Dolly - 13 - Ueberraschung auf der Burg
sich schon wieder dicke, graue Wolken zusammen. Sollte es denn noch mehr Schnee geben? Ob die Räumfahrzeuge aus dem Dorf heute hier heraufkamen? Ob es wieder Strom geben würde? Das wäre eigentlich schade, es war ganz spannend, hier wie auf einer einsamen Insel zu leben und sich selbst zu versorgen. Wenn es nicht zu lange dauerte natürlich, nur so lange die Vorratskeller noch gefüllt waren. Heute wollten sie aus Schnee künstliche Kühlschränke bauen, damit die Vorräte an Frischfleisch und anderen verderblichen Lebensmitteln nicht schlecht wurden. Die Milch würde nur noch bis morgen reichen, aber das war nicht schlimm, ohne Milch konnte man schon mal auskommen.
Während Olly darüber nachdachte, was man sich noch einfallen lassen könnte, um das Abgeschnittensein von der Außenwelt besser zu überbrücken, fiel ihr Blick auf eine Gestalt, die sich von der höchsten Klippe her näherte. Die gleitenden Bewegungen verrieten, daß die Person sich auf Skiern fortbewegte. Das war doch Petra! Aber was machte sie dort drüben bei den Klippen, sie sollte doch längst auf dem Weg zu den Monniers sein!
Jetzt verschwand sie zwischen den Felsen. Olly starrte so angestrengt hinüber, daß ihr die Augen brannten. Es dauerte nicht lange, da tauchte Petra wieder auf. Sie hielt irgend etwas in der Hand, und nun erkannte Olly, daß es der kleine schwarze Kasten sein mußte. Petra hantierte daran herum und verstaute ihn dann in ihrem Anorak. In größter Eile fuhr sie davon.
Was hatte das zu bedeuten? Hatte sie fotografiert? Aber warum gerade jetzt und warum so heimlich? Oder befand sich in dem Kasten etwas anderes? Hatte sie hinter den Klippen etwas versteckt? Etwas, das unter dem Schnee vergraben war, und das sie schnellstens in Sicherheit bringen mußte?
Olly überlegte, ob sie Petra einfach fragen sollte, was sie dort getan hatte, wenn sie zurückkam. Aber Petra würde vermutlich alles abstreiten. Sollte sie mit Dolly sprechen? Nein, das sah so nach Verpetzen aus, es widerstrebte Olly zutiefst, jemand anderen anzuschwärzen. Das letzte Mal, als Kai ihr Mißtrauen gegen Petra geäußert hatte, hatten Dolly und die Mädchen sie energisch verteidigt. Und es gab wirklich nichts, das man Petra vorwerfen konnte, sie war höflich und hilfsbereit, immer für die anderen da und hielt sich im übrigen bescheiden im Hintergrund. Was man gegen Petra vorbringen konnte, war nichts als ein Gefühl und die Tatsache, daß sie ihren Schrank stets verschlossen hielt.
Am besten, ich halte den Mund und versuche auf eigene Faust herauszubekommen, was sich in dem schwarzen Kasten verbirgt, dachte Olly. Vielleicht ist alles ganz harmlos.
Die Einweihung
Einen weiteren Tag mußten sie noch aushalten, dann tauchte der Schneepflug auf. Die Straße zum Dorf war wieder frei und auch Strom gab es wieder. Und ein paar Stunden später war auch das Telefonkabel repariert. Fast bedauerten sie es, daß das Abenteuer so ein schnelles Ende gefunden hatte und der Alltag in der Burg wieder Einzug hielt.
Burg Möwenfels war zum Schloß der Schneekönigin geworden. Türme und Dächer hatten dicke weiße Pelzmützen, der Efeu an den Mauern sah aus wie ein Wandteppich aus Eisblumen. Stufen, Treppen und Geländer glitzerten von gefrorenem Schnee, und um die Burg lief eine Vielzahl von schmalen Gängen zwischen mannshohen Schneemauern. Die Äste der Bäume brachen fast unter der Last und glitzerten in der Mittagssonne von Milliarden kleiner Schneekristalle.
Die Eislaufbahn war unter einer dicken Schneedecke verschwunden und wurde in mühsamer Arbeit befreit. Will und Clarissa, die beiden Reitlehrerinnen, arrangierten weite Ausritte im Schnee, und ging es einmal querfeldein, waren die Pferde bis zu den Bäuchen verschwunden.
Dolly veranstaltete einen Wettbewerb der Schnee-Bildhauer. Burgen und Tiere entstanden, Schneemänner, Schneefrauen und Schneekinder standen im Kreis, als wollten sie tanzen. Ein Hirsch mit massigem Hals und einem zu kleinen Kopf, ein Geweih aus trockenen Zweigen über der Stirn, zog einen Schlitten aus Schnee. Und in der Mitte des Ausstellungsgeländes flackerte ein Feuer unter einem dampfenden Kessel mit Früchtepunsch.
Die Lehrer waren eingeladen, die Jury zu bilden. Pöttchen und Fräulein Innig, Herr Schwarze, Herr Wollert und Fräulein Wieland gingen von einer Skulptur zur anderen und notierten sich ihre Punkte. Dann schritt man zur Preisverleihung.
An einem Tisch wurden die Zettel eingesammelt. Fräulein Wieland und Herr Wollert
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