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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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sich an und wollte sich gleich auf den Weg machen. Zur Sicherheit warf er noch einen Blick in Irmels Kammer. In der Dunkelheit konnte er nur ihren mageren Körper unter der Decke erkennen. Er schüttelte den Kopf. Wann war es der klapprigen Stute mal gelungen, einen Gast über Nacht in ihrem Bett zu halten?
    Das war nun die beste Gelegenheit, sich vom ältesten Gaul im Stall zu trennen. Die Schindmähre wollte ohnehin keiner mehr besteigen. Henner kletterte die Stiege hinunter und verließ sein Hurenhaus.
    Im Domhof hatten sich die ersten Schaulustigen lange vor Sonnenaufgang eingefunden. Es galt, die besten Plätze zu sichern. Als die ferne Morgensonne einen roten Kranz an den Himmel warf, war der Hof bereits mit Menschen gefüllt. Priester des Domkapitels lasen Morgenmessen auf dem Platz. Auch in den umliegenden Gassen, die einen freien Blick auf den Marienchor boten, drängten sich Zuschauer. Rheinfischer und Fährleute hatten ihre Schiffe und Boote auf den Rhein hinausgefahren, vor Anker oder an die Mühlenschiffe gelegt und boten dort gut zahlenden Gästen einen ganzen Tag lang den besten Ausblick auf den hoch auf dem Hügel liegenden Dom.
    Köln wartete auf den Abbruch des Ostchores.
    Gerhard schwitzte bereits, dabei zeigte sich die Sonne erst zaghaft jenseits des Rheins. Es würde wieder ein heißer Tag werden, viel zu heiß für die Jahreszeit. Der Dombaumeister sehnte ein reinigendes Wärmegewitter herbei, jedoch nur nicht heute. Regen und Wind konnte er an diesem Tag nicht gebrauchen.
    Er trieb seine Männer dazu an, die Fläche rund um den Marienchor zu räumen. Immer wieder versuchten Neugierige, viel zu nah an den Dom heranzukommen. Einer seiner Steinmetze musste einen Dreikäsehoch, der sich bis zu den Stollen gemogelt hatte, am Ohr packen und den Jungen unsanft wegziehen.
    Die Tribüne füllte sich. Die Männer des Domkapitels waren zu einem großen Teil bereits versammelt, auch viele Patrizier hatten ihre Plätze schon eingenommen, doch fehlten noch die Herren von Madras und der Erzbischof. Erst wenn Konrad von Hochstaden das Zeichen gab, würden die Fackeln an das Reisig gehalten und die Stollen unter dem Ostchor zum Einsturz gebracht werden.
    »Wach auf, nun wach doch endlich auf!«
    Jemand schüttelte seine Schultern. Konstantin brauchte eine Weile, bis er sich orientiert hatte. Jemand war in seiner Kammer. Er blickte in ein bekanntes Gesicht mit einer seltsam gewölbten rechten Augenbraue. Roland.
    »Ich dachte schon, du wärest tot. Aber dafür hast du zu laut geschnarcht.«
    Konstantin setzte sich auf und rieb sich die Augen. »Ich habe mich doch gerade erst hingelegt.«
    »Nicht ganz. Ein paar Stunden Schlaf waren dir vergönnt.«
    »Und warum gönnst du mir nicht mehr? Was ist los?«
    »Helfen will ich dir, aber deine Aufgabe nehme ich dir deshalb nicht ab.«
    Konstantin blies die Wangen auf. Was wollten nur alle von ihm? Und warum respektierte niemand die geschlossenen Türen in seinem Haus?
    »Was ist denn meine Aufgabe? Ich dachte, du wolltest dich am Morgen um alles Nötige kümmern.«
    Ein Lächeln verbreiterte Rolands Gesicht. »Deine Aufgabe? Deine Aufgabe ist es, Paulus den Apostel zu fassen. Der Hurenwirt scheint nun wirklich nicht die hellste Leuchte zu sein, doch immerhin hat er dieses Mal ein paar Stunden weniger benötigt, um sich an eine weitere nicht unerhebliche Kleinigkeit zu erinnern. Sein feines Haus beherbergt Paulus’ Mutter. Der Junge hat sie nach den Morden an den Patriziern aufgesucht.«
    Konstantin sprang auf. Endlich gab es eine heiße Spur. Wenn jemand wusste, wo Paulus war, dann doch wohl seine Mutter. »Wir müssen zu ihr.«
    Paulus wählte das Salzgassentor. Es war genug Volk auf den Beinen, um unerkannt in der Menge mitschwimmen zu können. Kurz bevor er durch den Torbogen trat, zuckte er zusammen. Die Wächter befragten die Menschen, die in die Stadt oder hinauswollten. Nicht alle wurden angehalten, doch weit mehr als sonst üblich. Paulus gab sich einen Ruck und ging weiter, bevor sein Verhalten auffallen konnte. Er hielt den Kopf gesenkt.
    »He, du!«
    Paulus wusste genau, dass er angesprochen wurde. Er tat, als hätte er nichts gehört. Wenigstens bis in den Torbogen wollte er es schaffen, raus aus dem Licht der Morgensonne.
    »He, du! Bleib stehen, Mann!«
    Geschafft. Paulus gab sich überrascht. »Ich?«
    »Wer sonst, der Papst? Woher kommst du, wohin willst du?« Der Torwächter war ein schlanker und hochgewachsener Mann. Er sah Paulus streng an.
    »Wo

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