Dolly - 04 - Dolly, die Klassensprecherin
Dolly.
Daraufhin bekam Irene einen ihrer schrecklichen Lachkrämpfe. Diana und Margot prusteten ebenfalls los.
„Hörst du das Ping nicht auch, Dolly?“ fragte Mademoiselle erschrocken. „Ich bin…“
Ping! Die nächste Blase platzte, und Mademoiselle staunte mit offenem Mund. Was für ein Knallen war das? Und warum hörten die Mädchen nichts? War es etwa ein Streich?
„Habt ihr etwas angestellt?“ fragte sie. „Einen häßlichen, verteufelten Streich gegen eure arme alte Mademoiselle? Ich habe nicht…“
Ping! Oben auf Mademoiselles Kopf landete eine kleine Blase und zerplatzte. Mademoiselle kreischte.
„Was ist das?“ schrie sie. „Hört auf zu lachen, Mädchen. Sagt mir, was da immerzu explodiert!“
Sie sah, wie Irene zur Decke schaute, und blickte ebenfalls hinauf. Aber in diesem Augenblick kam gerade keine Blase herunter. Dann aber platzte eine, die fast bis auf den Boden gekommen war, genau vor ihren Füßen!
Mademoiselle sprang auf wie gestochen. Sie lief zur Tür. „Unglaublich“, rief sie. „Ich hole Hilfe!“
Inzwischen waren die Mädchen vor Lachen halb krank. Dolly liefen die Tränen übers Gesicht. Susanne hielt sich die Seiten, die ihr schon weh taten. Irene schien zu ersticken, und Alice und Betty klammerten sich kraftlos aneinander.
Mademoiselle stürzte zu Fräulein Wagner. Die unterrichtete in der zweiten Klasse und staunte, als Mademoiselle plötzlich hereinschneite.
„Mademoiselle Wagner, bitte kommen Sie in meine Klasse“, flehte Mademoiselle sie an. „Es macht ,Ping!’ und dann ,Pong!’ – gerade an meinen Ohren – ja, und dann neben meinem Fuß!“
Fräulein Wagner sah sie verwundert an. Hatte Mademoiselle den Verstand verloren? Was sollte das mit dem „Ping“ und „Pong“? Die zweite Klasse kicherte.
„Mademoiselle, was soll das bedeuten?“ fragte Fräulein Wagner ärgerlich. „Erklären Sie es bitte genau.“
„In Ihrer Klasse gibt es Pings und Pongs“, erzählte Mademoiselle wieder. „Die Mädchen hören nichts, aber ich. Ich mag das nicht. Fräulein Wagner, ich bitte Sie, kommen Sie!“
Weil Mademoiselle schon beinahe auf den Knien flehte, ging Fräulein Wagner schnell mit hinüber in die Vierte. Dort hatten sich die Mädchen inzwischen ein bißchen erholt und hielten Ausschau, wer wohl käme. Inzwischen waren ein paar weitere Blasen heruntergeschwebt und knallend zerplatzt. Eine war gerade unterwegs.
„Pssst! Fräulein Wagner kommt“, rief Margot plötzlich von der Tür her. „Nehmt euch zusammen!“
Die Mädchen bemühten sich, das zu tun, und standen auf, als die beiden Lehrerinnen hereinkamen.
„Was bedeutet das?“ fragte Fräulein Wagner ungeduldig. „Warum beklagt sich Mademoiselle? Ich kann mir kein Bild daraus machen.“
„Es knallt immerzu“, jammerte Mademoiselle, die fast verzweifelte, weil Fräulein Wagner gar nichts begriff.
„Ich glaube, Mademoiselle hat irgendwelche Geräusche in den Ohren“, erklärte Alice höflich. „Sie hört Pings und Pongs.“
Dicht neben Mademoiselle fiel eine Blase zu Boden und platzte. „Ping!“ Mademoiselle sprang hastig beiseite und stieß Fräulein Wagner mit dem Finger in die Rippen. „Da war es wieder. Wie ich sagte: Ping!“
„Bitte stoßen Sie mich nicht so, Mademoiselle“, sagte Fräulein Wagner kühl.
Gleich darauf platzte die nächste Blase – und dann noch eine. Fräulein Wagner sah sich verwirrt um.
„Ich gehe“, erklärte Mademoiselle und machte einen Schritt zur Tür. „Ich gehe. In diesem Raum ist irgend etwas Gräßliches im Gange!“
Fräulein Wagner zog Mademoiselle zurück. „Seien Sie doch vernünftig. Ich habe das Geräusch auch gehört, und ich kann nicht begreifen, wieso die Mädchen es nicht hörten.“
Plötzlich entschieden die Mädchen sich, das nächste Knallen zu hören. Beim nächsten Mal riefen sie also alle miteinander: „Ping!“ –
„Ich habe es gehört!“
„Ich auch!“
„Ruhe!“ sagte Fräulein Wagner, und sofort war alles still – gerade rechtzeitig, bevor die nächste Blase auf Mademoiselles Nase herabschwebte und mit einem extralauten Fing zerplatzte.
Mademoiselle schrie auf. „Eine Welle! Ich habe eine Welle gesehen, und es machte ,Ping!’“
Fräulein Wagner fing langsam an zu glauben, daß Mademoiselle an diesem Morgen wirklich närrisch sein mußte. Was war das jetzt für eine Welle?
Und dann sah Fräulein Wagner das, was Mademoiselle eine „Welle“ nannte. Die Blase segelte diesmal an ihrer eigenen Nase vorbei, und sie schnappte nach Luft.
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