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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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geben würdet.«
    Gesättigt vom jahrhundertealten Holz des Doms, gaben die Flammen irgendwann Ruhe. Ihr Zucken und Lodern ließ nach, sie senkten sich. Nur der Wind warf noch schwarze Flocken und Rauch in die Luft. Der Dom bestand nur noch aus verrußten Mauern und einem Haufen Asche.
    Gerhard fühlte sich selbst wie ein Häuflein Asche. Er saß mit angewinkelten Beinen da und konnte den Blick nicht abwenden von diesem schwarz verbrannten Schlachtfeld. Eine Hand legte sich auf seine Schulter.
    »Es war nicht dein Verschulden«, sagte Guda. Sie stand neben ihm und lächelte zu ihm herab.
    Er wollte antworten, ihr zustimmen. Aber ein Kloß in seinem Hals ließ kein Wort zu seinem Mund vordringen. Er blieb stumm. Tränen füllten seine gereizten roten Augen.
    »Komm heim, Gerhard.«
    Mit gequältem Blick sah er zu seinem Weib auf. »Wie könnte ich in mein Haus zurückkehren, wenn ich den Herrgott doch gerade seines Hauses beraubt habe?«
    Guda blieb die Antwort schuldig. Er lehnte sich gegen sie und drückte voller Gram sein Gesicht gegen ihren Schoß. Gerhard begann, hemmungslos zu weinen.
    Bevor Nox sie unter Deck stieß, erkannte Paulus, was die Mohren auf dem Schiff aufgebaut hatten. Auf dem Vorder- und Achterkastell waren an Backbord je zwei kleine Bliden aufgestellt. Die Wurfmaschinen waren auf die Planken genagelt worden. Das mussten die Geräte sein, die Paulus unter Deck gefühlt, aber nicht hatte einordnen können. Die Wurfarme der Bliden waren auf das Ufer ausgerichtet. An Steuerbord lagen Hohlkugeln, die mit pechverschmiertem Reisig gefüllt waren. Paulus ahnte, dass es Brandgeschosse waren.
    »Was haben die vor?«, fragte Jenne, als die schwere Luke über ihnen zufiel.
    »Ich fürchte, sie wollen Köln angreifen.«
    »Mit einem einzigen Schiff? Die sind doch nicht bei Trost.«
    »Ich glaube, sie wissen genau, was sie tun. Sie dich mal hier unten um.«
    Das Reisig, das Paulus bei seinem ersten Besuch gesehen hatte, war noch immer da. Aber die Fässer mit Pech waren leer. Die zähe Flüssigkeit war über das Reisig gegeben worden, auch die Bordwände waren von innen damit gestrichen.
    »Sie wollen die Stadt nicht erobern. Sie wollen sie in Brand setzen. Köln soll zerstört werden. Wenn ich mich nicht völlig irre, wird das Schiff als riesige Fackel in den Hafen einlaufen.«
    »Das schaffen sie nicht.« Ihre Stimme zitterte. Jenne klammerte sich mehr an eine Hoffnung, als dass sie überzeugt war von ihren Worten.
    »Wenn sie die Geschosse über die Stadtmauer schleudern können, werden sie damit viel Unheil anrichten. Viele Feuer gleichzeitig sind schwer zu löschen. Und das Schiff werden sie wahrscheinlich in Brand setzen, in den Hafen steuern und beizeiten aussteigen. Wenn es in die Ober- oder Niederländer kracht, werden die Funken fliegen und das Feuer auf die anderen Schiffe überspringen. Mit ein wenig Pech steht der Wind wieder so ungünstig wie vor einigen Stunden – stadteinwärts nämlich. Dann fliegen die Funken über die Mauer in die Stadt hinein.«
    »Der Regen hat alle Dächer durchnässt. Sie werden nicht in Flammen aufgehen.«
    Paulus schüttelte den Kopf. »Jenne, es ist schon wieder drückend heiß und schwül. Ich fürchte, all die Feuchtigkeit ist längst verdampft, wenn das Schiff die Stadt erreicht. Außerdem verwenden sie Pech. Das ist schwer zu löschen. Diese Herren sind bestens vorbereitet.«
    Ein leichter Ruck ging durch das Schiff. Durch die Gitterluke sahen Paulus und Jenne, dass sich der Himmel über ihnen langsam drehte.
    »Wir legen ab.« Weil das Schiff leicht schwankte, setzte sie sich auf den Boden.
    Paulus nickte und setzte sich neben sie. »Wahrscheinlich ziehen sie uns mit einem Beiboot hinaus auf den Rhein.«
    Eine ganze Weile trieb das Schiff auf dem Fluss und ließ sich von der Strömung zurück nach Köln tragen. Dann wurden oben an Deck Befehle gebellt. Die Sprache verstanden sie nicht, aber Paulus hatte ähnliche Kommandos oft genug im Hafen auf Rheinschiffen gehört. Besatzungen benutzten sie, wenn sie den günstigen Wind nutzen wollten, um schneller den Fluss hinabzukommen.
    »Fall besetzen!«
    »An die Brassen!«
    »An die Toppnanten!«
    »Gaitaue und Gordinge besetzen!«
    »Ragtau lose legen!«
    »Ragtau läuft frei!«
    »Gordinge lose legen!«
    »Gordinge sind lose!«
    »Brassen und Schoten lose!«
    »Rah durchsetzen!«
    Das Rahsegel kletterte ratternd am Mast hoch. Das Tuch rauschte voll aus. Wieder ging ein Ruck durch das Schiff, dieses Mal stärker. Sie

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