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Dolly - 04 - Dolly, die Klassensprecherin

Dolly - 04 - Dolly, die Klassensprecherin

Titel: Dolly - 04 - Dolly, die Klassensprecherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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weggenommen, versteckt, zerbrochen – alles, was du von Connys Eigentum erlangen konntest.“
„Bitte sag es niemand“, bettelte Ruth und faßte nach Dollys Hand. „Bitte nicht. Ich werde es nie wieder tun.“
„Aber Ruth, warum hast du das gemacht?“ fragte Dolly verwirrt. „Man könnte meinen, du haßt deine Zwillingsschwester.“
Ruth schlug die zerbrochene Peitsche gegen die Säcke. „Ja, ich hasse sie!“ rief sie. „Aber, Dolly, ich habe sie auch lieb!“
Staunend hörte Dolly zu. „Aber man kann doch nicht jemand gleichzeitig hassen und lieben“, meinte sie.
„Man kann“, sagte Ruth ganz außer sich. „Man kann, Dolly. Ich liebe Conny, weil sie mein Zwilling ist – und hasse sie, weil… weil… ach, das kann ich dir nicht sagen.“
Dolly sah eine Weile auf Ruths gesenkten Kopf und bemerkte, daß Ruth weinte. „Ich glaube, ich weiß, warum du Conny haßt“, sagte sie dann. „Ist es nicht, weil sie dich beherrscht? Sie antwortet immer an deiner Stelle, tut Dinge, die du lieber selbst tun möchtest, und stellt sich vor dich, als wäre sie mindestens zwei Jahre älter.“
„Ja“, sagte Ruth und wischte die Tränen von ihrem nassen Gesicht. „Niemals habe ich die Möglichkeit zu sagen, was ich denke. Ich weiß natürlich, daß sie gescheiter ist als ich… aber…“
„Das stimmt nicht“, erwiderte Dolly sofort. „In Wirklichkeit müßte sie eine Klasse tiefer sein. Ich hörte, wie Fräulein Wagner das sagte. Sie wollte euch beide nur zusammenlassen, weil ihr Zwillinge seid und weil eure Mutter meinte, daß ihr nicht gern getrennt wäret. Conny kann in der Klasse nur mitkommen, weil du ihr hilfst.“
Eine Weile sagte keine von beiden etwas. Dolly überlegte wieder. Wie seltsam war das alles! Dann fiel ihr etwas ein, und sie fragte Ruth: „Ruth, warum hast du aber auf einmal angefangen, so häßlich zu Conny zu sein? Vorher warst du es doch nicht. Es kam ganz plötzlich.“
„Das kann ich dir nicht sagen“, meinte Ruth. „Aber, ach… ich bin so traurig darüber.“
„Nun, wenn du es mir nicht sagen willst, dann geh ich und erzähle Conny alles“, erklärte Dolly und stand auf. „Irgend etwas muß ganz furchtbar verkehrt gegangen sein, Ruth. Ich weiß nicht, ob ich es in Ordnung bringen kann, aber versuchen werde ich es!“
„Geh nicht zu Conny“, bat Ruth. „Ich möchte ihr nicht erzählen, daß ich es war, die ihr so böse mitspielte. Und Dolly, es tat mir so leid für Conny, als ich merkte, wie sie sich aufregte. Es ist gräßlich, wenn man jemand haßt und ihn unglücklich macht, und wenn man dann weiß, man liebt ihn auch und möchte ihn trösten.“
„Wahrscheinlich hast du deshalb Conny immer deine eigenen Sachen angeboten“, sagte Dolly. „Merkwürdige Angelegenheit das! Zuerst haßt du deinen Zwilling und versetzt ihn in Aufregung – wie bei der Sache mit der Reitpeitsche –, und dann liebst du Conny und bist traurig und kommst und schenkst ihr deine eigene Peitsche! Ich merkte, wie enttäuscht du warst, als sie deine Peitsche nicht nahm!“
„Dolly, ich will dir erzählen, weshalb ich Conny auf einmal haßte“, sagte Ruth plötzlich und wischte sich die Augen. „Ich muß es einmal jemand sagen. Es war etwas Schreckliches!“
„Was denn?“ fragte Dolly neugierig.
„Sieh mal: Conny betet mich an und liebt es, mich zu beschützen und alles für mich zu tun“, fing Ruth an. „Und bis jetzt sind wir immer in der gleichen Klasse gewesen. Aber Conny fürchtete, daß sie die Prüfungen nicht bestünde, und glaubte, ich käme durch. Nun, und da dachte sie, wir würden dann getrennt werden. Deshalb bat sie mich, schlechte Arbeiten zu schreiben, damit auch ich durchfiele. Dann könnten wir zusammenbleiben.“
Diese ungewöhnliche Zumutung verschlug Dolly schier die Sprache. Als sie endlich Worte fand, rief sie: „Ruth, wie häßlich! Du sollst durchfallen und dich demütigen lassen, wenn du doch leicht durchkommst! Sie kann dich einfach nicht lieben!“
„Doch, das tut sie… aber zuviel“, meinte Ruth. „Jedenfalls versprach ich es ihr. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber ich muß einfach Conny immer den Willen tun, selbst wenn es etwas Schreckliches ist. Also habe ich schlechte Arbeiten abgegeben. Aber hinterdrein haßte ich Conny deshalb.“ Die arme Ruth hielt die Hände vors Gesicht und schluchzte.
Dolly stand auf und legte tröstend den Arm um sie. „Ich verstehe“, sagte sie. „Es ist alles sehr merkwürdig und ungewöhnlich, aber irgendwie doch

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