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Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg

Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg

Titel: Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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du noch nie auf den Gedanken gekommen?“
Olly zuckte unschlüssig mit den Schultern.
„Laß uns heute zum Arzt fahren. Nur zur Sicherheit.“
Gleich nach der Stunde rief Dolly den Augenarzt im nächsten Ort an und ließ sich einen Termin geben. Sie schilderte Ollys Fall und ihren Verdacht, Ollys Ungeschicklichkeit könne vielleicht mit einer nicht erkannten starken Kurzsichtigkeit zusammenhängen.
Olly fand es herrlich, zur Abwechslung mal mit ihrer jungen Erzieherin über Land zu fahren, zumal Dolly ihr einen Besuch im Café in Aussicht gestellt hatte, wenn die Untersuchung beendet wäre.
Der Augenarzt, ein freundlicher Herr mit silbergrauem Schnauzbart und ebensolcher Löwenmähne, begrüßte sie bereits an der Tür und bat Dolly, im Wartezimmer Platz zu nehmen. Dann bot er Olly seinen Arm wie ein Kavalier seiner Dame, um sie ins Sprechzimmer zu führen. Olly wollte sich bei ihm einhängen, verfehlte aber die Lücke zwischen Arm und Körper und boxte ihm in die Seite. Der Arzt schaute sie prüfend an, ließ sich aber nichts anmerken.
„Darf ich bitten, gnädiges Fräulein? Hier geht’s lang. Nervös?“
„Keine Spur!“ sagte Olly lachend und winkte Dolly noch einmal zu.
Dolly griff zu einer der herumliegenden Illustrierten und versuchte zu lesen. Aber ihre Gedanken wanderten immer wieder ins Untersuchungszimmer zu Olly. Ob sich ihr Verdacht bestätigen würde?
Nach einer Weile kam der Arzt zu ihr heraus. Er sah wütend aus.
„Nun sagen Sie mir bloß, warum hat bis heute niemand gemerkt, daß das Kind halb blind ist!“ knurrte er. „Was sind denn das für Eltern?“
„Ich weiß es nicht, ich kenne sie nicht“, antwortete Dolly kleinlaut. „Sie scheinen einen Haufen Kinder zu haben. Als ich sie auf dem Bahnhof kurz sah, machten sie einen – wie soll ich sagen – einen etwas konfusen Eindruck. Oder sagen wir, ein bißchen weltfremd und unpraktisch. Ollys Vater ist Kunstprofessor und auch die Mutter malt. An Geld fehlt es nicht – nur an Aufsicht und Fürsorge, fürchte ich.“
„Und wieso sind Sie jetzt daraufgekommen?“
„Ich habe mir Gedanken über Ollys Ungeschicklichkeit gemacht. Sie stößt so oft etwas an oder wirft etwas herunter. Und dann war ich gestern zufällig im Unterricht und habe gesehen, daß es ihr offenbar unmöglich ist, von ihrem Platz aus zu erkennen, was an der Tafel steht. Dabei sitzt sie ganz vorn.“
„Wieso hat ihre Klassenlehrerin das nicht gemerkt?“
„Die Mädchen müssen, wenn sie nach Möwenfels kommen, ein Gesundheitszeugnis mitbringen. Vermutlich hat sie angenommen, Olly sei auch auf die Gesundheit ihrer Augen untersucht worden wie jedes andere Kind. Aber das war nicht der Fall.“
Der Arzt schüttelte ungläubig den Kopf. Offensichtlich war nicht nur die kleine Olly halbblind, sondern sämtliche Erwachsenen waren ebenfalls mit Blindheit geschlagen.
„Sie ist stark kurzsichtig, ja?“ erkundigte sich Dolly.
„Ja und nein. Das Problem ist, daß ihre Augen ganz unterschiedlich sehen. Auf dem einen Auge sieht sie alles verschwommen, verstehen Sie, mit dem anderen kann sie etwas erkennen, mit beiden zusammen aber sieht sie ein verzerrtes Bild. So kommt es auch, daß sie sich ständig verschätzt. Vermutlich hat sie sich im Laufe der Jahre mit ihrem Leiden ganz gut eingerichtet und gelernt, irgendwie zurechtzukommen. Aber ich wette, daß sie ein völlig neuer Mensch wird, wenn sie jetzt die richtige Brille bekommt und plötzlich ihre Umgebung deutlich sehen kann.“
So kam es, daß Dolly und Olly nicht nur ins Café gingen, um sich nach der strapaziösen Untersuchung bei Eisschokolade und Kuchen zu erholen, sondern auch gleich zum Optiker, wo sie die Brille für Olly bestellten und Olly sich das hübscheste Brillengestell aussuchen durfte, das im Laden zu finden war.
Ein paar Tage später fuhren sie dann noch einmal in die Kreisstadt, um die neue Brille abzuholen. Olly klopfte das Herz bis zum Hals hinauf, als sie das Schmuckstück aus den Händen des Optikers entgegennahm und sich vorsichtig aufsetzte.
Eine Weile schaute sie stumm mit großen Augen um sich. Dann stand sie auf, ging ans Fenster, schaute hinaus, wandte sich wieder dem Laden zu, berührte mit den Händen Glasvitrinen, Hocker und Spiegel und schließlich Dollys Gesicht, ihre Haare. Ihre Lippen zitterten, Dolly sah, wie sich ihre Augen mit Tränen füllten. Plötzlich fiel ihr Olly schluchzend um den Hals.
Dolly nahm sie in die Arme wie ein kleines Kind. Der Optiker drehte sich verlegen um und begann, in

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