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Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg

Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg

Titel: Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
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gesehen hatte, interessante Persönlichkeiten, denen sie auf Partys begegnet war. KlausHenning Schwarze kam kaum zu Wort. Er mußte sich vorkommen wie ein armer Dorfschullehrer, der nie aus seinem Kuhdorf hinausgekommen ist und von der großen Welt keine Ahnung hat.
„Was ist los mit Ihnen?“ fragte er schließlich ein wenig gequält, als sie ihn zum fünftenmal unterbrochen und daran gehindert hatte, von sich zu sprechen. „Sie sind heute so anders?“
„Anders?“ Dolly machte kugelrunde Kinderaugen. „Wieso anders? Wie bin ich denn sonst?“
„Ich weiß nicht, ach, ist ja auch egal. Da sind wir. Wollen wir auf die Veranda gehen, oder sitzen Sie lieber drinnen im Kaminzimmer?“
„Auf der Veranda muß es doch heute himmlisch sein, bei dem herrlichen Wetter! Kommen Sie!“
Dolly lief tänzelnd voraus bis zum Geländer der Veranda, stützte sich mit den Händen darauf, legte den Kopf in den Nacken und schloß die Augen, wie sie es auf einem Modefoto gesehen hatte. Der Wind spielte in ihrem Kleid. Eigentlich hätte er auch mit ihren Haaren spielen sollen, aber die waren leider zu kurz geschnitten, um es der Modedame gleichzutun. Dolly fuhr sich mit den Händen durch die braunen Locken.
„Wieso bin ich heute anders?“ fragte Dolly unschuldig
    „Zauberhaft sehen Sie aus!“ sagte hinter ihr KlausHenning Schwarze und kämpfte mit einer plötzlichen Heiserkeit. Dolly tat, als hätte sie es nicht gehört.
    „Ist er nicht herrlich, dieser Duft nach Salz und Teer, der vom Meer heraufweht? Ich bin verrückt nach Seereisen, allein dieses himmlischen Geruches wegen. Nächstes Jahr werde ich mit Freunden auf einer Segeljacht durch die griechische Inselwelt kreuzen.“
„Ihre Eltern sind sehr wohlhabend, nicht wahr?“ fragte der junge
    Lehrer bedrückt.
„Unsinn. Nun ja, sie sind nicht gerade arm, mein Vater ist Chirurg.
Und ein recht erfolgreicher dazu.“
„Nun, damit kann ich leider nicht mithalten. Meiner ist Buchhalter –
und da wir zu Hause fünf Geschwister sind, ging es meistens recht
bescheiden zu.“
„Als ob es darauf ankäme! Wo wollen wir sitzen – hier in der Ecke?
Wo ist die Kellnerin? Ich verdurste…“
„Moment, ich kümmere mich gleich darum.“ KlausHenning
Schwarze ging zum Büfett hinüber, um die Bedienung zu holen. Was bin ich für eine blöde Ziege, dachte Dolly. Nicht zum
Aushalten! Aber er scheint darauf reinzufallen. Selber schuld mein
Lieber, Strafe muß sein!
„Womit fangen wir an?“ fragte KlausHenning Schwarze, als er
zum Tisch zurückkehrte. „Ich schlage vor, mit Käsesahnetorte und
Nußkipferln. Dann probieren wir die Schokoladentorte und die
Zitronenomeletts.“
„Für mich nur eine Kleinigkeit“, flötete Dolly. „Ich bin heute abend
zum Essen eingeladen und muß noch ein größeres Diner bewältigen.
Vielleicht ein kleines Stück Apfelkuchen.“
„Ach, Sie gehen heute noch aus?“ Ihm klappte tatsächlich der
Unterkiefer herunter. Fassungslos starrte er sie an.
„Jaja, ich sagte doch, ich muß spätestens um fünf Uhr zurück sein.“ „Ich dachte, Sie hätten Dienst?“
„O nein, ich bekam heute morgen einen Anruf von einem guten
Freund, der es ohne mich offensichtlich nicht aushält. Jedenfalls fährt
er dreihundert Kilometer, nur um mich heute abend zum Essen
auszuführen. Rührend, nicht wahr?“
„Sehr rührend.“ Es klang bitter, fast wütend. Schööön! dachte
Dolly. „Darum sind Sie also heute so… so aufgedreht. Scheint ein
sehr lieber Freund zu sein.“
„O ja. Wir haben uns in Paris kennengelernt. Er ist Journalist und
ständig in der ganzen Welt unterwegs…“
„Und da sind Sie nach Möwenfels zurückgekehrt, um hier als
Erzieherin zu arbeiten? Versteh ich nicht.“
Dolly lächelte. Er war ihr voll auf den Leim gegangen. „Vielleicht
wollte ich mir selber etwas beweisen – ehe ich in die große Welt
abschwirre. Aber reden wir nicht davon. Das ist alles noch
Zukunftsmusik. Genießen wir die Gegenwart. Habe ich Ihnen schon
von dem neuen Burggeist auf Möwenfels erzählt? Eine köstliche
Geschichte!“
Dolly schlürfte genießerisch ihren Kaffee und plauderte munter
drauflos. Energisch unterdrückte sie ihr Bedauern, auf Käsesahnetorte
und Zitronenomeletts verzichtet zu haben. Wie lecker die
Schokoladentorte aussah! Dabei schien KlausHenning Schwarze gar
keinen Appetit zu haben, denn er ließ die Hälfte von seinem Stück auf
dem Teller zurück.
„Jetzt muß ich aber gehen“, sagte Dolly. „Pierre haßt es, wenn man
ihn warten

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