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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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rufen lassen? Wie auch immer, Jax und Nox waren die beiden Herren, um die er sich zu kümmern hatte.
    »Es gäbe da eine Möglichkeit, wie du mir helfen könntest«, sagte Paulus nach kurzem Nachdenken.
    »Und das wäre?« Jenne ließ seine Hand erst jetzt wieder los.
    »So wenig, wie ich bei deinem Jax erwartet werde, wird dich jemand bei meiner Angela vermuten. Du könntest ihr eine Nachricht übermitteln. Sie muss etwas wissen.«
    »Und das kannst du nicht selbst machen?«
    Paulus schüttelte den Kopf. »Nein, das kann ich nicht selbst machen. Ich kann mich bei ihr nicht blicken lassen. Sie steht in Diensten eines der ermordeten Kaufleute.«
    »Mist auch.« Jenne verdrehte die Augen.
    »Sie darf aber nicht glauben, dass ich etwas mit diesen Morden zu schaffen habe.«
    »Gut.« Wieder streckte Jenne die Hand aus, und wieder schlug Paulus ein.
    »Sollten wir nicht langsam verschwinden?«, fragte sie. »Irgendwann muss doch der Müller auftauchen. Dieser Ulf. So hieß er doch.«
    Paulus lächelte. »Nein, wir können getrost hierbleiben, um unser weiteres Vorgehen zu planen. Der Müller wird sich hoffentlich tatsächlich bald blicken lassen. Aber er heißt nicht Ulf. Ulf ist sein alter Gehilfe. Der Müller heißt Barthel und ist mein Bruder.«
    »Dein Bruder?«
    »Halbbruder, um genau zu sein. Und er ist der Sohn eines der Männer, die ich umgebracht haben soll.«
    »Mist auch.«
    »Das kannst du laut sagen.«
    Jenne setzte sich auf einen Mehlsack. »Ausgerechnet bei ihm suchst du Zuflucht?«
    »Ja«, erwiderte Paulus und ließ sich neben ihr nieder. »Mir ist kein anderer Platz als Versteck eingefallen. Und niemand weiß besser als er, dass ich keinen Grund habe, seinen Vater abzumurksen. Er wird mir glauben.«
    »Hoffen wir’s«, sagte Jenne. Sie sah sich um. »Das ist seine Mühle?«
    »Nein. Sie gehört den Pfaffen des Doms. Aber er hat hier das Sagen. Barthels Vater hat … hatte bei den frommen Herren einen Stein im Brett. Dem Domkapitel ist nur wichtig, dass die Münze in den Beutel springt.«
    Jenne blickte hinaus zu den anderen Mühlen, die zwischen ihnen und der Stadt schwammen. Die Schiffe lagen in mehreren Reihen und waren fest miteinander vertäut und verkettet. Auf einigen herrschte bereits Betrieb. Männer schleppten Säcke in die Mühlhäuser oder hinaus, beluden oder entluden kleine Lastkähne.
    »Die anderen sind fleißiger«, sagte sie.
    Paulus grinste. »Barthel kann es ruhig angehen lassen. Die Summus hat den besten Platz. In der Flussmitte ist die Strömung am stärksten. Die Mahlleistung holt er locker wieder ein.«
    »Summus?«
    »So heißt die Mühle. Ein Einfall der Pfaffen. Das bedeutet so viel wie ›der Höchste‹.«
    Ein leichtes Rumpeln ließ Paulus und Jenne herumfahren. Hinter ihrem Rücken hatte eine Esche an der Summus angelegt. Barthel bestieg das Mühlenschiff und schaute erst Paulus und dann Jenne mit großen Augen an. Er schien so überrascht zu sein, dass er es beinahe versäumt hätte, seiner Frau die Hand zu reichen und ihr an Bord zu helfen. Paulus fiel gleich auf, dass Bärbels Bauch seit ihrer letzten Begegnung noch viel runder geworden war. Die Niederkunft würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Barthels Kopf schaukelte vorwurfsvoll auf dem viel zu langen Hals. Es war offensichtlich, was er dachte. Ein Schäferstündchen auf der Mühle der hohen Kölner Geistlichkeit war gewiss das Letzte, was Barthel dulden würde.
    »Ich muss dir was erklären, Barthel«, sagte Paulus.
    »Das glaube ich allerdings auch. Aber vielleicht wärst du so freundlich, erst deinen tropfnassen Hintern von meinem Mehlsack zu erheben.«
    Der alte Dom warf seinen gewaltigen Schatten auf die Baustelle. Er hielt die Morgensonne fern, als wollte er ein schreckliches Geheimnis verbergen. Etwas Ungeheuerliches, das sich abseits des Lichts zu seinen Füßen abgespielt haben musste.
    Eine solcherart zugerichtete Leiche hatte Konstantin jedenfalls noch nicht gesehen. Man mochte meinen, der Mann sei mit einer solchen Wucht gegen die Steinquader gelaufen, dass er beim Aufprall seinen Kopf in die Fuge gepresst hatte. Der Rumpf lehnte gegen die Mauer, schlaff hingen Arme und Beine herab. Der Kopf musste zwischen den Steinen zerquetscht worden sein. Zerplatzt wie ein überreifer Apfel unter dem Huf eines Kaltblüters.
    Konstantin rieb sich die wummernde Wange und dann die pochende Schläfe. »Genau so fühle ich mich jetzt«, murmelte er mit Blick auf den Toten.
    Der Dombaumeister stutzte. »Wie

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