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Domfeuer

Domfeuer

Titel: Domfeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Vlaminck
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Schädel nur noch mehr gelitten hat.«
    Konstantin erntete einen argwöhnischen Blick, als wollte Gerhard prüfen, ob er ihn auf den Arm nehmen wollte. »Ich halte es für meine Pflicht, meine Leute zu kennen«, sagte der Dombaumeister dann hörbar verärgert. »Unwissenheit bedeutet Unwägbarkeit. Und Unwägbarkeit bedeutet Gift für ein Vorhaben, welches das größte in der Geschichte der Menschheit ist. Ich muss einen Bau berechnen, der jedes, absolut jedes andere Haus Gottes auf Erden überstrahlen soll, einen Bau, dessen Fertigstellung ich wohl nicht erleben werde. Er wird nicht daran scheitern, dass ich die Hände, die ihn vollbringen sollen, nicht kenne. Wenn Euch das seltsam anmutet, begreift Ihr die Bedeutung meiner Aufgabe nicht.«
    Konstantin rieb seine Nasenwurzel und fragte sich, was schlimmer war – stechend grelles Sonnenlicht oder ein in seiner Ehre gekränkter Dombaumeister. »Wer hat den Toten gefunden?«
    »Ich. Die Sorge um Burkhart hat mich in der Nacht schlecht schlafen lassen, deshalb war ich heute Morgen noch vor Sonnenaufgang als Erster auf der Baustelle.«
    »Ihr sorgt Euch sehr um einen einfachen Werkmeister«, sagte Konstantin und bereute es sogleich. Er hatte lediglich freundlich sein wollen, doch ließ sich seine Bemerkung auch wieder als mit Hintergedanken besetzt auffassen.
    »Zu Recht, wie sich gezeigt hat«, erwiderte Gerhard und hob den Zeigefinger. »Ich sagte es eben bereits – Burkhart sollte morgen den Marienchor niederlegen. Wenn der Mann, der dieses schwierige Werk umsetzen soll, plötzlich und so kurz vor dem großen Tag verschwindet, ist meine Sorge doch wohl mehr als nachvollziehbar.«
    Konstantin nickte. Er war dankbar, dass Gerhard ihn nicht falsch verstanden hatte. »Ihr erwähntet die Diebstähle. Habt Ihr die Baustelle nicht bewachen lassen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Und die Wachen haben nicht bemerkt, dass hier ein Mensch sein Leben ausgehaucht hat? Das kann doch nicht ohne Lärm vonstattengegangen sein. Euer Werkmeister hat sich vielleicht gewehrt. Und der Stein wird auch nicht lautlos herabgefallen sein.« Das Geräusch, das beim Aufprall entstanden war, mochte sich Konstantin lieber nicht vorstellen.
    Als sich Gerhard verlegen räusperte, sah Konstantin ihn eindringlich an. »Was ist?«
    Der Dombaumeister wand sich. »Nun, an diesem Punkt kommt wohl jemand ins Spiel, den ich unbedingt von meiner Baustelle fernhalten will.«
    »Wer?«
    Gerhard sah Konstantin mit einem gequälten Blick an. »Der Teufel.«
    Je länger Paulus erzählte, desto weiter traten Barthels ohnehin schon vorstehende Augen hervor. Paulus fürchtete, sie würden herausfallen. Es war offensichtlich, dass er noch nichts von den Ereignissen der vergangenen Nacht oder gar vom möglichen Tod seines Vaters gehört hatte. Auch Jenne lauschte gebannt Paulus’ Worten. Erst jetzt vernahm sie in allen Einzelheiten, was zu ihrer Begegnung in Henners Hurenhaus geführt hatte. Als Paulus seinen Bericht beendet hatte, fing der Adamsapfel seines Bruders ungestüm zu zucken an.
    »Du musst zum Hochgericht, unverzüglich. Das duldet keinen Aufschub, Paulus. Du musst erklären, was geschehen ist. Dass du mit den Morden nichts zu tun hast.«
    »Das Thema hatten wir schon, Barthel. Niemand wird mir Glauben schenken.«
    Barthels Zeigefinger bohrte sich schmerzhaft in Paulus’ Brust. »Das weißt du erst, wenn du dort warst.«
    »Ach, und wenn ich Pech habe, lande ich mal eben am Galgen. Aber der feine Herr Barthel hat seinen Willen bekommen. Ein blendender Einfall, wirklich.«
    »Du redest schon wie Matthias.«
    »Ich rede wie jemand, der um sein Leben fürchtet.«
    Barthel begann, auf den Planken auf und ab zu gehen. »Es ist in solch einem Fall die einzig richtige Handlung, sich an die Obrigkeit zu wenden.«
    »Obrigkeit, Obrigkeit – wenn ich das schon höre«, rief Paulus und warf die Arme hoch. »Bei dir muss immer alles ganz korrekt laufen, ohne Rücksicht auf Verluste. Hast du bedacht, was es bedeutet, wenn ich mich dem Gericht stelle? Ganz Köln erführe, dass es dein Halbbruder gewesen sein soll, der deinem Vater ein Messer in den Leib gerammt hat.«
    Barthel schwieg eine Weile, während er seinen Plankenmarsch unbeirrt fortsetzte. Bärbels Blick folgte ihm. Sie rieb sich ihren kugelrunden Bauch.
    »Niemand weiß, dass er mein Vater ist«, sagte Barthel. »Selbst  ich  weiß nicht, ob er überhaupt mein Vater ist.«
    Paulus blies geräuschvoll Luft durch die Nase. »Die ganze Stadt weiß es. Nur

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