Dolly - 14 - KLassentreffen auf der Burg
aufgerissen, ein angefangenes Strickzeug, ein Wollknäuel und zwei Stricknadeln flogen Andrea an den Kopf, so daß sie blitzschnell in Deckung ging.
„Das wirst du mir büßen, du Biest, das lasse ich mir nicht gefallen!“ schrie Maria. „Das wirst du mir alles neu stricken, oder…“
Krachend flog die Tür zu. Andrea bog sich vor Lachen.
„Ich kann gar nicht stricken!“ schrie sie hinter Maria her. „Das weißt du doch. Blöde Ziege! So ein Theater wegen so eines kleinen Versehens. Kann doch jedem mal passieren“, murmelte sie und nahm ihren Stift wieder zur Hand. „Bloß weil ich mit dem Fuß, ganz aus Versehen, hinter ihren Faden gehakt bin und ihn hinter mir die Treppe runtergezogen habe. Kann ich wissen, daß gleich der ganze Pullover aufribbelt?“
„Bloß aus Versehen?“ fragte Susu durchdringend.
„Sag ich doch!“
Andrea wurde rot. Sie sah die vorwurfsvollen Gesichter der Kameradinnen und packte ärgerlich ihr Schreibzeug zusammen.
„Ich geh’ ja schon. Ja doch! Ich gehe und entschuldige mich bei ihr!“
„Da geht sie hin und denkt sich auf dem Weg zu ihr eine neue Gemeinheit aus“, seufzte Charlie. „Hoffnungslos.“
„Kinder, so geht es einfach nicht weiter! Wir müssen was dagegen tun!“ sagte Olivia, die sich seit einer Viertelstunde vergeblich bemüht hatte, den Brief an ihren Vater fertigzuschreiben. „Hat denn niemand eine Idee, wie wir den beiden Querköpfen eine Lektion erteilen können, die sie ein für allemal heilt?“
Die Mädchen schwiegen nachdenklich.
„Olly, du hast doch neulich mal gesagt, du hättest auch so eine Cousine, die du nicht ausstehen kannst!“
„Stimmt! Und?“
„Verträgst du dich immer noch nicht mit ihr?“
„Nicht besonders. Wir gehen uns einfach aus dem Weg. Das ist kein Problem, wir sehen uns ja höchstens mal bei großen Familienfeiern. Warum fragst du danach?“
„Weil ich gehofft habe, daß dir vielleicht eine Lösung einfällt. Nehmen wir mal an, ihr wäret auf einer einsamen Insel ausgesetzt worden und wäret darauf angewiesen gewesen, euch zu vertragen. Was hättest du mit ihr gemacht?“
Olly legte die Stirn in Falten. Plötzlich lachte sie auf.
„Ich glaube, ich hätte sie erst mal verprügelt und ihr all das ins Gesicht gebrüllt, was ich ihr nicht sagen durfte… weil es sich nicht gehört oder weil ihre Familie sauer auf meine gewesen wäre, ihr versteht schon. Dann hätte sie das gleiche getan, und wir wären quitt gewesen. Im Grunde genommen, wißt ihr…“ Olly stützte nachdenklich den Kopf in die Hände.
„Was denn?“
„Na ja, ich denke, wir haben uns vor allem deshalb so gehaßt, weil jede auf die andere neidisch war. Jede von uns wäre lieber so gewesen wie die andere.“
„Meinst du, es ist bei Andrea und Maria genauso?“
„Könnte doch sein, oder?“
„Man müßte sie also zwingen, sich zu verprügeln“, sagte Charlie nachdenklich. „Nicht gerade sehr fein, nicht wahr?“
„Es müßte ein fairer Kampf sein, nach Regeln“, meinte Isa und begann im Zimmer hin und her zu wandern. „So was wie ein Boxkampf… oder Ringen.“
„Kinder, wißt ihr, woran ich denke?“ Vivis Augen leuchteten plötzlich auf. „Habt ihr mal von Dollys Duell gehört?“
„Von Dollys Duell? Unsere Hausmutter Dolly? Sie hat sich duelliert?“
„Mit wem?“
„Mit einer Schülerin aus Burg Möwenfels. Dolly studierte damals noch im Möwennest drüben Sprachen und Literaturgeschichte mit meiner Schwester Susanne zusammen. Und hier im Nordturm gab es ein Mädchen, das schrecklich unglücklich war und fliehen wollte. Dolly hat sie aufgesammelt und wieder zurückgebracht. Darüber war dieses Mädchen so wütend, daß sie schwor, Dolly bei der nächsten Gelegenheit zu verprügeln!“
„Unglaublich!“
„Ist ja irre! Und? Hat sie’s getan?“
„Dolly kam ihr zuvor. Sie hat sie öffentlich zum Duell gefordert und gesagt, da sie die Beleidigte sei, habe sie die Wahl der Waffen. Sie würde sie mit zum Kampfplatz bringen. Nun ratet, womit sie sich bekämpft haben!“
„Mit Tennisschlägern?“
„Mit Wasserpistolen?“
„Womit denn?“
„Mit Schlagsahne!“
„Im Ernst? Sie haben sich mit Schlagsahne beschossen? Ist ja wahnsinnig!“ Ollys Stimme kickste vor Wonne.
„He! Du meinst also, die beiden Cousinen sollten sich mit Schlagsahne beschmeißen, bis sie zur Vernunft kommen?“ fragte Gusti. „Schade um die schöne Schlagsahne.“
„Hm. Das wird eine ziemlich teure Angelegenheit. Und ob es hilft?“ meinte Susu zweifelnd.
„Na, es muß
Weitere Kostenlose Bücher