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Dolly - 02 - Wirbel in Klasse 2

Dolly - 02 - Wirbel in Klasse 2

Titel: Dolly - 02 - Wirbel in Klasse 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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ihm zu hoch oder zu niedrig schien, setzte er sich darauf und drehte sich so lange herum, bis der Stuhl die richtige Höhe hatte. Tat er das heute auch, dann blieb die Kreide bestimmt gut an ihm haften.
Betty legte die Notenhefte zurecht und säuberte sorgfältig die Tafel. Dann hörte man bereits das Geräusch heranhastender Füße, und kurz darauf schwärmten die Mädchen der ersten Klasse unter den wachsamen Augen von Fräulein Pott herein. Bald kam auch die zweite Klasse. Alices Augen strahlten. Betty lachte ihr zu und winkte. Dann ging sie, um Herrn Jung die Tür aufzuhalten.
Ein tappriger kleiner Mann in unmodernem Anzug kam in den Raum. Er strich sich über sein Spitzbärtchen und verbeugte sich artig vor den Schülerinnen.
“Guten Morgen, meine Damen!”
“Guten Morgen, Herr Jung”, riefen die Mädchen im Chor und raschelten mit den Notenblättern.
Der Unterricht begann. Herr Jung ließ fünf Minuten lang Noten an die Tafel sm reiben und erklärte dann Notenschlüssel und musikalische Vorzeichen. Danach ging er zum Flügel.
Betty stieß Alice den Ellbogen in die Seite und hielt den Atem an. Aber ärgerlicherweise setzte sich Herr Jung nicht. Er schlug mit einer Hand ein paar Noten an, drehte sich wieder zu den Mädchen um und hob den Taktstock.
“Übungen, bitte”, sagte er. “Ich wüsche, die Münder weit geöffnet zu sehen; der Ton muß aus dem tiefsten Grund der Kehle heraustönen!”
Herr Jung legte großen Nachdruck auf den “Grund der Kehle”. Dieser Ausdruck tauchte immer wieder auf, ob es sich um Übungen, Gesang oder Notenlesen drehte. “Vom Grund der Kehle” war sein unerschütterliches Motto.
Nun stand er also, statt zu sitzen, und dirigierte die Gesangsübungen. Alice war blaß vor Enttäuschung. Angenommen, er setzte sich überhaupt nicht? Die nächste, die sich darauf setzen würde, war sicherlich die Begleiterin der Tanzlehrerin, und sie trug meistens farbige Röcke, so daß die Kreide gar nicht auffallen konnte.
Aber Herr Jung setzte sich endlich doch noch hin. Er wollte die Mädchen ein neues Lied lehren und es ihnen wie gewöhnlich zwei-, dreimal vorspielen, damit sie es ins Ohr kriegten.
So nahm er also Platz. Aha, der Stuhl war wieder mal zu tief gestellt! Herr Jung drehte sich mit Schwung darauf herum, bis er die richtige Höhe hatte. Die Mädchen kicherten. Herr Jung war sich nicht darüber im klaren, wie komisch sein Herumwirbeln aussah.
“Ich spiele euch jetzt das neue Lied vor”, sagte er. “Hört bitte ruhig zu. Ihr werdet genau bemerken, wann der Chor einsetzt, denn ich werde ihn singen.”
Und schon begann er: Tamta-Tatam. Seine Hände flogen über die Tasten, und seine Stimme schmetterte die Begleitung.
Alice und Betty zwinkerten einander zu. Die Kreide fing jetzt sicherlich an zu wirken! Dreimal spielte Herr Jung das Lied. Dann stand er auf. “Gefällt es euch?” fragte er.
Und die Mädchen antworteten im Chor: “O ja, Herr Jung!”
Der Lehrer wandte sich der Tafel zu und nahm ein Stück Kreide zur Hand. In diesem Augenblick sahen die Mädchen, daß seine Sitzfläche mit dem leuchtendsten Rosa bedeckt war, das man sich vorstellen konnte!
Sie waren vor Begeisterung außer sich:
“Schaut nur Herrn Jung! Wo hat der sich denn reingesetzt?” “Ach, wie komisch!”
“Sieh doch nur mal!”
Nach und nach begann die ganze Klasse zu kichern.
Herr Jung fuhr herum. “Ruhe bitte! Was ist das für ein Benehmen?”
Für einen kurzen Moment herrschte Stille. Sobald sich aber der arme Musiklehrer wieder der Tafel zuwandte, brach der nächste Heiterkeitssturm los. Irene feuerte wahre Lachsalven ab und explodierte nahezu vor Vergnügen.
Herr Jung warf die Kreide auf den Boden. Er sah aus, als wollte er darauf herumstampfen.
Sicherlich hätte er es auch getan, wenn nicht plötzlich die Tür aufgegangen und die Direktorin hereingekommen wäre. Sie wurde von einem Herrn begleitet.
“Entschuldigen Sie bitte, daß ich Ihren Unterricht störe”, sagte sie zu Herrn Jung. “Aber der Klavierstimmer ist gerade im Hause, und ich halte es für am besten, wenn Sie gleich mit Herrn Lemming über den Flügel reden.” Sie wies mit einer Handbewegung auf den Herrn, den sie mitgebracht hatte.
Herr Jung schluckte seinen Ärger hinunter und erklärte, was an dem Flügel nicht in Ordnung war.
Frau Greiling war inzwischen ein paar Schritte zurückgetreten und entdeckte zu ihrer großen Überraschung Herrn Jungs leuchtende Rückfläche.
Die Mädchen waren jetzt so still wie die Mäuschen. Alice

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