Dolly - 14 - KLassentreffen auf der Burg
meine
Tochter nämlich gern für mich haben.“
„Einverstanden“, sagte Olly großzügig. „Also, ich denke, wir gehen
immer zu zweit, das heißt, wir bilden vier Mannschaften. Vivi und
Susu, Mona und Olivia, die Zwillinge und Gusti und ich. Nehmt acht
Zettel, auf sechs schreibt ihr die sechs Wochentage, zwei laßt ihr leer.
Jede Mannschaft darf zwei Zettel ziehen…“
Unter viel Gelächter wurden die Zettel vorbereitet und in eine
Strickmütze der Hausmutter gesteckt. Olly mischte sie kräftig durch
und hielt sie Vivi hin.
„Freitag!“ verkündete Vivi.
Jetzt zog Mona.
„Wir sind Dienstag dran.“
Charlie war die nächste.
„Oh – Niete, so ein Pech. Wir dürfen nur einmal diese Woche…“ „Wenn wir nicht noch mal eine Niete ziehen“, sagte Isa. „Zwei Nieten gelten nicht, dann dürft ihr beim zweitenmal euren
Zettel zurückwerfen und neu ziehen“, beruhigte Olly sie und zog nun
selbst einen Zettel. „Montag! Hurra, wir sind heute dran, Gusti!“ In der zweiten Runde hatte Vivi eine Niete, Mona zog den
Donnerstag und Charlie den Sonnabend. Olly und Gusti bekamen den
Mittwoch.
„Wenn die dritte Klasse das nächste Mal dran ist, dürfen die
Mannschaften zweimal das Baby haben, die diesmal eine Niete
gezogen haben. Und jetzt laßt uns keine Zeit verschwenden, wo ist das
Baby?“ fragte Olly.
„Schon abmarschbereit.“ Dolly trat aus dem Nebenzimmer. „Sie ist
noch ganz verschlafen, ihr solltet vielleicht besser den Sportplatz
meiden und andere Plätze, an denen Dutzende von Mädchen sich auf
den Kinderwagen stürzen.“
„Was denken Sie von uns, Hausmutter!“ empörte sich Olly,
bedauerte aber insgeheim Dollys Mahnung, denn sie hatte sich darauf
gefreut, vor den Augen aller Burgmöwen die kleine Tochter der
Hausmutter spazierenfahren zu dürfen – und das als erste! Aber wenn
sie den Klippenweg entlangmarschierten, wurden sie vermutlich auch
von allen gesehen.
„Braucht sie keine Mütze?“ fragte Gusti besorgt.
„Nicht bei diesem warmen Sommerwetter.“
„Und wenn sie Hunger kriegt??“
„Sie hat erst vor kurzem etwas bekommen. Sie ist bestimmt satt.“ Dolly legte Kathrinchen in den Wagen und deckte sie mit einer
leichten Decke zu. Olly und Gusti schoben ab, Olly mit einem
mütterlich-würdigen Ausdruck, Gusti stets ein wenig besorgt nach
vorn gebeugt, um das Baby keine Sekunde aus den Augen zu lassen.
Kathrinchen war nach wenigen Metern wieder eingeschlafen. „Wir gehen den Klippenweg in östlicher Richtung, da ist sie gegen
den Wind geschützt, und die Sonne scheint in den Wagen. Dann
nehmen wir den Feldweg zum Möwennest hinüber und gehen vom
Möwennest aus zur Burg zurück.“
„Ja, das ist gut.“
Gusti bewunderte Olly dafür, daß sie mühelos so stichhaltige
Gründe für eine Strecke fand, auf der sie von jedem gesehen wurden. Auf dem Klippenweg wehte ein angenehmer Wind. Für einen
Kinderwagen war diese Strecke nicht gerade ideal, es rüttelte und
schaukelte, aber Kathrinchen schien dies nichts auszumachen, sie
schlief. Die beiden Ersatzmütter wechselten sich alle paar Meter mit
dem Schieben ab und prüften dabei ständig, ob das Baby vor Zugwind
geschützt war oder ob die Sonne vielleicht zu heiß in den Wagen
schien.
„Ist sie nicht süß?“
„Ja, wirklich.“
„Und so lieb!“
„Na ja, bei den Eltern…“
„Da muß sie ja ein freundliches Wesen haben!“
„Und eine Menge Geduld und Disziplin.“
„Die komischen Töne, die sie macht!“
„Niedlich.“
„Süß! Sie zieht das Näschen kraus! Ob die Sonne sie kitzelt?“
überlegte Gusti.
„Zieh das Verdeck höher.“
„Das reicht nicht.“
„Dann häng deine Jacke drüber, damit sie Schatten hat.“ Gusti gehorchte. Jetzt lag Kathrinchens Gesicht im Schatten. „Uääääh!“ quakte Kathrinchen los.
„Das gefällt ihr nicht.“
„Dann nimm die Jacke wieder weg.“
Kathrinchen quäkte lauter.
„Ob sie friert?“ Olly befühlte Hände und Gesicht des Babys. Beides
war kuschelwarm.
„Vielleicht ist es ihr zu heiß?“
„Sie fühlt sich ganz normal an.“
„Sicher geht ihr die Schaukelei auf den Wecker. Fahr doch
vorsichtiger!“ mahnte Gusti.
„Tu’ ich ja schon!“
„Da drüben beginnt der Feldweg, da wird’s besser.“
Der Weg wurde besser, aber Kathrinchen brüllte nun lauter. „Was hat sie bloß?“ Olly nahm das Baby besorgt aus dem Wagen,
legte es sich über die Schulter und beklopfte sanft seinen Rücken. „Ei,
meine Süße, was ist denn… was hat denn mein Mäuschen? Nicht
weinen, Schätzchen,
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