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Dolores

Dolores

Titel: Dolores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Visage sogar im Dunkeln.« Er streckte die Hand aus, ergriff meine Brust und schüttelte sie. »Und das da«, sagte er. »Alles lappig und flach wie ein Bügelbrett. Deine Fotze ist sogar noch schlimmer. Himmel, du bist noch nicht einmal fünfunddreißig, und dich zu vögeln, ist, als vögelte man eine Schlammpfütze.«
    Ich dachte daran, zu sagen: Wenn sie eine Schlammpfütze wäre, dann könntest du ihn schlaff reinstecken, Joe; wäre das nicht eine große Erleichterung für dich? Aber ich hielt den Mund. Ich sagte es schon meine Mutter hat keine Schwachköpfe großgezogen. 
    Dann war es eine Weile still. Ich war so ziemlich zu dem Schluß gekommen, daß er mir genügend Gemeinheiten an den Kopf geworfen hatte und eingeschlafen war, und ich dachte schon daran, aufzustehen und mein Aspirin zu nehmen, als er wieder zu sprechen anfing - und diesmal war ich ziemlich sicher, daß er weinte.
    »Ich wollte, ich hätte dein Gesicht nie gesehen«, sagte er, und dann sagte er: »Warum hast du nicht dieses verdammte Beil genommen und ihn abgehackt, Dolores? Es wäre auf dasselbe hinausgelaufen.«
    Ihr seht also, ich war nicht die einzige, die darauf gekommen war: die Tatsache, daß ich ihm den Sahnekrug an den Kopf geknallt und ihm klargemacht hatte, daß sich einiges ändern würde im Haus, hatte etwas mit seinem Problem zu tun. Aber ich hielt trotzdem den Mund und wartete ab, ob er einschlafen oder wieder versuchen würde, die Hand gegen mich zu erheben. Er lag nackt da, und ich wußte genau, wo ich ihn zuerst erwischen würde, falls er es versuchen sollte. Wenig später hörte ich ihn schnarchen. Ich weiß nicht, ob das das allerletzte Mal war, bei dem er versuchte, mir als Mann zu kommen, aber wenn nicht, dann fehlte nicht viel daran.
    Natürlich hatte keiner seiner Freunde von diesen Vorgängen auch nur die geringste Ahnung - er wäre nie auf die Idee gekommen, ihnen zu erzählen, daß seine Frau ihm mit einem Sahnekrug Saures gegeben hatte und daß sein Wiesel den Kopf nicht mehr hochreckte. Der nicht! Wenn die anderen große Töne spuckten, wie sie mit ihren Frauen umgingen, dann spuckte er ebenso große Töne und erzählte ihnen, wie er mir eins übergebraten hatte, weil ich ihm frech gekommen war oder vielleicht auch, weil ich mir drüben in Jonesport ein Kleid gekauft hatte, ohne vorher zu fragen, ob es ihm recht wäre, wenn ich das Geld dafür aus der Keksdose nahm.
    Woher ich das weiß? Einfach deshalb, weil es Zeiten gibt, zu denen ich die Ohren offenhalte, anstatt den Mund aufzumachen. Ich weiß, das ist schwer zu glauben, wenn man mich heute abend hört, aber es ist die Wahrheit.
    Ich denke da an einen Tag, an dem ich bei den Marshalls arbeitete - du erinnerest dich doch an Frank Marshall, Andy, der immer davon redete, daß er eine Brücke hinüber zum Festland bauen wollte? - und es an der Tür klingelte. Ich war allein im Haus, und ich wollte schnell zur Tür, und dabei rutschte ich auf einer Brücke aus und knallte gegen die Kante des Kamins. Das trug mir einen großen blauen Fleck ein, direkt über dem Ellenbogen. 
    Ungefähr drei Tage später, als sich der Fleck gerade von Dunkelbraun zu einer Art Gelbgrün verfärbte, wie das gewöhnlich so ist, stieß ich im Ort auf Yvette Anderson. Sie kam gerade aus dem Dorfladen, und ich wollte hinein. Sie betrachtete den Fleck auf meinem Arm, und als sie mich daraufhin ansprach, triefte ihre Stimme geradezu vor Mitgefühl. Nur eine Frau, die gerade etwas gesehen hat, was sie glücklicher macht als ein Schwein, das sich im Dreck wälzt, kann dermaßen triefen. »Sind die Männer nicht fürchterlich, Dolores?«
    »Nun, manchmal sind sie es, und manchmal nicht«, erwiderte ich. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, wovon sie redete - mir ging es vor allem darum, noch ein paar von den Koteletts zu kriegen, die an dem Tag im Sonderangebot waren.
    Sie tätschelte mir den Arm - den, der unverletzt war - und sagte: »Du mußt jetzt ganz stark sein. Alles wird wieder gut werden. Ich hab das auch durchgemacht, und ich weiß es. Ich werde für dich beten, Dolores.« Das sagte sie, als wollte sie mir eine Million Dollar schenken, dann machte sie sich auf den Weg. Ich ging in den Laden, noch immer verblüfft. Ich hätte denken können, daß sie den Verstand verloren hatte, aber jeder, der einmal ein paar Worte mit Yvette gewechselt hat, weiß, daß da nicht viel zu verlieren war.
    Erst als ich meine Einkäufe halb erledigt hatte, ging mir ein Licht auf. Ich stand da und sah

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