Dolly - 18 - Sag ja, Dolly!
unschlagbar! Klar, die machen das sicher für uns. Das ist doch ein Riesenjux für die Kochschülerinnen. Wahrscheinlich stellen sie gleich noch eine zweite Torte her, zur eigenen Verwendung”, freute sich Karen. „Die Gesichter möchte ich sehen, wenn sie die märchenhafte Sahnetorte probieren!”
„Gleich morgen wird sie bestellt”, ordnete Rosi an. „Jana, du gehst mit mir nach dem Mittagessen ins Möwennest.”
„Und wenn wir sie dann haben, die Torte? Wie bringen wir Fräulein Wehmut dazu, davon zu essen? Sie wird sich nicht trauen, davon zu naschen, wenn das gute Stück noch so unversehrt ist, schließlich will sie sich nicht erwischen lassen”, gab Greta zu bedenken.
„Ganz einfach: Wir werden zwei oder drei Stücke herausschneiden”, erklärte Monique. „Wenn sie dann danach fragt, wo diese schreckliche Torte herkommt, sagen wir, es war ein Geschenk von Francesco.”
„Wer ist Francesco?” fragte Lilli mit großen Augen. Monique und Viviane sahen sich verlegen an.
„Oh”, sagte Viviane schließlich, „das ist Vergangenheit. Jemand, den jemand von uns mal hereingelegt hat. Wir könnten sagen, es war seine Rache.”
„Wie hereingelegt?” bohrte Lilli weiter.
„Das ist nicht wichtig. Jedenfalls ist es eine gute Erklärung”, wehrte Monique ab. „Wir haben versprochen, darüber zu schweigen.”
Lilli hätte das Geheimnis der Französinnen zu gern gelüftet, aber jetzt war etwas anderes wichtig. Fräulein Wehmut so in Versuchung zu führen, daß sie auch wirklich von der Torte aß. Sie mußte von dem Prachtstück Kenntnis bekommen, aber niemand durfte in der Nähe sein, wenn sie dem hinterlistigen Feind Auge in Auge gegenüberstand. Wie war das zu bewerkstelligen?
„Ich weiß!” sagte Roswitha schließlich. „Ich werde Juanita einspannen, die macht bestimmt mit.”
Mit Ungeduld erwarteten die Mädchen am übernächsten Tag die Auslieferung der bestellten Spezialtorte. Die Übergabe fand in der alten Feldscheune statt, nicht weit von der Burg entfernt. Zwei der Kochschülerinnen aus dem Möwennest schleppten die Torte in einem großen Karton an, und der Anblick des Kunstwerks aus Sägemehl, Seifenschaum und viel Gelatine mit einer Füllung aus scharfem Senf und verziert mit glasierten, in Herzchenform ausgeschnittenen scharfen Peperoni übertraf auch die kühnsten Erwartungen.
„Mannomann, das ist einfach eine Wucht”, stöhnte Rosi, unfähig, die richtigen Worte für ihre Begeisterung zu finden. „Wie können wir das je wiedergutmachen!”
Die Nestmöwen zwinkerten sich verschwörerisch zu. „Ist schon geschehn. Das Rezept war Gold wert. Viel Spaß damit, wir müssen uns beeilen, der Unterricht beginnt gleich. Macht’s gut!”
„Hoffentlich!” murmelte Karen.
Das Schwierigste an dem Unterfangen war, den Karton ungesehen in den Gemeinschaftsraum zu verfrachten. Der Rest war ein Kinderspiel. Vorsichtig wurde ein großes Stück aus der Torte herausgeschnitten, etwas mehr als ein Viertel, so daß das Fehlen eines weiteren Stückes nicht ohne weiteres zu erkennen war. Das Messer ließen sie an der Torte liegen.
„Bei dem Anblick läuft mir ständig das Wasser im Mund zusammen! Ein Jammer, daß sie nicht echt ist”, seufzte Lilli.
„Oh, bedien dich nur, Fräulein Wehmut ißt sie gewiß nicht allein auf”, spottete Karen.
„Los, kommt jetzt. Juanita wartet unten auf unser Zeichen und muß Fräulein Wehmut noch rechtzeitig vor der Studierzeit erwischen”, mahnte Roswitha.
Die Mädchen verließen eilig den Raum und liefen auf den Sportplatz hinüber. Da waren sie weit genug vom Geschehen entfernt, um hinterher die Ahnungslosen spielen zu können. Im Vorübergehen machte Rosi Juanita ein Zeichen.
Juanita stieg zunächst mal die Treppe zum Gemeinschaftsraum der Zweiten hinauf, um schnell einen Blick auf das Kunstwerk zu werfen. Es war wirklich phantastisch, und sie bedauerte von Herzen, nicht selbst auf diese gute Idee gekommen zu sein. Dann verließ sie eilig das Zimmer und machte sich auf die Suche nach Fräulein Wehmut. Sie traf die Lehrerin auf dem Wege in eines der Musikzimmer.
Zunächst plauderte sie ein bißchen über die Musik im allgemeinen und Opernarien im besonderen, fragte, wann man denn endlich mal eine Klassenreise zu einer großen Opernvorstellung organisieren könne, kam schließlich aufs Feste feiern und zu der entscheidenden Frage.
„Wer hat in der Zweiten eigentlich Geburtstag, Fräulein Wehmut? Ich meine, wegen der riesigen Torte, die sie in ihrem Gemeinschaftsraum
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