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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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flandrischen Hure! Kannst du nicht so an Bord unseres Schiffes kommen, wie es sich für ein gewöhnliches Mitglied der Besatzung gehört?« Otto hatte sich als Erster wieder gefangen und stand fluchend an der Brüstung. Mit vor Wut funkelnden Augen sah er auf Nox hinab.
    »Bin ich nur ein gewöhnliches Mitglied der Besatzung für Euch? Dann bleibe ich von nun an auf dem Schiff. Vielleicht wollt Ihr ja meine Aufgaben erledigen?« Der Spott in Nox’ Stimme war unüberhörbar. »Aber nein, das geht ja nicht, weil Euer Großvater Euch das, was mir aufgetragen ist, nicht zutraut.«
    »Großvater!«, rief Guido flehentlich zum Achterdeck hinauf.
    Eben noch hatte Bruno Nox zurechtweisen wollen. Aber nach Guidos jämmerlicher Bitte um seinen Beistand verkniff er sich den Tadel. Schwächlingen wollte er nicht zur Seite stehen. Nox hingegen war ein Draufgänger, verwegen und entschlossen. Auch nun zollte Bruno ihm heimlich Respekt. Es war ein Kunststück, eine Stadt mit geschlossenen Toren in der Nacht zu verlassen. Der Teufel wusste, wie Nox das gelungen war.
    »Ist der Weg bereitet?«, fragte Bruno.
    Nox nickte. »Das ist er, Herr.«
    »Danke. Zieh dich zurück.«
    Nox deutete eine Verbeugung an und stieg durch eine Luke so leise unter Deck, wie er an Bord gekommen war.
    »Großvater?«
    »Ja, Otto?«
    »Du weißt: Wer mit Hunden schläft, wacht mit Flöhen auf.«
    Ohne ein weiteres Wort stieg Otto die Leiter hinab und verschwand durch die Tür im Achterkastell. Bruno hob anerkennend die Brauen. Vielleicht hatte er sich ja zumindest in diesem einen Enkelsohn getäuscht.
    Nein, hatte er nicht. Otto mochte stärker, entschlossener sein als Guido. Aber er begriff immer noch nicht, worum es ging. Sein albernes Sprüchlein traf den Kern nicht.
    »Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um«, murmelte er vor sich hin.
    Das traf es. Sonst nichts.
    »Soll ich dir herunterhelfen, Großvater?« Guido stand noch immer auf Deck, trat von einem Bein auf das andere und sah zu ihm hinauf. Wie ein Diener, der auf Befehle wartete.
    »Später. Lass mich eine Weile allein.«
    Er wollte keine Hilfe. Er brauchte auch keine, stellte er zu seiner Zufriedenheit fest. In diesem Augenblick zumindest stand Bruno von Madras fest auf eigenen Beinen.
     
     

KÖLN, 29. APRIL 1248, EIN MITTWOCH
    Ein Salzhering, ein Königreich für einen Salzhering. Und dazu am liebsten noch einen großen Becher Gruit. Seltsam eigentlich, dass er schon wieder Verlangen nach vergorenem Gerstensaft hatte. Aber Konstantin war entschlossen, diesem Durst nachzugeben, sobald er daheim war. Dort wartete zwar nicht das beste Gruit, doch immerhin Gruit. Und endlich auch eine Mütze voll Schlaf.
    Die Sonne kündigte sich bereits mit einem kräftigen Schimmer an, den sie rheinwärts an den Himmel sandte. Die Nacht war bald vorüber, und Konstantin, der sich auf schweren Beinen durch die allmählich erwachenden Gassen Kölns heimschleppte, war mit seinen Kräften am Ende. Ein paar Stunden Ruhe würden ihm, seinem Zahn und auch seinem Kater guttun. Die Befragung der Zeugen hatte nichts ergeben, von weiteren Kopfschmerzen einmal abgesehen. Niemand hatte den Mörder deutlich gesehen, und die Magd, von der Theoderich Gir gesprochen hatte, wusste auch nur ungenau von zwei Männern zu berichten. Der erste schien ihr vom Aussehen her ein wahrer Teufel, vom Gebaren aber ein edler Mann gewesen zu sein. Und doch war er wohl nur der Bote, denn er hatte ihren Herrn zu einem anderen Mann gelockt, der in der Dunkelheit wartete. Was sie – und auch Mummerslochs Familie – danach von diesem zweiten Unbekannten zu sehen bekam, war nur die blutverschmierte Fratze eines Schlächters gewesen. Keinesfalls würden sie ihn wiedererkennen.
    Und dann war da noch eine weitere Magd im Hause Mummersloch, die dem Fliehenden kurz im Weg stand. Sie war so seltsam still, dass in Konstantin der Verdacht erwachte, mit ihr stimmte etwas nicht. Aber je mehr er sie bedrängte, desto überzeugter war er, dass das Mädchen schlicht eingeschüchtert war. Die Magd hatte wohl noch nie so etwas Fürchterliches erlebt. Dennoch, es sollte nicht das letzte Gespräch sein, das er mit ihr führen wollte. Sicher war sicher.
    Konstantin hatte zwar schon weitaus schlimmer zugerichtete Leichen gesehen, doch einen schönen Tod hatten die drei Kaufleute sicher nicht gehabt. Die Meuteführer, die spät in der Nacht zum Hof der Mummerslochs zurückkehrten, trugen ebenfalls nichts Brauchbares bei. Schlimmer noch, ihre Aussagen

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