Dollbohrer!
fünfköpfigen Gruppe ehemaliger Griesheimer Schlesien-Vertriebener auf eher übersichtliches Interesse stießen.
Und so saß auch diesmal oben auf dem Dach des Kiosks das beliebte Kommentatorenduo des Senders. Zum einen Johann Biesenbacher, besser bekannt als »Leder-Johann«. Ein eigentlich saublöder Spitzname, den man dem Bayern mit dem charmanten Dialekt, der seit ein paar Jahren ein begrenzt seriöses Wettbüro in Griesheim besaß, irgendwann verpasst hatte, weil er immer wieder gerne mal normale Verben durch das Wort »ledern« ersetzte:
»Do hat er dem Typ voll oane neigeledert«, »… de Sebastian Vettel is mit über dreihunndert Sochen ins Ziel geledert«, »Heut Abend leder i mir a Hacksteak nei … und wann ich net schlafa kunn, werd unner de Bettdeckn no kurz oana abgeledert!«.
Zum anderen Jürgen Grabowski, der frühere Mittelfeldregisseur von Eintracht Frankfurt, der es auch als Edeljoker in der deutschen Nationalmannschaft bis zum WM -Titel gebracht hatte. Und den man nicht nur aufgrund seiner immer noch großen Beliebtheit bei den Frankfurtern verpflichtet hatte, sondern auch weil sein Hochhessisch (so nennt man es, wenn ein eingefleischter Hesse versucht, Hochdeutsch zu sprechen) durchaus einen gewissen Unterhaltungswert hatte (ohne dass er das allerdings selber auch nur geahnt hätte). Dazu die Kombination mit dem Bayern … die Hörer wussten, was sie an den beiden hatten.
Leder-Johann und Grabowski saßen also oben auf dem Dach des Kiosks, von wo sie einen guten Blick auf das Geschehen unter ihnen hatten.
Leder-Johann
»Joa, liebe Zuhörer und Zuschauer, heute isses wieder so weit. Ein weiteres »Ischkriedisch!«-Turnier steht an. Die Arena ist ausverkauft und die Anzahl der Spieler wie immer unübersichtlich, aber erfreulich groß! Und au wann eana dahoam die Regeln natürli bekannt sann, sammer natürli gerne bereit sie den Newcomern unter eana noch amal kurz zu erklären … ge, Jürgen?«
Grabowski
»Natürlich sehr gerne, Johann! Dadefür sind wir ja da! Also … auf dem Platz stehen vierzisch Spieler, von denen keiner jünger als siebzisch Jahre alt sein darf. Jeder kämpft nur für sich, das heißt, jeder ist automatisch Gegner des anderen!«
Leder-Johann
»Ein bisserl wie im Dschungel …«
Grabowski
»Obwohl da die Affen ja zusammenhalten …!«
Dankbar quittierte Leder-Johann diesen Brüller mit einem dreißigsekündigen Dauerlachen.
Grabowski
»Alle sind jedenfalls mit einem Besen ihrer Wahl ausgestattet! Ob jetzt Stubenbesen, Kokosbesen, Saal- oder Straßenbesen … ja, mancher hat sogar noch einen Schneebesen im Gürtel hängen …«
Leder-Johann
»… und vielleicht hat ja auch oana saa Frau mitgebracht …«
Grabowski
»He?«
Leder-Johann
»Na, den alten Besen von dahoam!« (lacht blöd …)
Grabowski
»Verstehe … haha … ein guter Scherz! Mit diesem Besen also darf man im Prinzip alles machen. Man darf seinen Gegenspielern so oft und so fest wie möglich eine … ich sag mal …«
Leder-Johann
»… neiledern!«
Grabowski
»… genau … man darf sie damit aber auch zum Stolpern bringen, und natürlich darf man sie damit auch bewusstlos schlagen … oder sogar … egal! Ich sach ma so: je doller desto besser! Und jetzt kommt das alles Entscheidende: Im Mittelpunkt des Interesses steht ein kleiner goldener Porzellanpenis … der Goldene Spatz! Diesen gilt es zu erhaschen.«
Leder-Johann
»Richtig! Und des hoat aan gutn Grund, net wahr, Jürgen …?«
Grabowski
»Allerdings, Johann! Denn wie immer wurde allen Spielern eine Stunde vor dem Spiel extra starker, hochkoffeinhaltiger Kaffee per Infusion injiziert …«
Leder-Johann
»Wie viel Liter san das in der Regel, Jürgen?«
Grabowski
»Nun, das ›Coffeeining‹, wie das hier genannt wird, findet ja unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, aber Insider sprechen von zehn bis zwanzisch Litern …«
Leder-Johann
»Pro Person …!«
Grabowski
»Natürlich pro Person, Johann. Das is ja hier kein Kaffeekränzchen!«
Leder-Johann
»Oane zugleich flockige und treffliche Bemerkung. Typisch Grabi!«
Diesmal lachten beide herzlich über diesen unglaublich guten Joke!
Grabowski
»Nun, um die Regelkunde abzuschließen … im Inneren des kleinen Goldenen Spatzes befindet sich ein rasch wirkendes Blutdrucksenkungsmittel, dosiert für maximal eine Person, das die Rentnerpumpe auf normale … ich sach ma … Betriebsgeschwindigkeit bringen soll!«
Leder-Johann
»Also isses für olle Beteiligten
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