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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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Herren von Madras zusammengehören. Dieses Schwein war über Nacht auf dem Schiff. Also gehört er dazu.«
    »Noch mehr?«
    »Ja. Da ist kein Pfeffer an Bord. Nur Pech und Reisig. Das ganze Schiff ist voll davon.«
    »Pech und Reisig?«, fragte Bärbel. »Was haben die denn damit vor?«
    »Ich habe keine Ahnung, was Nox und diese Herren im Schilde führen. Es ist jedenfalls nichts Gutes. Und irgendwie bin ich ihnen in die Quere gekommen. Ich werde auch nicht schlau daraus. Erst lenkt dieser Nox den Verdacht auf mich, und dann will er mich seinen Opfern hinterherschicken. Himmel, wir haben es mit einem übermächtigen und unberechenbaren Gegner zu tun. Wir werden den Kampf verlieren. Wenn ich nicht ohnehin am Galgen lande, wird Nox mir den Garaus machen.«
    »Vielleicht geht es ja genau darum. Vielleicht sollst du einfach verschwinden, bevor du dich von den Anschuldigungen reinwaschen kannst«, sagte Bärbel. »Wenn du  jetzt  stirbst, dann stirbst du als Mörder.«
    Jenne setzte sich neben Paulus auf den Boden. »Und was machen wir jetzt? Doch zum Hochgericht? Wir könnten sagen, dass das Schiff keinen Pfeffer geladen hat. Wenn die Schöffen es durchsuchen lassen, wird alles ans Licht kommen.«
    »Das halte ich für keinen guten Einfall. Die Schöffen werden das Schiff eines edlen Spenders gewiss nicht stürmen lassen, vor allem, wenn ein gesuchter Mörder ihnen eine wirre Geschichte erzählt.«
    »Irgendjemand  muss  uns doch Gehör schenken. Diese Männer haben drei Kaufleute auf dem Gewissen, sie bringen deine Familie um, sie führen die Stadtoberen hinters Licht, und sie scheinen ein fürchterliches Vorhaben in die Tat umsetzen zu wollen. Dagegen sollen wir machtlos sein?«
    »Ganz machtlos sind wir nicht«, sagte Paulus, »aber es bleibt dabei – wir sind einzig auf uns gestellt. Oder besser gesagt, ich bin auf mich allein gestellt. Keiner von euch soll mich mehr begleiten, ich bringe euch nur in Gefahr. Im Morgengrauen kehre ich in die Stadt zurück. Noch habe ich den Vorteil, dass die Büttel meinen Namen nicht kennen. Jedenfalls hoffe ich, dass sie ihn noch nicht kennen.«
    »Aber was willst du dort tun?«, fragte Barthel.
    »Sich nach eurer Mutter erkundigen und wohl auch nach Matthias«, sagte Jenne.
    Paulus nickte. »Nicht nur das.« Er stand auf und nestelte an seinem Gürtel. »Ich gehe als Erstes zum Münzmeister.«
    »Zum Münzmeister?« Bärbel sah ihn überrascht an. »Warum denn das?«
    »Das hier ist meine letzte Hoffnung«, sagte Paulus und zog eine Münze hervor, die er zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. »Die Herren auf dem Schiff sind nicht das, was sie vorgeben zu sein. Um herauszufinden, was sie sind, müssen wir herausfinden, woher sie kommen. Vielleicht verrät uns das die Münze. Ich habe sie von Nox bekommen. Ein solches Geldstück habe ich noch nie gesehen. Der Münzmeister wird wohl wissen, wo es geschlagen wurde.«
    »Das beweist nichts.« Jenne stand ebenfalls auf. »Du hast gesagt, Nox käme aus den niederen Landen. Wenn dies eine Münze aus seiner Heimat ist, seine Herren aber aus einer ganz anderen Gegend stammen, bist du keinen Schritt weiter.«
    »Das lässt sich leicht herausfinden«, wandte Barthel mit matter Stimme ein. Auch er hielt eine Münze hoch. »Das ist die Münze, die ich auf dem Kai aufgesammelt habe.«
    Er schnippte das Geldstück Paulus zu, der es auffing und mit ihm zur Öllampe ging. Aufmerksam drehte und wendete er die beiden Münzen im Licht. Beide zeigten auf der Vorderseite ein Kreuz mit einer umlaufenden Schrift und auf der Rückseite einen sitzenden Mann mit Heiligenschein und Bischofsstab, der die Hand zum Segen gehoben hielt.
    »Sie sind beide gleich.«
    Henner schreckte aus dem Schlaf und stieß sich die Stirn an dem Balken über seinem Lager. Was war er doch für ein Trottel! Nicht nur, weil er noch immer in dieser viel zu niedrigen Ecke der Kammer unter dem Dach schlief, sondern auch, weil er jetzt erst bemerkte, dass die morgendlichen Schläge gegen die Schädeldecke sein Denkvermögen beeinträchtigten. Die vierhundert Silbermark waren doch zum Greifen nah!
    Alle Turmwächter und alle Büttel suchten nach Paulus dem Apostel, und er, Henner, beherbergte Paulus’ Mutter. Warum nur war er nicht gleich darauf gekommen? Wenn jemand wusste, wo Paulus steckte, dann Irmel. Er musste sie lediglich den Bütteln ausliefern.
    Henner sprang auf, schlug sein Wasser in einen Nachttopf ab und ärgerte sich über das lästig lange Nachtröpfeln. Dann zog er

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