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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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Nacht geschehen.«
    »Weibsbilder!«, rief Barthel, doch Bärbel ging schnell darüber hinweg.
    »Da mein Liebster diesen Nox ja ebenfalls gesehen hat und weiß, wie er aussieht, wird er sich heute auf dem Kai umsehen und vor allem das Schiff ein wenig in Augenschein nehmen. Mit ein bisschen Glück spüren wir den Kerl ja auf.«
    »Ich soll mich an die Fersen eines Mörders heften?«
    »Wüsste ich, wie der Mörder aussieht, täte ich es selbst.«
    »In deinem Zustand, Weib? So weit kommt es noch.«
    »Als würde dir das etwas ausmachen, Mann. Dir bereitet es doch auch kein schlechtes Gewissen, dein hochschwangeres Weib allmorgendlich auf einer leckenden Nussschale über den Rhein zu deiner schwimmenden Mühle und abends wieder zurück zu schaffen.«
    »Wer, bitte sehr, soll sich denn sonst um den Schreibkram kümmern? Soll ich etwa Lieferungen annehmen, Mahlleistungen vermerken und Mehlmengen bestätigen?«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich weder lesen noch schreiben kann, vielleicht?«
    »Dann lerne es.«
    »Pah, Lesen und Schreiben ist nur was für Weiber. Und Pfaffen natürlich.«
    Hatten die beiden nichts Besseres zu tun? Mit der Faust schlug Paulus gegen das Mühlhaus. »Könntet ihr bitte mit diesem unwichtigen Kram aufhören? Was ist nun, Barthel? Stattest du dem Schiff einen Besuch ab?«
    Barthel bedachte seinen Bruder mit einem sehr ernsten Blick. »Nur wenn du mir die Wahrheit sagst.«
    »Was meinst du?«
    »Ich werde nicht so heuchlerisch sein zu leugnen, dass ich nicht auch ein klein wenig an mich denke. Bis jetzt kenne ich nur deine Vermutung, dass mein Vater tot sein soll. Das werde ich gleich in der Stadt überprüfen müssen. Es ist nicht so, dass ich sonderlich an ihm hänge – oder gehangen habe. Wir haben im ganzen Leben nie ein Wort gewechselt. Aber er hat mir so manchen Stein aus dem Weg geräumt. Diesen Vorzug werde ich nie wieder haben, sollte er nicht mehr am Leben sein. Daher muss ich eines wissen, Paulus – hast du wirklich nichts mit dieser ganzen Sache zu tun?«
    »Barthel, du Narr, du warst doch dabei, als uns dieses Monstrum angesprochen hat. Deine Frage beantwortet sich doch von selbst.«
    »Ein schlichtes Ja oder Nein wäre mir lieber.«
    »Nein! Natürlich nicht. Ich habe nichts mit der Sache zu tun. Wenn du Jenne und mir zur Seite stehst, hilfst du, den Mörder deines Vaters zu fassen. Gesetzt den Fall, dein Vater ist wirklich tot. Aber davon gehe ich aus, nachdem ich gesehen habe, wie Nox zu Werke geht.«
    Barthel schien mit der Antwort zufrieden zu sein und nickte. »Dann soll es so sein. Wir drei fahren mit der Esche zurück in die Stadt. Im Hafen wird man wohl wissen, was in der Nacht in Köln geschehen ist und ob mein Vater wirklich tot ist. Das Mädchen«, er deutete mit dem Kinn auf Jenne, »und du erledigt, was ihr zu erledigen habt. Trag dafür Sorge, dass Angela dich nicht verrät.«
    »Sie wird mir glauben.«
    »Sie soll dir nicht nur glauben, sie soll auch ihren Mund halten. Geld ist ein starker Ratgeber. Es ist so sicher wie das Amen in Sankt Maria Lyskirchen, dass auf deinen Kopf eine hohe Belohnung ausgesetzt wird. Angelas Glaube allein könnte dann vielleicht nicht ausreichend sein, der Versuchung zu widerstehen.«
    Paulus traute seinen Ohren nicht. »Du misstraust Angela? Das ist nicht dein Ernst!«
    »Doch, das ist es«, sagte Barthel knapp und ging gar nicht auf Paulus’ Empörung ein. »Ich werde mir also dieses Schiff genauer ansehen und darauf hoffen, dass ich diesem Nox über den Weg laufe. Wenn es mir nicht gelingt, bleibt uns immer noch Matthias.«
    »Matthias?« Hatte er sich gerade verhört? Wollte Barthel tatsächlich auf die Hilfe ihres Bruders setzen?
    »So schwer es mir fällt, ja, Matthias. Seine Bettler- und Diebesfreunde sind in der ganzen Stadt unterwegs. Wenn es jemandem glücken kann, einen Menschen in Köln aufzuspüren, dann diesem Volk. Diese Ratten stecken in jedem Winkel. Ein lästiger Umstand, den wir uns aber zunutze machen können.«
    »Ich mag nicht, wie du über sie redest.«
    »Und ich mag die Lage nicht, in der ich nun dank deiner bin. Gewöhne dich also schnell an meine Sprache und meine Abneigung gegen Matthias und seine Gefährten.«
    »Aber wie soll das gehen? Sie wissen doch gar nicht, wie Nox aussieht.«
    »Wir geben ihnen eine Beschreibung«, sagte Barthel. Mit fahrigen Handbewegungen machte er Paulus und Jenne klar, dass er nun aufzubrechen gedachte. »Es dürfte ein Leichtes sein, einen riesigen Muskelmann wie ihn unter

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