Dolly - 11 - Hochzeit auf Burg Moewenfels
über mit Sommerblumen geschmückt,
Kerzen verbreiteten eine feierlich-geheimnisvolle Stimmung in dem
dämmrigen Raum des Kirchenschiffs.
„Jetzt kommen die Familienangehörigen“, flüsterte Susu. „Da ist meine Schwester Susanne!“ rief Vivi und winkte heftig, bis
Susanne sie entdeckt hatte und ihr zulächelte.
„Hast du gesehen, wie feierlich Madame und Monsieur Monnier
aussehen?“ Gusti reckte den Kopf.
„Oh, ist das toll! Schau doch, schnell!“ Olly stieß Olivia in die
Seite. „Das Kleid von Felicitas! Ein Traum!“
„Pssssst!“ machte Fräulein Pott und hob mahnend den Zeigefinger. „Sie kommen, sie sind gerade draußen vorgefahren!“ hauchte
Renate und beugte sich vor. „In einer richtigen Hochzeitskutsche!“ Die Orgel begann leise das Eingangslied zu intonieren, der Ton
schwoll an, wurde laut, der Chor setzte ein, jubelnde Stimmen
erfüllten den Raum.
Den Mittelgang herauf schritt der weißhaarige Pfarrer, gefolgt von
dem Brautpaar. Die Mädchen reckten die Hälse, leises „Ah!“ und
„Oh!“ war zu hören. Dolly trug ein schneeweißes Kleid aus Spitze und
Seide, in der Hand hielt sie einen Biedermeierstrauß aus rosa Rosen
und Maiglöckchen. Sie lächelte lieb und war ein bißchen blaß um die
Nase, unter dem Schleier ringelten sich die dunklen Locken
widerspenstig in die Stirn. Sie sah aus, als sei sie aus einem alten
Gemälde gestiegen.
„Warum heulst du denn?“ flüsterte Olivia.
„Weil es so schön ist“, antwortete Olly. „Wie im Himmel!“ „Oder wie im Kino“, wisperte Ulla von hinten. Der Pfarrer hielt
seine Predigt. Die Mädchen ließen ihre Dolly nicht aus den Augen.
Wieder sang der Chor.
Endlich war es soweit. Die Mädchen aus dem Nordturm hielten
den Atem an, als der Pfarrer seine Frage an den Bräutigam richtete
und das kräftige, wenn auch etwas heisere „Ja“ durch die Kirche tönte. „Jetzt“, flüsterte Vivi.
Und Dutzende von Mädchenlippen formten das Wort mit, als
Dolly ihr „Ja“ vor dem Altar sprach. Am liebsten hätten sie
applaudiert. Aber nun wurde erst gebetet und der Segen gespendet,
und dann brausten Chor und Orgel auf.
„Schade, daß es immer so schnell vorbei ist“, seufzte Olly. „Habt
ihr auch so einen irren Hunger?“
„Und wie!“
Das frisch gebackene Ehepaar schritt feierlich langsam zum
Ausgang, ihnen folgten die Familienangehörigen und Freunde. Eine
Ewigkeit schien es zu dauern, bis die Mädchen die Erlaubnis
bekamen, ihre Bänke zu verlassen. Auf dem Kirchenvorplatz standen
Dolly und Klaus und nahmen die Glückwünsche entgegen. „Das Kleid wird grau sein, wenn Dolly Rieder all diese
Umarmungen hinter sich hat“, flüsterte Agnes Renate zu. „Die aus der
Ersten bringen sie ja fast um vor Begeisterung!“
Dolly und Klaus nahmen strahlend die Glückwünsche entgegen
„Dolly Schwarze mußt du jetzt sagen“, berichtigte Renate sie. „ist es nicht toll? Wenn ich den Rummel sehe, kriege ich direkt auch Lust, Lehrerin in Möwenfels zu werden und hier zu heiraten.“
„Ich fürchte, das Lehrerinsein allein genügt nicht, man muß auch so ein prima Kerl sein wie Dolly Rieder… äh… Schwarze!“
„Da sieht man mal wieder, daß es sich doch lohnt“, sinnierte Ulla.
„Was?“
„Das, was die Direktorin allen Neuen zu sagen pflegt, daß. es nicht so wichtig ist, die Examen zu bestehen, als ein liebenswerter und hilfsbereiter Mensch zu werden. Ein Mensch wie Dolly hat doch nie Feinde.“
„Ich fürchte, da täuschst du dich. Denk an Sauergurke!“
„Ach die!“
„Die ist doch bloß neidisch. Was kann das einer Dolly Rieder schon ausmachen.“
„Dolly Schwarze!“
„Klar, Dolly Schwarze. Da muß man sich erst dran gewöhnen.“
„Sagt doch einfach ,Hausmutter’, dann gibt’s keine Verwechslungen“, mischte sich Vivi lachend ein.
„Richtig, Hausmutter.“
„Unsere Hausmutter!“
„Hausmutter vom Nordturm.“
„Und wir vom Nordturm…“, begann Vivi.
„… sind die Größten!“ fielen die anderen ein.
Fräulein Pott scheuchte die ausgelassene Schar zurück in den Bus. Jetzt ging es zum Möwennest hinüber. Dort war im Garten eine große Tafel mit Leckereien aufgebaut, daneben stand eine weitere mit Gläsern und Getränken. Als die Mädchen in den Garten strömten, hielt Monsieur Monnier gerade eine Rede und hob sein Glas mit Champagner.
„Trinken wir auf das Wohl unseres jungen Paares und darauf, daß wir alle auf Burg Möwenfels noch viele glückliche Jahre zusammen verbringen dürfen!“
Er leerte sein Glas in einem
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