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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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konnte erkennen, dass er die Zähne zusammenbiss. Konstantin zog gleich zwei volle Säcke hinter sich her. »Wohin damit?«
    »Aufs Dach, schnell aufs Dach!«
    Er schulterte einen Sack und stemmte ihn aufs Dach. Als er den zweiten aufnahm, ging ein Ruck durch die Mühle. Der Sack rutschte Konstantin von der Schulter und platzte auf dem Deck auf. Das Mehl ergoss sich auf die Planken und stieg in einer Staubwolke auf. Das Floß machte eine halbe Drehung, verharrte aber am Ankerplatz. Barthel hatte wieder ein Tau gelöst.
    »Scheiße!« Konstantin fluchte und rannte an Bärbel vorbei schon wieder zum Mühlhaus.
    »Ist nicht schlimm«, gab Barthel zurück, als Konstantin mit zwei weiteren Säcken durch die Tür kam. »Das Mehl erfüllt auch so seinen Zweck. Wir müssen nur dafür sorgen, dass es gleich ordentlich staubt und mit dem Feuer in Verbindung kommt.«
    Konstantin hob seine Säcke auf das Dach und dann auch den Sack, den die Müllerin mühsam herbeigezogen hatte. Er wusste, was Barthel im Sinn hatte. Mehlstaub und ein Funke – diese beiden Dinge waren die größte Angst der Müller. Sie gingen eine tödliche Verbindung ein. Auch mit nur wenig Mehl löste das Feuer einen gewaltigen Schlag aus, der einem die Ohren betäubte. Und wenn dabei dann noch andere Säcke weggepustet und aufgerissen wurden, konnte die ganze Ladung durchzünden und die Mühle in die Luft jagen.
    Der Müller erhob sich von den Knien. Nur noch ein dickes Tau hielt die Mühle. Es spannte sich straff. Mit dem Ärmel wischte sich Konstantin den Schweiß von der Stirn. Er sah auf den Rhein hinaus. Die Kogge war bereits sehr nahe. »Euer Plan ist hervorragend. Er setzt allerdings voraus, dass die Mühle mit dem Schiff zusammenstößt.«
    Barthel hob das kleine Beil und begann, auf das letzte Tau einzuschlagen. »Ihr sagt es, Büttel. Mein Plan ist hervorragend. Doch das mit dem Zusammenstoß war eigentlich Euer Einfall. Ich habe Euren Plan lediglich mit etwas mehr Durchschlagskraft versehen.« Er blickte seine Frau an. »Bärbel, sieh zu, dass du von der Mühle runterkommst. Und Ihr, Büttel, klettert jetzt aufs Dach und schneidet die Säcke auf, sobald die Mühle frei auf dem Fluss schwimmt. Alles klar?«
    Konstantins Kiefer begann wieder zu pochen, an der Stelle, wo der verwurmte Zahn gesessen hatte. »Alles klar.«
    »Es wird Zeit, Großvater. Wenn du noch lange redest, sind wir an Köln vorbei.« Ottos griesgrämiges Gesicht verriet, wie sehr ihm das Gespräch auf dem Achterkastell missfiel.
    »Du hast recht, Otto«, sagte Bruno. »Es wird Zeit.«
    Nox ging dem Rudergänger zur Hand, um die Kogge gegen die Seitenströmung und den Wind in der Flussmitte zu halten. Gleich würden sie die Mühlenschiffe hinter sich lassen. Dann konnte die Kogge nah an die Stadtmauer und in den Hafen gesteuert werden. Paulus trat an Backbord an die Brüstung, Jenne folgte ihm. In einigen Augenblicken zogen sie im Abstand von nur einer Schiffslänge an der Summus vorbei.
    Paulus sah sofort, dass die Mühle seltsam in der Strömung trieb. Sie war nicht mehr fest vertäut. Und er sah, wie Barthels Blick die Kogge fixierte. Dann hob sein Bruder ein Beil zu einem letzten Hieb.
    Mit einem Knall sprang das lange Ende des Taus von der Summus weg. Die Mühle setzte sich in Bewegung. Barthel kletterte auf das Mühlhaus und half dem Büttel, die Säcke aufzuschlitzen.
    »Kurz vor dem Zusammenstoß werfen wir ein, zwei Säcke aufs Deck und springen gleichzeitig ab. Der aufwirbelnde Staub sollte genügen.«
    »Hoffentlich kommen wir schnell genug von der Mühle runter.«
    Barthel antwortete nicht, sondern beobachtete, was auf dem Rhein geschah. Sie trieben auf die Kogge zu. Dann entdeckte er einen Umriss auf dem Achterkastell. »Mein Bruder ist da an Bord!«
    »Ich weiß.« Konstantin entleerte einen Sack Mehl und warf ihn zu Boden.
    »Und dann lasst Ihr mich das Schiff sprengen?«
    »Wir müssen es aufhalten. Um jeden Preis.«
    »Aber doch nicht um diesen. Das hättet Ihr mir sagen müssen.«
    Barthel winkte Paulus zu. Der winkte zurück. Barthel schwenkte einen leeren Mehlsack, und Paulus hob die Hand. Er schien zu verstehen.
    »Das wird knapp.« Der Büttel fasste sich an die Stirn. »Ich fürchte, die Sorge um Euren Bruder ist unbegründet. Wir treffen das Schiff nicht voll.«
    Tatsächlich, die Mühle trieb zu langsam. Der Bug der Kogge war bereits an ihnen vorbeigezogen. Sie würden allenfalls gegen das Heck stoßen. Barthel blies sich das Mehl von der

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