Dolly - 02 - Wirbel in Klasse 2
Mühe emporziehen konnte. Diana wurde natürlich auch sofort aus ihrer unangenehmen Lage befreit. Ihre Beine waren wie abgestorben – kaum weniger als die Hände von Marlies.
In Möwenfels wurden beide Mädchen mit Jubel begrüßt. Denn inzwischen hatte Evelyn auch den anderen erzählt, wie groß ihre Sorge um Diana und Marlies sei und daß man eine Rettungsmannschaft ausgeschickt habe, sie zu suchen.
Es herrschte eine ungeheure Erleichterung, als sich die Nachricht verbreitete, daß die Mädchen gefunden seien.
Diana wurde geradezu als Heldin gefeiert: “Großartig, Diana, wie du das gemacht hast!” – “Bist ja doch ein feiner Kerl!”
Susanne schüttelte ihr die Hand und sagte: “Wir sind alle sehr stolz auf dich, Diana. Du hast dein Leben für Marlies eingesetzt!”
In ihrer Begeisterung bemerkten die Mädchen gar nicht, wie bedrückt und niedergeschlagen Diana war. Still und mit gesenktem Kopf stand sie im Kreise der sie umdrängenden Mädchen.
“Nun ist es aber genug!” rief die Direktorin. “Die beiden kriegen jetzt ein heißes Getränk und werden heute nacht in der Krankenstation schlafen. Sie müssen erst wieder richtig zu Kräften kommen!”
Es dauerte lange, bis die Mädchen im Schlafsaal Ruhe fanden. Immer wieder besprachen sie Dianas große und selbstlose Heldentat.
“Sie muß wirklich an Marlies hängen”, sagte Dolly, und sagte damit laut, was alle dachten. “Ich glaube, wir haben sie falsch eingeschätzt. Das meinte sogar Fräulein Parker vorhin.”
“Sie hat sich sehr tapfer benommen und riesig anständig gehandelt!” bestätigte Britta. “Möchte nur wissen, was aus dem Päckchen geworden ist?”
“Wir werden uns morgen danach umschauen!” schlug Susanne vor. “Wenn man sich vorstellt: Die kleine ängstliche Marlies geht furchtlos in den Sturm hinaus – nur um ihrer Freundin einen Gefallen zu tun!”
“Ja, es gibt schon seltsame Erdbewohner!” erklärte Irene.
“Das mußte ich heute vormittag auch denken, als ich sah, wie du dein Französischbuch ins Sportfach deines Schrankes legen und den Tennisschläger in die Schulmappe stopfen wolltest!” sagte Dolly.
Die Mädchen kicherten.
“Jetzt wird aber geschlafen!” mahnte Susanne.
Ein Päckchen voller Überraschungen
Am nächsten Tag mußten beide Mädchen in der Krankenstation das Bett hüten.
“Ihr seid viel zu geschwächt, um schon aufzustehen!” sagte die Hausmutter mit Bestimmtheit, und die Direktorin hatte ihr beigepflichtet. “Außerdem werden die Mädchen Diana und Marlies mit tausend Fragen um den Verstand bringen” fügte die Hausmutter hinzu.
Also machten sich Dolly, Susanne, Irene und Britta nach dem Vormittagsunterricht allein auf den Weg, um das Päckchen zu suchen. Der Wind hatte alle Wolken vom Himmel verjagt, der jetzt so leuchtend blau war wie eine Kornblume.
Es war strahlendes Wetter. Das Meer hatte sich beruhigt, wenn auch hier und da noch weiße Schaumkrönchen auf den Wellen tanzten. Die Luft war klar und rein.
“Schaut”, sagte Susanne, “hier muß es Marlies umgeweht haben!” Sie standen an der Biegung der Küstenstraße. “Und das ist sicher der Ginsterbusch, um den Diana die Beine geschlungen hatte!”
Die Mädchen betrachteten stumm den Schauplatz des aufregenden Ereignisses. Sie begannen sich mit erhöhter Aufmerksamkeit nach dem Päckchen umzuschauen.
Es war Dolly, die es schließlich fand. Durchfeuchtet und aufgerissen lag es im hohen Gras am Klippenrand.
“Hier ist es!” rief sie und hob es auf. “Oh, es fällt ganz auseinander. Das Papier ist aufgeweicht und der Inhalt kommt heraus!”
“Mach das Papier ab”, riet Susanne, “sonst verdirbt nur alles, was darin ist. Wir können die Sachen ja in ein Tuch knoten.”
Und so riß Dolly das Papier auf. Der Inhalt des Päckchens fiel ins Gras. Die Mädchen trauten kaum ihren Augen! Vor ihnen lagen vier verschieden große Geldbörsen und zwei Schmucketuis. Als sie das eine öffneten, sahen sie, daß eine silberne Brosche darin lag.
“Angelas Brosche!” sagte Susanne tonlos.
“ Hier ist ja das Päckchen” sagte Dolly
Dolly nahm ihr die Brosche aus der Hand und betrachtete die Rückseite. “Ja”, bestätigte sie. “Hier ist sogar Angelas Name eingraviert!”
Susanne öffnete das andere Etui. Es war ein schmales Goldkettchen darin.
“Das gehört Carola!” sagte Irene sofort.
Susanne hob alles einzeln auf und legte es in ihr Kopftuch. “Das ist eine sehr ernste Angelegenheit!” murmelte sie. “Seht nur – jede dieser
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