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Dolores

Dolores

Titel: Dolores Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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erzählen, er wäre fort gewesen, als ich von Vera nach Hause kam, und hätte nicht einmal eine Nachricht hinterlassen, auf der stand, wohin er seinen versoffenen Arsch bewegt hatte, und daß ich den teuren Scotch auf die Erde gegossen hätte, weil ich wütend auf ihn war. Wenn sich bei der Untersuchung herausstellte, daß er betrunken war, als er in den Brunnen fiel, dann würde mich das nicht kratzen; es gab eine Menge Orte, wo Joe Schnaps bekommen konnte, darunter den Schrank unter dem Ausguß in unserer eigenen Küche. 
    Ein Blick in den Spiegel machte mir klar, daß das nicht ging - wenn Joe nicht zu Hause gewesen war, um mir diese Quetschungen am Hals beizubringen, dann würden sie wissen wollen, wer es sonst getan hatte, und was sollte ich dann sagen? Der Weihnachtsmann? Glücklicherweise hatte ich mir ein Hintertürchen offengelassen - ich hatte zu Vera gesagt, wenn Joe anfangen sollte, unausstehlich zu werden, würde ich ihn wahrscheinlich in seinem eigenen Saft schmoren lassen und mir die Finsternis vom East Head aus ansehen. Als ich das sagte, hatte ich mir nicht viel dabei gedacht, aber jetzt war ich froh, daß ich es getan hatte.
    East Head selbst ging nicht - da hatten sich Leute aufgehalten, und sie würden wissen, daß ich nicht dort gewesen war. Aber Russian Meadow liegt auf dem Weg zum East Head. Von da hat man eine gute Aussicht nach Westen, und da war überhaupt niemand gewesen. Das hatte ich von meinem Stuhl auf der Veranda aus selbst gesehen und auch später, als ich das Geschirr abwusch. Das einzige echte Problem…
    Was meinst du, Frank?
    Nein, darüber, daß sein Laster beim Haus stand, machte ich mir keine Gedanken. Er hatte sich nämlich 1959 kurz hintereinander drei Anzeigen wegen Trunkenheit am Steuer eingesackt, bis ihm schließlich für einen Monat der Führerschein entzogen worden war. Edgar Sherrick, der damals unser Polizist war, kam vorbei und erklärte ihm, wenn er unbedingt wollte, könnte er saufen, bis die Kühe heimkämen, aber wenn er ihn das nächste Mal betrunken am Steuer erwischte, würde er ihn vors Bezirksgericht bringen und dafür sorgen, daß er seinen Führerschein für ein ganzes Jahr loswürde. Edgar und seine Frau hatten 1948 oder ‘49 durch einen besoffenen Fahrer ein kleines Mädchen verloren, und Edgar ließ zwar in anderen Dingen fünfe gerade sein, aber betrunkene Autofahrer brachten ihn in Rage. Joe wußte das, und nachdem er und Edgar ihr kleines Gespräch auf unserer Veranda gehabt hatten, setzte er sich nicht mehr ans Steuer, wenn er mehr als zwei Drinks gehabt hatte. Nein, als ich von Russian Meadow zurückkam und feststellte, daß Joe fort war, dachte ich, einer seiner Freunde wäre vorbeigekommen und hätte ihn mitgenommen, damit sie irgendwo zusammen die Sonnenfinsternis begießen konnten - das war die Geschichte, die ich zu erzählen gedachte.
    Was ich vorhin gerade sagen wollte - das einzige wirkliche Problem war, was ich mit der Whiskeyflasche tun sollte. Es gab Leute, die wußten, daß ich sie für ihn gekauft hatte, aber das war nicht weiter schlimm - sie würden mit Sicherheit glauben, daß ich es getan hatte, damit er mich nicht schlüge. Aber wohin mit der Flasche, wenn die Geschichte, die ich mir ausdachte, den Anschein von Wahrheit bekommen sollte? Vielleicht spielte das keine Rolle aber es konnte eine Rolle spielen. Wer einen Mord begeht, weiß nie, was später auf ihn zukommt. Das ist der beste Grund, den ich kenne, keinen zu begehen. Ich versetzte mich an Joes Stelle - was nicht so schwierig war, wie ihr vielleicht meinen könntet - und wußte sofort, daß Joe mit niemandem irgendwo hingegangen wäre, solange noch ein Tropfen Schnaps in der Flasche war. Sie mußte zu ihm in den Brunnen - aber ohne den Verschluß. Den warf ich in die Mülltonne zu den kleinen Scherben aus geschwärztem Glas.
    Dann ging ich hinaus zum Brunnen, wobei der Rest des Scotch in der Flasche schwappte, und dachte: Er hatte einiges intus, und dann wurde er handgreiflich, also nahm ich meine Reflektorbox und ging allein nach Russian Meadow und verfluchte den Impuls, der mich veranlaßt hatte, ihm die Flasche zu kaufen. Als ich zurückkam, war er fort. Ich wußte nicht, wo er war oder bei wem, und es war mir auch egal. Ich räumte nur hinter ihm auf und hoffte, daß er in besserer Laune sein würde, wenn er zurückkam. Ich fand, das hörte sich hinreichend sanftmütig und einleuchtend an.
    Ich glaube, was mich an dieser verdammten Flasche am meisten störte, war die

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