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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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verwirrten ihn nur. Zwei der Männer hatten den Flüchtenden in einem Hurenhaus zwar zu Gesicht bekommen, aber eine Beschreibung brachten sie zu Konstantins Erstaunen nicht zustande. Sie konnten nur berichten, dass es sich um einen jungen Mann handelte, dem es in der Zwischenzeit wohl gelungen war, das Blut abzuwaschen. Und dass er nun nicht mehr in Begleitung des Hünen, sondern eines Mädchens war, einer Dirne und Diebin, die einen Gast des Hurenhauses um sein Geld erleichtert hatte.
    Das Mädchen und der Mörder waren demnach möglicherweise gemeinsam auf der Flucht und hatten sich dabei offenbar erfolgreich aus dem Staub gemacht. Die Meute hatte die beiden verloren. Konstantin musste davon ausgehen, dass sie über den Duffesbach aus der Stadt geflohen waren. In welche Richtung, wusste er nicht.
    Wie auch immer – Halsaufschneider, Hüne und Hure waren wie vom Erdboden verschluckt.
    Von dem Mädchen zumindest wusste er dank des Berichts eines Meuteführers genug, um es fassen zu können. Ob es dem Freier ihren wahren Namen gesagt hatte, mochte dahingestellt sein. Aber die Augenklappe würde Jenne Schönauge verraten. Sollte sie so unvorsichtig sein, sich in die Nähe eines Stadttores zu wagen, würde sie ihm vorgeführt werden. Alle Turmwächter waren angewiesen, einäugige Mädchen festzunehmen.
    Alles in allem war es jedoch erschreckend wenig, was Konstantin bei seinen Befragungen erfahren hatte. Er hatte noch nicht einmal den Hauch einer Ahnung, was der Grund für die Morde gewesen sein könnte. Nur eines stand für ihn fest – es gab einen Zusammenhang zwischen allen drei Taten, und vermutlich gab es nur einen einzigen Mörder. Alle Morde waren kurz hintereinander und im selben Viertel geschehen, und alle drei Opfer waren Tuchhändler gewesen.
    Das war die Verbindung, auf die Konstantin seine Ermittlungen richten wollte, jedoch erst nach einem ausgiebigen Nickerchen. Das konnte selbst der Schöffe Theoderich Gir ihm nicht verbieten. Und so trat Konstantin wie schon ein paar Stunden zuvor an seine Tür, völlig übermüdet und mit einem pochenden Schmerz im Unterkiefer.
    Doch auch dieses Mal fand er seine Tür offen vor. Er rieb sich mit beiden Händen durchs Gesicht, um sich zu vergewissern, nicht einem schlechten Traum aufgesessen zu sein. Nein, die Tür stand abermals offen. Konstantin straffte den Rücken und versuchte, seinem verschlafenen Gesicht einen halbwegs strengen Ausdruck zu verleihen, bevor er eintrat.
    »Na, endlich«, sagte der Mann, der in der Stube wartete.
    Konstantin schüttelte den Kopf. Vielleicht war es ja doch ein böser Traum. Wenigstens brauchte er dieses Mal nicht lange zu überlegen, wen er da vor sich hatte. Jedes Kind in Köln kannte den Baumeister des neuen Doms.
    »Was führt Euch zu dieser Stunde in mein Haus, Meister Gerhard?«, fragte Konstantin, und er konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, als habe er dieses Gespräch heute schon einmal geführt.
    »Ein Mord, Konstantin«, sagte Gerhard, »ein Mord.«
    Kräftige Sonnenstrahlen weckten Paulus nach einer traumlosen Nacht. Als er die Augen öffnete, fand er sich in einer innigen Umarmung wieder. Er erschrak so sehr, dass Jenne von seinem Zurückzucken aus dem Schlaf gerissen wurde.
    »Was fällt dir ein?«, sagte sie, während Paulus seinen Arm umständlich unter ihr hervorzog.
    »Mir? Wieso mir? Was fällt  dir  ein?«
    »Mir?  Mir?  Ich bin gefesselt, falls dir das entgangen sein sollte.«
    Paulus rollte sich von den Säcken, streckte sich und schüttelte seinen Arm, der unter Jenne eingeschlafen war. »Mir wird kalt gewesen sein«, brummte er. »Oder ich war nicht klar bei Verstand.«
    »Bist du das jemals?«
    Missmutig trat Paulus an den Plankenrand des Floßes und erleichterte sich in den Rhein.
    »He, und was ist mit mir? Ich muss auch pinkeln.«
    »Ja, gleich.«
    Paulus schüttelte ab und kehrte zu Jenne zurück. »Aber ich mache dich nur los, wenn du mir nicht die Augen auskratzt.«
    »Was?«
    »Das hast du gestern gesagt. Du würdest mir die Augen auskratzen, wenn ich dir die Fesseln abnehme.«
    Jenne verzog den Mund. »Ich werde dir natürlich nicht die Augen auskratzen.«
    Paulus nickte und band sie los. Als er die roten Striemen an ihren Handgelenken sah, die Jenne nun mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb, schämte er sich. Hatte er dieses Mädchen wirklich als Gefahr für sich angesehen?
    Jenne verhalf seiner Erinnerung mit einer schallenden Backpfeife wieder auf die Sprünge.
    »Von Ohrfeigen war ja nicht

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