Dolly - 03 - Ein Pferd im Internat
entlang. Sie wollte Will ernsthaft ins Gewissen reden. Sie guckte in den
Gemeinschaftsraum.
“Wo ist Wilhelmina? Ich will sie sprechen.”
Alle wußten natürlich, wo sie war, aber niemand verriet etwas.
Dolly überlegte, ob sie rasch hinauslaufen und Will warnen sollte. “Soll ich sie suchen?” fragte sie.
“Nein, das tue im selbst”, sagte Fräulein Peters. “Vermutet
niemand, wo sie steckt?”
Keine antwortete. Mit Unschuldsmienen schüttelten sie die Köpfe. Fräulein Peters war sich klar darüber, daß alle Bescheid wußten.
Doch wie konnte sie von ihnen verlangen, daß sie petzen sollten? “Ich bin überzeugt, daß sie im Stall ist” , sagte Fräulein Peters
grimmig. Sie sah Jenny an. “Du als Klassensprecherin solltest ihr
klarmachen, wie unehrenhaft sie sich benimmt.”
Jenny wurde rot. Fräulein Peters hat ganz recht, so zu sprechen,
dachte sie unglücklich. Aber mit dem Dickkopf Will kann man über
diesen Punkt einfach nicht reden!
“Ihr bleibt hier!” befahl Fräulein Peters. Sie wußte genau, daß eine
Will warnen würde, sofern eine Möglichkeit dazu bestand. Aber sie
war entschlossen, Will abzufangen und diesen Unfug ein für allemal
zu beenden.
Kaum war sie draußen, stöhnte Dolly: “Jetzt fliegt Will bis über die
Ohren hinein. Ich will versuchen, vor Fräulein Peters in den Stall zu
kommen und Will zu warnen.”
Sie schoß aus dem Zimmer, warf beinahe die Hausmutter über den
Haufen, rannte die Hintertreppe hinunter und war im Nu im Stall. “Achtung! Fräulein Peters kommt!” zischte sie. Will starrte sie
entgeistert an. Sie hörten Fußtritte, und Will stöhnte: “Zu spät! Kannst
du dich verstecken!”
Dolly kroch unter einen Strohhaufen. Sie atmete schwer, und ihr
Herz klopfte. Will erstarrte, selbst ihre Sommersprossen erblaßten vor
Schreck. Die Tür öffnete sich: Fräulein Peters stand vor ihr. “Hier bist du also, Wilhelmina!” sagte sie böse. “Ich nehme an, daß
du auch die ganze vorige Woche hiergewesen bist – trotz meines
Verbotes. Schäme dich! Du wirst niemals ein ordentliches Mitglied
der Schule, solange Donner in Möwenfels ist. Also werde ich ihn nach
Hause schicken lassen!”
“Nein, bitte nein, Fräulein Peters! Das nicht!” bettelte Will.
“Donner ist krank. Wirklich! Wenn er gesund wäre, hätte ich Ihnen
gehorcht. Aber jetzt braucht er mich!”
“Keine Diskussionen bitte”, sagte Fräulein Peters kurz. “Geh sofort
in den Gemeinschaftsraum, Wilhelmina. Sobald die Vorbereitungen
für Donners Transport beendet sind, sage ich dir Bescheid. Du kannst
dich dann von ihm verabschieden. Wahrscheinlich übermorgen!”
„Hier bist du also, Wilhelmina!" sagte Fräulein Peters böse
Mit schleppenden Schritten ging Will davon. Dolly hörte ihr unterdrücktes Schluchzen. Sie hätte sie so gern getröstet.
Zum Glück würde ja Fräulein Peters nicht ewig bleiben.
Aber Fräulein Peters ging nicht. Sie wartete, bis Will fort war, dann trat sie zu Donner und sprach mit sanfter Stimme auf ihn ein. Dolly glaubte ihren Ohren nicht zu trauen. “Na, alter Junge?” sagte Fräulein Peters, und Dolly hörte, wie sie ihm mit der Hand das Fell rieb. “Was fehlt dir, Donner? Du bist so ein schönes Pferd – das beste im Stall!”
Dolly glaubte, nicht recht zu hören. Sie rückte sich besser im Stroh zurecht, so daß ein kleines Loch entstand, durch das sie durchlugen konnte. Ja, da stand Fräulein Peters dicht neben Donner, der sich an sie schmiegte und Vor Freude wieherte. Fräulein Peters hatte ihn ganz offensichtlich gern; sie schien ihn sogar wie ihr eigenes Pferd zu lieben.
Sie gab Donner Zucker, den er knirschend machte. Dann verließ sie den Stall und schloß die Tür. Dolly kroch aus dem Stroh und schüttelte die Halme von sich ab. Dann ging sie zur Tür und lauschte. Fräulein Peters war fort. Gut!
Sie öffnete das große Tor, lief hinaus – und blieb wie vom Schlag gerührt stehen: Fräulein Peters war nicht fortgegangen! Sie stand draußen und knüpfte sich die Schnürsenkel zu. Als sie aufsah, bemerkte sie Dolly.
“Was hast du hier zu suchen?” fragte sie. “Warst du hier, als ich mit Wihelmina gesprochen habe? Du warst doch vorher noch im Gemeinschaftsraum? Du hast es also tatsächlich gewagt, über die Hintertreppe hinunterzulaufen und Wilhelmina zu warnen?”
Dolly konnte nur nicken.
“Mit dir rechne ich nachher ab”, sagte Fräulein Peters.
Margot hat eine Idee
Will wollte sich von niemand trösten lassen.
Sie war nicht in den
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