Dolly - 01 - Dolly sucht eine Freundin
Schwimmbecken und stellten sie auf. Es war ein guter Platz zum Zuschauen.
Dolly sang laut, als sie hinauf-und hinunterstieg. Ihr Herz klopfte vor Freude auf das bevorstehende Wiedersehen mit den Eltern. Marlies sang nicht. Sie war traurig und niedergeschlagen. Susanne sah ebenfalls traurig aus; ihr Gesicht wirkte noch verschlossener als sonst. Alice war bester Laune; ihre Eltern und einer ihrer Brüder wollten kommen. Betty erhielt keinen Besuch; sie wollte deshalb den Tag gemeinsam mit Alice verbringen.
Zufällig sah Dolly, nachdem sie ein paar Stühle hinunter-geschleppt hatte, Susanne die Klippen heraufkommen. Sie war betroffen von Susannes traurigem Gesicht. Unwillkürlich rief sie ihr zu: “Hallo, Susanne! Deine Eltern kommen nicht, wie? Magst du nicht heute mit meinen Eltern und mir zusammensein? Ich darf jemanden einladen.”
“Danke, habe keine Lust”, antwortete Susanne. Wortlos ging sie weiter die Klippe hinauf.
Wirklich ein komisches Mädchen, überlegte Dolly. Sie war verärgert, daß keine der beiden, die sie eingeladen hatte, mit ihr kommen wollte. So versuchte sie, eine andere zu finden, die auch keinen Besuch bekam. “Bring deine beste Freundin mit”, hatte die Mutter ausdrücklich geschrieben.
Aber eine “beste Freundin” hatte Dolly nicht. Alice war ja schon mit Betty befreundet. Und Irene schien keine Freundin zu brauchen. Die Musik genügte ihr.
Und wenn ich Angela frage? überlegte Dolly. Eigentlich hatte sie an dem ruhigen, fleißigen Mädchen kein Interesse. Aber ihre Eltern kamen auch nicht, und keine hatte sie eingeladen.
Deshalb fragte Dolly also Angela, die vor Freude gleich rot wurde und begeistert zusagte.
Marlies kamen beinahe die Tränen, als sie die beiden losgehen sah.
Ein wunderschöner Tag
Bald war der große Parkplatz vor Möwenfels von Autos aller Marken und Größen besetzt.
Eltern kletterten heraus und hielten nach ihren Töchtern Ausschau. Überall erschallten fröhliche Willkommens rufe.
Bald entdeckte Dolly den großen schwarzen Wagen der Eltern. Pfeilschnell schoß sie aus dem Tor und die Auffahrt hinunter. Sie flog ihren Eltern um den Hals.
Dolly führte sie in die Schule, während sie unentwegt plauderte. “Ihr müßt unseren Schlafraum sehen. Auch das Bett, in dem im schlafe – und vor allem den Blick aus dem Fenster. Er ist einfach zauberhaft!”
In ihrer Aufregung vergaß sie Angela ganz, die geduldig neben ihr wartete. Plötzlich bemerkte sie sie und hielt inne.
“Ach, Angela! Mutti, du hattest geschrieben, ich dürfte jemanden einladen! Das ist Angela Lachner. Sie geht in meine Klasse!”
Überrascht sah Frau Rieder Angela an. Sie hatte nicht erwartet, daß Dolly sich ein so ruhiges, nüchternes Mädchen als Freundin wählen würde. Daß Dolly noch gar keine endgültige Freundin hatte, ahnte sie nicht.
Sie gab Angela die Hand und sagte: “Wie nett, daß du mit uns kommen willst.”
Evelyn kam mit zwei Damen: Ihre Mutter hatte helles Haar wie Evelyn und ein etwas kindliches Gesicht, die andere war wohl Fräulein Winter, ihre frühere Privatlehrerin. Was für eine schreckliche Person! dachte Dolly. Doch Fräulein Winter war in Wirklichkeit gar nicht so schrecklich. Sie war ein einfacher, armer Mensch, der sich stets allen unterordnete. Sie betete Evelyn an, weil sie hübsch und anmutig war; und sie sah einfach nicht die Selbstsucht und die Niedertracht des Mädchens. Marlies war bei ihnen. Sie versuchte zu lächeln. Es gelang ihr kaum. Frau Lessing gefiel ihr ebensowenig wie Fräulein Winter. Und über die Flunkereien, die Evelyn ihnen auftischte, war sie entsetzt.
“Ich bin beinahe die Beste der Klasse im Tennis”, hörte sie Evelyn sagen. “Ich wäre gar nicht überrascht, wenn ich in die Schulmannschaft käme, Mama.”
Überrascht starrte Marlies Evelyn an. Jeder wußte doch, daß Evelyn im Tennis die reinste Null war!
“Und Mademoiselle freut sich sehr über mein Französisch”, fuhr Evelyn fort. “Ich glaube, ich könnte die Beste werden. Sie sagt, ich hätte einen hervorragenden Akzent.”
Marlies hätte gern erzählt, daß Evelyn in Französisch die Schlechteste in der Klasse war, aber sie wagte es nicht.
“Machst du heute nachmittag beim Wettschwimmen mit?” fragte Frau Lessing und sah ihre Tochter Evelyn zärtlich an, deren goldschimmerndes Haar heute wieder lang herunterhing und die wie ein richtiger Engel aussah – wenigstens dachte ihre Mutter so.
“Nein, ich möchte lieber nicht, Mama”, sagte Evelyn. “Man soll auch den anderen eine
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