Dolly - 13 - Ueberraschung auf der Burg
zählten die Punkte zusammen. Langsam wurde der Kreis der Neugierigen enger um die Gruppe der Lehrer, die jetzt die Köpfe zusammensteckten und sich berieten. Dann klatschte Pöttchen in die Hände. Klaus-Henning Schwarze, drei Urkunden in der Hand, trat vor.
„Meine Lieben, ihr habt es uns wirklich schwer gemacht! Euch ist soviel eingefallen, und es gibt hier so viel Hübsches zu sehen, daß wir am liebsten allen einen Preis geben würden. Aber da wir ja nun mal eine Entscheidung treffen mußten, haben wir beschlossen, den ersten Preis an Olivia Reichberg und ihre Freundin Mona zu geben, für die naturgetreue Nachbildung von Burg Möwenfels, einmal, weil sie so gut gelungen ist und zum Zweiten, weil die meiste Arbeit darin steckt.”
Beifall brandete auf. Jeder war mit dieser Entscheidung einverstanden, denn Olivia und Mona hatten sich wirklich die größte Mühe von allen gemacht und die meiste Zeit benötigt, und das Ergebnis konnte man nur als bewundernswert bezeichnen.
„Herzlichen Glückwunsch, Olivia!” sagte Klaus-Henning Schwarze lachend. „Eigentlich hättest du als Profi ja gar nicht mitmachen dürfen. Du bist ja schon ein halber Baumeister!”
Olivia wurde rot vor Stolz. Das mußte sie unbedingt gleich heute ihrem Vater schreiben! Mona drückte der Freundin heftig die Hand vor Freude, sie wußte, daß der Preis Olivias Verdienst war.
„Wenn wir jemals in der Lotterie gewinnen sollten”, fügte der Lehrer hinzu, „dann werden Dolly und ich uns von dir unser Traumhaus entwerfen lassen. So, jetzt kommen wir zum zweiten Preis
– er geht an Babette aus der Fünften und ihre Freundinnen Josefine und Margot für den Hirsch mit Schlitten.”
Auch hier gab es keinen Einwand. Der Hirsch war ein kompliziertes Stück Arbeit gewesen, und die drei hatten viel Mühe gehabt, bis das Geweih endlich auf dem Kopf festgesessen hatte.
„Ja, jetzt wird’s schwierig”, sagte Klaus-Henning Schwarze. „Denn eigentlich widerstrebt es uns, zwei Preise an eine Klasse zu vergeben, wir hätten ihn gern jemandem aus der Dritten oder Ersten – oder einer der anderen Klassen verliehen. Aber dann waren wir uns doch einig, daß allein künstlerische Maßstäbe angelegt werden sollten, und da das auch mit den Punktzahlen übereinstimmte, haben wir den dritten Preis an unsere Kim vergeben, die den bezaubernden spielenden Hund hergestellt hat. Sieht er nicht aus, als wäre er lebendig?”
„Ja! Prima, Kim! Sie hat’s verdient! Herzlichen Glückwunsch,
Kim!” tönte es von allen Seiten.
„So, meine Lieben, jetzt gibt es für jeden einen Becher heißen
Punsch und ein Stück Kuchen. Und damit ihr nicht meint, dies sei nun
für lange Zeit das letzte der außergewöhnlichen Feste, habe ich euch
allen noch etwas mitzuteilen: die Bauarbeiten für die neue Sport-und
Tennishalle stehen vor dem Abschluß. In zwei Wochen kann die
Eröffnung stattfinden. Ihr alle seid aufgerufen, euch für die
Einweihungsfeier etwas einfallen zu lassen. Wir werden heute abend
ein Festkomitee gründen, bei dem ihr eure Vorschläge vorbringen
dürft und das dann entscheiden wird, was wir davon in die Tat
umsetzen können.”
Klaus-Henning Schwarze wurde fast umgerissen vor Begeisterung. „Und die Nestmöwen kochen?” erkundigte sich Olly.
„Klar. Die Nestmöwen kochen.”
„Dann kann ja nichts mehr schiefgehen”, stellte Olly zufrieden fest. In den nächsten Tagen hatten es die Lehrer schwer, die
Aufmerksamkeit ihrer Schülerinnen auf den Unterrichtsstoff zu
lenken. In allen Ecken wurden Pläne für das große Einweihungsfest
geschmiedet.
Man hatte sich darauf geeinigt, daß – dem Anlaß entsprechend –
eine Reihe von sportlichen Vorführungen stattfinden sollten.
Gymnastikgruppen und Bodenakrobaten übten schon eifrig. Die
besten Geräteturnerinnen stellten ein Programm zusammen, daneben
wurden lustige Wettspiele und humoristische Einlagen geplant. Dolly
suchte in Kisten und Kartons nach alten Kostümen, und emsige
Handwerkerinnen malten Kulissen, klebten Girlanden aus
Papierblumen und entwarfen Plakate.
Der große Tag kam. Am Vormittag gab es statt des Schulunterrichts
eine Generalprobe, die mit etlichen Pannen in einem allgemeinen
Durcheinander über die Bühne ging, denn rund um die Akteure wurde
gehämmert und geschmückt, Lautsprecher und Mikrofone installiert
und an der Rückseite der Tisch für das große Büffet hergerichtet. „Ich bin eben mal an der Küche vorbeigeschlichen”, berichtete die
kleine AnnaSophie aus der Ersten.
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