Dolly - 14 - KLassentreffen auf der Burg
nachmittag statt. Also am Sonntag. Da sind wir ungestört. Wir treffen uns um drei Uhr hier und gehen dann zu dem geheimen Kampfplatz. Und keine Sorge: Niemand wird ein Haar gekrümmt werden, unsere Methode ist absolut schmerzlos.“
Olly hatte Mühe, sich das Lachen zu verkneifen. „Wir verlassen uns darauf, daß ihr pünktlich hier seid. Ihr seid beide weder unfair noch feige, wenn man mal davon absieht, wie unfair ihr euch gegenseitig behandelt. Also…“
Tatsächlich waren die beiden Kontrahentinnen pünktlich zur Stelle. Die Zwillinge geleiteten sie zum Kampfplatz an einer vor Blicken geschützten Stelle unterhalb der Klippen am Strand, ein paar hundert Meter von der Burg entfernt.
Mona und Olivia hatten mit einer alten Wäscheleine den Kampfplatz markiert. An jeder Seite stand ein großer, von einem Tuch abgedeckter Eimer. Olivia hatte sich die Eimer im Pferdestall ausgeliehen.
„Ich hoffe, ihr habt eure Trainingsanzüge an, wie wir euch geraten haben“, sagte Mona. „Gut so. Nun stellt euch jede neben einem der Eimer auf. Halt, noch nicht abdecken, erst müßt ihr euch die Regeln anhören. Jede von euch hat die gleiche Anzahl Würfe. Ihr nehmt ein Geschoß, sagt der anderen, was ihr an ihr haßt, und werft. Wer beginnt, wird das Los entscheiden. Ich werfe eine Münze. Kopf heißt Maria, Zahl ist Andrea. Der Kampf ist beendet, wenn alle Munition verschossen ist – es sei denn, ihr schließt schon vorher Frieden.“
Mona warf die Münze hoch in die Luft. Sie rollte ein Stück über den Kies und blieb dann zwischen zwei Steinen stecken.
„Maria beginnt. Ihr anderen stellt euch hinter mich. Susu als zweiter Schiedsrichter auf die andere Seite, bitte.“
Atemlose Stille trat ein.
„Ich erinnere noch mal daran: Bei jedem Wurf brüllt ihr euch an! Keine Beschimpfungen, sondern Klartext, was ihr am anderen so hassenswert findet. Achtung, fertig, los!“
Maria und Andrea bückten sich zu den Eimern und zogen die Tücher zur Seite.
„Was ist denn das?“ fragte Maria verwirrt.
„Rohe Kartoffelknödel. Tut garantiert nicht weh!“
„Das kann ich nicht.“
„Typisch! Das kann sie nicht!“ höhnte Andrea und ergriff einen Knödel. „Aber ich kann! Das ist es ja gerade, daß du so verdammt zimperlich und zickig bist! Du kannst noch nicht mal einen normalen Satz sagen, alles klingt bei dir nach Theater!“
Klatsch! knallte der Kartoffelknödel Maria vor die Brust und bildete eine sternförmige Verzierung auf ihrer dunkelblauen Trainingsbluse.
„Du gemeines Biest!“ Maria warf zurück. Das Geschoß streifte Andreas Arm.
„Das gilt nicht. Du mußt schon einen echten Vorwurf anbringen“, rief Susu. „Also?“
Maria ließ hilflos die Arme sinken.
„Du… du…“
„Nicht mal mich anbrüllen kann sie, vor lauter guten Manieren! Na, los doch!“
„Du bist so gemein!“ Maria schluchzte auf. „Immer läßt du mich fühlen, daß du mich verachtest! Du hackst auf mir rum und quälst mich und machst mich lächerlich…“
„Schon besser!“ rief Susu. „Andrea, du bist dran!“
„Ich hacke auf dir rum? Das ist ja wohl das Größte! Du bist es doch, die mich verachtet, die ewig die Nase rümpft, weil ich nicht so ein vornehmes Getue habe wie du! Weil ich grob und laut bin und nicht so hübsch und zart und fein, du tust doch alles, damit ich mir neben dir wie ein Elefant im Porzellanladen vorkomme! Manchmal könnte ich dich nehmen und an die Wand klatschen dafür!“
Patsch! Diesmal klatschte die weiche Kartoffelmasse wie eine Ohrfeige auf Marias linke Backe.
„Alles Lüge! Du weißt genau, daß ich mir neben dir immer wie ein elender Schwächling und Feigling vorkomme! Was kann denn ich dafür, daß sie mir immer alles verboten haben, was du durftest! Du hast gut reden, du bist stark und mutig, und immer bist du der große Sieger, der gönnerhaft auf mich Würmchen runtersieht und heimlich über mich lacht! Oh, ich könnte dich manchmal umbringen für dein ironisches Grinsen! Ich will nicht immer als lächerliche Figur neben dir stehen!“
Maria griff einen Kartoffelknödel und holte wütend aus. Der Knödel sauste weit über Andreas Kopf weg und landete mit einem dumpfen Patsch! im Kies. Andrea lachte.
„Siehst du? Siehst du?“ schrie Maria verzweifelt und griff sich ein zweites Geschoß. „Immer bin ich der Verlierer, immer geht mir alles schief!“
Diesmal landete sie einen Volltreffer. Andrea wischte sich verdutzt den feuchten Brei aus den Augen. Maria schaute sie entsetzt an.
„Das wollte ich
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