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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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Finger auf sie. Er lachte. Er lachte sie tatsächlich aus.
    Paulus und Jenne drückten sich ins Gras. »Das kann nicht sein«, presste Jenne hervor. »Es kann einfach nicht sein. Er kann uns nicht sehen.«
    Paulus spürte einen Fuß, der ihm von hinten zwischen die Beine gestellt wurde. Bevor er herumfahren konnte, packte ihn eine Hand am Kragen und riss ihn ruckartig hoch. Auf dem Weg nach oben stieß er mit Jenne zusammen. Auch sie wurde auf die Füße gezogen.
    Konstantin und sein Trupp erreichten Köln auf völlig erschöpften Pferden. Beim Blick auf den Domhügel durchfuhr die Männer ein Schrecken. Dort, wo am Mittag noch eine weiße Kathedrale die Stadt beherrscht hatte, stiegen nun kleine Rauchsäulen aus schwarz verrußten Mauern. Schon auf große Entfernung war unübersehbar, dass es nicht bei einem Teilabbruch geblieben war. Der Marienchor war ausradiert, an das Längsschiff und den Peterschor erinnerten nur die Außenwände, die dem Feuer und dem einstürzenden Dach standgehalten hatten.
    »Der Dom …« Rolands Stimme stockte.
    Konstantin ahnte, was in ihm vorging. Roland hatte sein ganzes Leben in Köln verbracht. Der Dom war der größte Stolz der Kölner, der nur durch einen noch schöneren Dom ersetzt werden konnte. Gar keinen Dom zu besitzen, war fern jeder Vorstellungskraft. Der Sturm hatte der Stadt das Herz herausgerissen.
    Konstantin zwang sich, beim Ritt durch die Gassen nicht auf den Domhügel zu schauen. Diesen Verlust konnte er ohnehin nicht mehr rückgängig machen. Wenigstens den Schrein und die Gebeine der drei Weisen galt es zu retten.
    Sie ritten in den Domhof, vorbei an kleinen Feuern, schmorenden Balken, geschmolzenem Blei und weinenden Menschen, mitten durch ascheschwarze Pfützen und über glühende Steine. Der Platz hatte alle Festlichkeit, alle Schönheit verloren. Der Sturm und das Feuer hatten nur Verwüstung hinterlassen.
    Konstantin sah Meister Gerhard zusammengesunken inmitten der Trümmer sitzen. Er war ganz allein, ein Häufchen Elend. Der Mann tat ihm leid. Aber Konstantin hatte keine Zeit, Trost zu spenden. So schnell wie möglich wollte er die Verfolgung des Schiffes aufnehmen. Er bat Roland, zum Erzbischof zu gehen und ihm Bericht zu erstatten, ließ die Pferde wechseln und gab Anweisung, noch ein paar Männer zusammenzutrommeln.
    Dann ritt er mit seinem Trupp am Rheinufer entlang den Fluss hinauf. Er hatte die Hoffnung noch nicht aufgegeben, den Dreikönigenschrein noch zurückzugewinnen. Wenn Paulus kein Verräter war, war es dem Jungen vielleicht gelungen, sich an die Fersen der Mailänder zu heften.
    »Da schau her, zwei junge Kaninchen im Gras.« Nox stellte Paulus und Jenne vor den grinsenden Otto. »Der Herr Bruno sieht euch tatsächlich nicht, ihr kleinen Narren, er sieht  uns . Und er freut sich, dass wir euch so schnell gefunden haben. Es war ein Fehler, zwei reiterlose Pferde ins Dörfchen traben zu lassen.«
    Nox warf Paulus auf den Boden, stellte einen Fuß auf seinen Rücken und zog seinen Panzerbrecher. »Wir haben eine Rechnung zu begleichen, Jenne Schönauge«, sagte er grollend zu Jenne und hielt die Klinge vor ihr linkes Auge. Hübsch war sie. Aber von einer Frau ließ er sich nun mal nicht gern übertölpeln. Daher würde es ihm nichts ausmachen, ihr süßes Gesicht nun zu verunstalten.
    »Daraus wird nichts.« Otto griff nach Nox’ Arm und schob ihn beiseite. »Aufs Schiff mit ihnen.«
    »Sie haben uns genug Ärger bereitet. Wir sollten sie aus dem Weg räumen. Jetzt und hier.«
    »Und ich sage nein. Deine Art, die Dinge zu erledigen, hat uns wenig Freude bereitet, deshalb bestimme ich jetzt, wie es weitergeht. Wir lassen hier keine Leichen herumliegen. Wir haben genug Aufsehen erregt.«
    »Ach, und wenn wir mit den beiden durchs Dorf laufen, ist das also unauffällig? Wir könnten sie in den Rhein werfen.«
    Otto griff nach seinem Schwert, hielt aber in der Bewegung inne. Die beiden sahen sich mit funkelnden Augen an. »Schluss jetzt«, sagte Otto dann. »Wir zahlen deinen Lohn, also bestimmen wir, was zu tun ist. Aufs Schiff mit ihnen.«
    Nox lächelte. Es gab keinen besseren Weg, diesem Otto zu zeigen, was er von ihm hielt. Er zog Paulus wieder auf die Füße.
    »Keinen Mucks. Wenn nur einer von euch den Mund aufmacht, seid ihr beide sofort tot.« Um seiner Drohung die nötige Überzeugungskraft zu verleihen, drückte er fester zu. Paulus und Jenne schrien beide kurz auf. »Glaubt mir, ich würde mich freuen, wenn ihr mir nur einen Anlass

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