Dolores
Skippy Porter zu, wie er meine Koteletts abwog, mit dem Marktkorb am Arm und zurückgeworfenem Kopf, und lachte ganz tief aus dem Bauch heraus, wie man es immer tut, wenn man weiß, daß man nichts anderes tun kann, als es herauszulassen. Skippy musterte mich und sagte: »Fehlt Ihnen was, Missus St. George?«
»Mir geht’s gut«, sagte ich. »Mir ist nur eben was Komisches eingefallen.« Und dann lachte ich weiter.
»Das scheint mir auch so«, sagte Skippy, und dann beschäftigte er sich wieder mit seiner Waage. Gott segne die Porters, Andy; so lange sie hier sind, gibt es auf der Insel wenigstens eine Familie, die sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten kümmert. Inzwischen lachte ich weiter. Ein paar andere Leute sahen mich an, als wäre ich verrückt geworden, aber das kümmerte mich nicht. Manchmal ist das Leben eben so komisch, daß man einfach lachen muß.
Yvette ist die Frau von Tommy Andersen, und Tommy war Ende der fünfziger und Anfang der sechziger Jahre einer von Joes Bier- und Pokerkumpanen. Ein oder zwei Tage, nachdem ich mir den blauen Fleck geholt hatte, war eine Horde von ihnen bei uns gewesen und hatte versucht, einen alten Ford-Pickup, den Joe gekauft hatte, zum Laufen zu bringen. Es war mein freier Tag gewesen, und ich hatte ihnen einen Krug mit Eistee rausgebracht; ich hoffte, daß der Tee sie wenigstens solange vom Saufen abhalten würde, bis die Sonne unterging.
Tommy muß den blauen Fleck gesehen haben, als ich den Tee einschenkte. Vielleicht hat er Joe danach gefragt, nachdem ich gegangen war, vielleicht hat er auch nur eine Bemerkung darüber gemacht. So oder so - Joe St. George war nicht der Mann, der sich eine günstige Gelegenheit entgehen ließ, jedenfalls nicht eine von dieser Art. Als ich auf dem Heimweg vom Einkaufen darüber nachdachte, war das einzige, was ich gern gewußt hätte, was Joe vor Tommy und den anderen als Grund angegeben hatte vielleicht, daß ich vergessen hätte, seine Pantoffeln unter den Herd zu stellen, damit sie warm waren, wenn er hineinschlüpfte, oder daß ich am Samstagabend die Bohnen zu weich gekocht hätte. Was immer es war, Tommy ging heim und erzählte Yvette, daß Joe St. George Veranlassung gehabt hatte, seiner Frau eine kleine häusliche Strafe zukommen zu lassen. Und dabei war ich nur gegen die Kaminkante der Marshalls gestolpert, als ich schnell nachsehen wollte, wer an der Tür war!
Und genau das meine ich, wenn ich sage, daß jede Ehe zwei Seiten hat - eine Außenseite und eine Innenseite. Die Leute auf der Insel sahen Joe und mich so, wie sie die meisten anderen Ehepaare unseres Alters sahen: nicht besonders glücklich, nicht besonders unglücklich, meist wie zwei Pferde, die einen Wagen ziehen - sie nehmen einander vielleicht nicht mehr so zur Kenntnis, wie sie es früher einmal taten, sie kommen vielleicht nicht mehr so gut miteinander zurecht wie früher, aber sie stecken Seite an Seite im Geschirr und gehen dieselbe Straße entlang, so gut sie eben können, ohne sich gegenseitig zu beißen oder herumzutrödeln oder sonst eines der Dinge zu tun, die ihnen eine Abreibung mit der Peitsche einbringen.
Aber Menschen sind keine Pferde, und eine Ehe hat nicht viel mit dem Ziehen eines Wagens zu tun, auch wenn ich weiß, daß es von außen betrachtet oft so aussieht. Die Leute auf der Insel hatten keine Ahnung von dem Sahnekrug oder davon, wie Joe im Dunkeln weinte und sagte, er wünschte, er hätte mein häßliches Gesicht nie gesehen. Das war auch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste kam erst später, ungefähr ein Jahr, nachdem Joe und ich im Bett nichts mehr miteinander zu schaffen hatten. Es ist fast komisch, wie die Leute etwas völlig richtig sehen und, was seine Ursachen angeht, zu völlig falschen Schlüssen kommen können. Was kein Wunder ist, wenn man bedenkt, daß Innen- und Außenseite einer Ehe gewöhnlich völlig verschieden sind. Was ich euch jetzt erzähle, betrifft die Innenseite; es ging innerhalb unserer Ehe vor sich, und bis heute habe ich geglaubt, da würde es für alle Zeit bleiben.
Wenn ich zurückschaue, glaube ich, daß es in Wirklichkeit schon 1962 angefangen hat, obwohl ich es damals noch nicht wußte. Selena hatte drüben auf dem Festland mit der High School angefangen. Sie war richtig hübsch geworden, und ich weiß noch, daß sie in diesem Sommer nach ihrem ersten Semester besser mit ihrem Dad auskam als in den Jahren davor. Ich hatte mich vor ihren Teenager-Jahren gefürchtet und mit einer Menge Hickhack
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