist äußerst effektiv, denn er treibt dem Opfer Tränen in die Augen, und es kann nichts mehr sehen.
    Wie jeder andere in dieser Verfassung rieb er sich mit beiden Händen die Augen. Ich machte derweil einen Ausfallschritt, atmete tief ein und plazierte mit der Linken einen Punch zwischen seine Rippen, daß ihm die Luft wegblieb. Er knickte buchstäblich in der Mitte ein und sank, während ihm Tränen über die Wangen kullerten, nach Luft schnappend auf ein Knie nieder. Ich machte noch einen Schritt vor, verpaßte ihm zwei schnelle, kurze linke Haken ins Gesicht und gab ihm dann mit einer Rechten aufs Kinn den Rest. Er klatschte wie ein nasser Sack auf den Rücken und blieb mit eigenartig unter den Körper gefalteten Beinen reglos liegen.
    Schlüffer war sitzen geblieben und nickte mir zu. »Gute Arbeit«, sagte er und klopfte neben sich aufs Sofa. »Jetzt setz dich doch mal.«
    Der nervöse Mann hatte sich unterdessen halb erhoben und blickte mit einem Gesicht, als müsse er sich gleich übergeben, aufden reglosen Romeo. »Mr. Schl... Schl... Schl...«, stotterte er.
    »Schlüffer heiße ich. Was kann ich für Sie tun, Mr. van den Broek?«
    »Sie hatten mir versprochen, daß es keine Handgreiflichkeiten mehr geben würde... Meine Frau... Das ist nicht in meinem Sinne...«
    »Das ist auch nicht in meinem Sinne, Mr. van den Broek, aber Romeo ist nun mal ein wenig ungestüm. Es ist ja zum Glück nichts kaputtgegangen.«
    Schlüffer stand auf und nahm eine Flasche Sodawasser vom Bartischchen. Er schüttelte die Flasche ein paarmal, drehte den Verschluß ab und sprühte Romeo das sprudelnde Wasser ins Gesicht. Der begann sich einige Sekunden darauf wieder zu rühren.
    Schlüffer beugte sich über ihn. »Steh auf und geh dich im Badezimmer waschen«, sagte er nicht unfreundlich auf italienisch. Romeo rappelte sich hoch. Ich hatte ihm die Lippen zerschlagen, und ihm rann Blut über das Kinn. Seine Haare waren zerzaust, und seine Krawatte, braun mit Gold, saß schief, aber sonst schien er unversehrt zu sein. Er erhob sich, ohne uns anzusehen, und verließ mit unsicheren, ruckartigen Schritten den Raum.
    Ich griff wieder zu meinem Whiskyglas und setzte mich. »Romeo behauptet also, ich hätte Carlo erschossen«, sagte ich und schlug die Beine übereinander. Ich fand, daß ich die Situation ganz gut im Griff hatte.
    »So ist es«, sagte Schlüffer lächelnd. Seine Freundlichkeit störte mich ein wenig, weil ich nicht wußte, ob sie echt oder vorgetäuscht war. Herr van den Broek hatte sich unterdessen auch wieder hingesetzt und starrte düster an die Wand.
    »Hören Sie, Sie müssen mir glauben. Als ich das Haus verließ, lebte er noch. Ich hatte ihn an zwei Stühle gefesselt, und er war bewußtlos, aber ich habe nicht auf ihn geschossen.«
    »Nein?« fragte Schlüffer strahlend. Es schien ihn ausgesprochen zufrieden zu stimmen, daß ich da war. Vielleicht war er ja wirklich ein freundlicher Mensch. Und er war natürlich überhaupt nicht über die Situation im Bilde.
    »Ich bin vor zwei Tagen, als ich betrunken eine Gracht entlanglief, niedergeschlagen und in ein Auto gezerrt worden, und als ich in einem völlig fremden Raum wieder zu mir kam, hörte ich im Nebenzimmer zwei Männer miteinander reden. Der eine hatte eine hohe, der andere eine relativ tiefe Stimme. Der mit der hohen Stimme ging weg, der andere war Carlo. Er wollte mich foltern, aber das hatte ein böses Ende. Für ihn.«
    Schlüffer schmunzelte kurz.
    »Ich halte es jetzt für sehr wahrscheinlich, daß der mit der

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