Dolly - 02 - Wirbel in Klasse 2
Britta und Irene trollten sich bestürzt und kleinlaut.
Was konnte Dolly zu berichten haben?
Dolly erzählte der Direktorin die ganze Geschichte. Wie sie Ellen gefolgt war, sie im Schrank entdeckt und sich mit ihr um die Prüfungsbogen geprügelt hatte. “Und ich nannte sie eine Betrügerin, was ja stimmte, und dann noch eine Diebin, was nicht richtig war. Und dann sagte ich, daß ich am nächsten Morgen alles Susanne erzählen würde und daß sie ganz sicher aus der Schule flöge. Darüber hat sie sich sicherlich so gesorgt, daß sie krank geworden ist.”
Die Direktorin war wie vom Donner gerührt. “Nein, wirklich!” rief sie aus. “Dinge gehen hier in dieser Schule vor, die man sich nicht hätte träumen lassen! Das ist unglaublich!”
“Wir dachten, Ellen wäre nach Hause geschickt worden. Und das bestärkte uns noch in dem Verdacht, daß sie eine Diebin sei”, fügte Dolly hinzu.
“Seltsam!” sagte Frau Greiling nachdenklich. “Ellen hat ein Stipendium. Ich habe bisher noch nicht erlebt, daß solche Mädchen es nötig haben, die Lehrer zu betrügen. Es muß noch etwas anderes dahinterstecken.”
So viele Mädchen, so viele Probleme…
Die Direktorin ging sofort zur Krankenstation und erfuhr dort, daß Diana gerade aufgestanden war. Das Mädchen saß im sogenannten Besucherraum in einem Lehnstuhl. Bevor sich Diana erheben konnte, war Frau Greiling auf sie zugeeilt und schüttete ihr nun das gesamte Diebesgut auf den Schoß.
Diana starrte voller Entsetzen auf die Geldbörsen und die Schmucketuis.
“Du hast diese Dinge gestohlen”, sagte die Direktorin. “Aus dem gleichen Grund mußtest du die Schule verlassen die du besuchtest, bevor du hierher kamst. Deinen Eltern wurde nur nahegelegt, dich aus der Schule zu nehmen. Man hat ihnen den Grund nicht genannt, um ihn nicht der nächsten Schule angeben zu müssen. Dann hätte dich nämlich niemand mehr aufgenommen.”
“Und woher wußten Sie – und warum haben Sie mich doch aufgenommen?”
“Ich bin mit deiner früheren Direktorin befreundet”, antwortete Frau Greiling. “Sie hat mir einen vertraulichen Bericht gegeben und mich gebeten, es mit dir noch einmal zu versuchen, weil du nach ihrer Ansicht nicht ganz durch und durch schlecht wärst. Sie selbst konnte dich nicht behalten, weil sich deine Mitschülerinnen dagegen gewehrt hätten.”
Über Dianas Wangen kullerten die Tränen. Sie war völlig in sich zusammengesunken.
“Ich bin schlimmer, als Sie denken!” sagte sie mit kaum hörbarer Stimme. “Ich stehle nicht nur – ich lüge auch. Weil ich fürchtete, die anderen könnten herausbekommen, warum ich damals die Schule verlassen mußte, habe ich ihnen erzählt, ich sei nie in einer Schule gewesen, sondern von einer Gouvernante unterrichtet worden. Und ich habe ihnen vorgelogen, meine Eltern wären reich. Das Foto auf meiner Kommode stellt gar nicht meine Mutter dar, sondern einen amerikanischen Filmstar.” Sie begann zu schluchzen.
“Ich weiß”, sagte die Direktorin ruhig. “Gerade weil deine Eltern dir keine großen Geschenke machen können und du weniger Taschengeld bekommst als andere Mädchen, mußtest du so schrecklich angeben! Und schließlich hast du sogar gestohlen, um dich in den Besitz der Dinge zu bringen, die deine Eltern dir nicht schenken konnten.”
“Ich bin zu gar nichts nutze!” Diana weinte laut.
“Das will ich nicht sagen”, erklärte die Direktorin. “Du hast gerade erst bewiesen, daß du tapfer und entschlossen handeln kannst – daß du dich mit deinem Leben für einen Menschen einsetzt, der in Gefahr ist. Schau mich an, Diana! Die Mädchen bewundern dich – sie wollen dich hochleben lassen, wenn du die Krankenstation verläßt. Du hast so viel Gutes in dir, daß es das Schlechte endlich verdrängen sollte.”
Diana ergriff Frau Greilings Hände. “Was ich mir nicht verzeihe, ist, daß Ellen meinetwegen noch verdächtigt wurde”, sagte sie. “Frau Direktor, können Sie mir die Gelegenheit geben zu beweisen, daß ich nie wieder lügen und stehlen werde? Was kann ich tun, um hierzubleiben? Oder muß ich gleich gehen?”
Die Direktorin sah sie ernst an. “Darüber müssen die Mädchen entscheiden”, sagte sie. “Wenn sie sich einmütig dagegen wehren, daß du, nach allem, was vorgefallen ist; weiter die Schule besuchst, kann ich nichts dagegen tun. Dann mußt du gehen. Frage sie also!”
Diana starrte sie ungläubig an. “Ich-ich soll sie fragen?”
“Jawohl!” sagte die Direktorin. “Nun mußt du
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