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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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Gemeinde, und Schlüffer, Paradebeispiel für den durchtriebenen mitteleuropäischen Schurken?
    Warum tat Schlüffer dieser Frau gegenüber so höflich, oder war das echte Höflichkeit? Und weswegen hatte sie so geweint?
    Sie hatte sich für ihr Alter hervorragend gehalten, war schlank, hatte eine gute Figur, und ihre Beine waren auch nicht übel, aber ihr Kostüm störte mich. Es war aus Goldlamé und mochte farblich vielleicht gut zu den Glastieren mit Likör und der Kupferpfannenuhr passen, aber mir war es ein Dorn im Auge.
    Ichspürte, daß Schlüffer mich ansah, und als ich mich zu ihm umwandte, zwinkerte er mir so heftig zu, daß dabei wieder sein ganzes Gesicht in Wallung geriet. Ich lächelte schwach und wußte selbst nicht, warum. Frau van den Broek hatte unterdessen die Tür erreicht und schlug sie laut hinter sich zu.
    Eine Sekunde darauf ertönte auf dem Flur ein Schuß, gefolgt von einem durchdringenden Schrei. Van den Broek sprang auf und ließ seine Tasse fallen, so daß der Kaffee langsam zu einem beigen Fleck auf dem grauen Teppich auslief. Schlüffer stellte seine Tasse vor sich auf den Tisch und griff in seine Tasche, doch bevor er seine Pistole herausziehen konnte, wurde die Tür aufgestoßen, und King kam herein.
    Mit der linken Hand schob er Frau van den Broek als Schutzschild vor sich her. Sie war kreidebleich und hielt sich in höchstem Entsetzen beide Hände vor den Mund. Kings rechte Hand umschloß den Colt, dessen Lauf auf Schlüffer gerichtet war.
    »Keine Bewegung«, sagte er, und zu van den Broek: »Setz dich.«
    Schlüffer legte die Hände demonstrativ auf seine Knie, und van den Broek ließ sich wieder in seinen Sessel fallen.
    »Ich flehe dich an, King, tu ihr nichts, sie ist schon völlig mit den Nerven runter«, sagte er. Seine Stimme war plötzlich fester geworden, und er wirkte auch sicherer.
    »Das hängt ganz von euch ab«, erwiderte King.
    Durch die geöffnete Tür sah ich im Flur hinter ihm den Fahrer in dem weißen Regenmantel auf dem Boden liegen.
    »Soso, Herr Oberst, lange nicht gesehen«, sagte King, nachdem wir alle eine Weile geschwiegen hatten.
    Schlüffer nickte. »Das habe ich auch schon zu deinem Stellvertreter hier gesagt.« Er zeigte auf mich.
    King lachte. »Bist du wirklich darauf reingefallen?«
    »Im ersten Moment.«
    »Mein Kompliment«, sagte King und nickte mir zu.
    »Es ging ganz leicht«, erwiderte ich. »Ich dachte nur, du hättest uns unterwegs verloren.«
    »Hatte ich auch, aber als wir in Laren waren, dachte ich mir schon, daß Jürgen sich hier einquartiert hat. Und wie geht’s dir, Karel?«
    »Schlecht. Laß sie los, Alfred. Sie ist krank«, sagte van den Broek.
    Seine Frau lehnte mit geschlossenen Augen rücklings an King, der seinerseits an der Wand neben der Tür lehnte. Er hatte den linken Arm um ihre Taille gelegt, und seine rechte Hand ruhte direkt unterhalb ihres Busens. Sie sahen aus wie ein Ehepaar in intimer Stellung. Der Colt verlieh dem Ganzen einen leicht sinistren Anstrich, als wären sie Revolverfetischisten oder so.
    »Tut mir leid, Karel, aber solange ich nicht weiß, was Schlüffer vorhat...«
    »Keine Bange, ich habe die allerbesten Absichten. Nur deswegen bin ich in die Niederlande gekommen. Laß sie los, King, sie hat in den letzten Tagen schon genug mitgemacht und ist mit den Nerven runter«, sagte Schlüffer, der immer noch kerzengerade und die Hände brav auf den Knien in seinem Sessel saß.
    King rührte sich nicht. »Du wolltest mich sprechen? Dann schieß los.«
    »Ich sage nichts, solange du sie nicht losgelassen hast.«
    »Wo zum Teufel ist Jeanette?« King nahm Frau van den Broek noch fester in die Zange und stieß den Colt in Schlüffers Richtung. Frau van den Broek gab einen Laut von sich, der dem Piepsen einer Maus glich. In dem Moment tauchte Romeo auf dem Flur auf. Er stieg behutsam über den am Bodenliegenden Mann hinweg und pirschte sich an der Wand entlang zur Zimmertür vor. Auf seinem Oberhemd war immer noch etwas Blut. Er flennte lautlos, mit hochgezogener Oberlippe, wodurch seine Schneidezähne entblößt waren und er wie ein Filmvampir aussah, der gleich auf sein Opfer springen würde. In der erhobenen rechten Hand hielt er eine kleine schwarze Pistole.
    Schlüffer und ich sahen ihn gleichzeitig.
    »Achtung, King«, rief Schlüffer, kurz bevor Romeo die Tür erreicht hatte.
    Romeo blieb stehen und sah ihn einen Moment lang völlig perplex an. Dann knurrte er wie ein Hund, richtete die Pistole auf

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