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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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Schiff und machten sich durch die Menge hindurch wortlos auf den Weg in die Stadt. Offenbar mussten Erzbischof, Patrizier und Schöffen über die Ankömmlinge in Kenntnis gesetzt werden.
    Der Hafenmeister stellte sich an die Bordwand und richtete das Wort an die Wartenden auf dem Uferdamm. »Die hohen Herren dieses Schiffs legen keinen Wert auf Gaffer, also geht heim. Die Torwächter werden das Tor an der Trankgasse in wenigen Augenblicken schließen, danach lasse ich die Hafenmauer räumen. Wer sich dann nicht  intra muros  befindet, wird die Nacht auf offenem Feld verbringen müssen.«
    Die Worte wirkten. Unter Murren zwar, doch zügig setzten sich die Menschen in Bewegung. Es war nicht weit bis zur Trankgasse, sodass die Brüder sich in der Menge nicht aus den Augen verloren.
    »Was haltet ihr davon?« Matthias schwenkte seinen Krug und setzte ihn an die Lippen. Er schien in Feierlaune.
    »Nicht viel«, sagte Paulus. »Da läuft solch ein Riesenschiff in den Hafen ein, das für so ziemlich alles, aber bestimmt nicht für den Handel gezimmert worden ist, und nur ein einziger Hafenmeister nimmt es in Augenschein. Die Büttel und Torwächter haben nur auf Deck herumgestanden, keiner von ihnen hat sich die Mühe gemacht, unter Deck oder in diesem Aufbau am Bug nachzusehen. Ein halbes Heer könnte sich im Frachtraum verbergen – und dieses Schiff darf einfach so im Hafen anlegen und über Nacht bleiben.«
    »Ein Heer, ein Heer im Hafen!« Das Gruit in Matthias’ Blut erreichte einen hörbar hohen Pegel.
    »Nun, nicht so ohne Weiteres.« Barthel zeigte zurück. »Sie lassen sich auf kein Wagnis ein.«
    Paulus wandte sich um. Der Hafenmeister verteilte mehrere Männer in größeren Abständen auf der Ufermauer. Er stellte einen Wachtrupp auf.
    »Mich beruhigt das nicht. Habt ihr mitbekommen, wie sich die Treidler verhalten haben? Und überhaupt, die Mannschaft setzt das Segel, verschwindet unter Deck und lässt das Schiff so einlaufen. Wie kann der Hafenmeister sie ungestraft davonkommen lassen?«
    »Hängt sie! Hängt sie!«, grölte Matthias und hob seinen Krug dazu. Weil sich die Leute nach dem lärmenden Bettler umdrehten, geriet die Menge ins Stocken.
    »Reiß dich zusammen«, sagte Paulus. »Sonst lassen dich die Torwächter nicht in die Stadt.«
    »Vielleicht hat er sie gar nicht ungestraft davonkommen lassen«, nahm Barthel Paulus’ Faden wieder auf. »Die Münze in der Hand des Hafenmeisters war doch unübersehbar. Könnte eine Strafzahlung gewesen sein.«
    »Hängt den Hafenmeister! Er hat sich schmieren lassen! Eine Münze für den Hurenbock von einem Hafenmeister!«
    Der Krug flog in hohem Bogen durch die Luft und zerbarst klirrend auf dem Kai, mitten zwischen mehreren Männern.
    »Bist du noch bei Trost?«, schrie ein Hüne, der vor Zorn seine Brust vorreckte.
    »Verzeiht ihm, bitte«, sagte Paulus und hob abwehrend beide Hände. »Er hat ein wenig zu viel getrunken.«
    »Dann seht zu, dass er irgendwo seinen Rausch ausschläft, sonst bekommt er gleich noch von etwas anderem zu viel. Und das wird ihm nicht so gut schmecken.«
    Der Aufruhr weckte das Interesse der Torwächter. Zwei von ihnen traten aus dem vierstöckigen Trankgassentor hinaus auf den Kai und versuchten, die Quelle des Lärms auszumachen.
    »Matthias, du alter Marktschreier, halt bitte nur einmal dein ungewaschenes Maul«, zischte Paulus. »Wenn du uns Ärger machst und wir nicht in die Stadt kommen, nur weil der Hafenmeister eine Münze bekommen hat, bin ich die längste Zeit dein Bruder gewesen.«
    Matthias fiel ihm um den Hals und begann zu schluchzen wie ein kleines Kind. Doch nur kurz. Er richtete sich auf, wischte sich mit dem Ärmel den Rotz aus dem Gesicht und gab Paulus mit einem mitleidigen Blick einen Kuss auf die Wange. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und ging.
    Barthel und Paulus sahen sich verwundert an. »Verstehst du das?«, fragte Paulus.
    Barthel seufzte schwer. »Ich will ihn auch nicht verstehen. Aber wem erzähle ich das?«
    Während sie Matthias nachsahen, der schnellen Fußes durch das Tor in die Trankgasse verschwand, legte sich eine Hand auf Paulus’ Schulter.
    »Wo Euer Freund gerade von Münzen redete«, sagte eine dunkle Stimme, »hättet Ihr vielleicht Lust, Euch eine zu verdienen?«
    »Wie alt bist du, mein Kind?«
    Pieter de Witte setzte sich neben Jenne auf die Schlafstatt und führte den Becher Wein an ihre Lippen. Sie wandte den Kopf ab.
    »Du solltest ein wenig davon trinken, Liebchen. Der Wein

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