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 Dominic Flandry - Spion im All

Dominic Flandry - Spion im All

Titel: Dominic Flandry - Spion im All Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Poul Anderson
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nicht.«
     
    *
     
    Der Tag war bedeckt und windig, mit Schaumkronen auf der schiefergrauen See. Der Wind kreischte in der Takelage. Die »Archer« stampfte in den schweren Heckseen. Ihre hölzernen Spanten, Planken und Masten ächzten und knarrten, daß Flandry an das Gejammer verdammter Seelen denken mußte. Achteraus lagen die drei Begleitschiffe im Kampf mit den Wellen. Dragoikas Schiff beförderte nur einen großen Wassertank und eine Handvoll Menschen. Sie und ihre Mannschaft sahen mit gemischten Gefühlen zu, wie Ridenour, der für xenologische Forschung zuständige Wissenschaftler, an die Arbeit ging. Er war ein hagerer, leicht gebeugter Mann mit aschblondem Haar. Stockend sprach er in ein Mikrophon, und aus dem Verstärker dröhnten Geräusche, wie sie der Stimmblase eines Meeresbewohners entstammen mochten.
    Der lange, dunkle Körper im Wassertank bewegte sich und öffnete die Lippen. Man hörte eine Antwort. Ridenour nickte. »Sehr gut«, sagte er. »Lassen wir ihn frei.«
    Flandry half ihm beim Abnehmen der Plexiglashaube. Der Gefangene krümmte seinen Rücken. Mit einem mächtigen Schlag seiner Schwanzflossen sprang er aus dem Becken und in hohem Bogen über Bord. Wasser spritzte umher und durchnäßte die Männer. Ridenour trat an die Reling und blickte ihm nach.
    »Wird er sich wieder blicken lassen?« fragte Flandry.
    Der Wissenschaftler richtete sich auf. »Es wird einige Stunden dauern. Halten Sie sich ab fünfzehn Uhr bereit. Ich möchte meine Aufzeichnungen studieren.«
    Er ging über das schwankende Deck zu seiner Kajüte. Flandrys Blicke folgten ihm. Wieviel weiß er wirklich? fragte er sich. Jedenfalls mehr, als er sagt und als er vom Gefangenen erfahren haben kann ...
    Er gesellte sich wieder zu den Männern, die ins Meer hinabtauchen sollten. Zwei von Ridenours Assistenten, ein Ingenieur und vier stämmige Marinesoldaten, die auf Erfahrungen im Tauchsport zurückblicken konnten. Er kannte sie kaum; sie waren ihm fremder als Dragoika und ihre Mannschaft.
    Der Ruhm, mit dem er sich auf der Reede von Ujanka bedeckt hatte, war vom kalten Seewind fortgeblasen worden. Das gleiche ließ sich von dem berauschenden Gefühl sagen, das ihn durch die folgenden Tage begleitet hatte: daß er, Dominic Flandry, nicht mehr ein grünschnäbliger Jüngling sei, sondern der Held von Kursoviki, der einzige Mann, der das Landvolk zu Friedensgesprächen überreden konnte. Nach einem kargen Lob des Admirals war von alledem nichts als die vom Marinestab widerwillig akzeptierte Notwendigkeit übriggeblieben, daß er die Abgesandten begleiten mußte, damit ihre Mission die Unterstützung der Einwohner Ujankas finden konnte. Und Ridenour hatte ihm barsch erklärt, er solle sich nicht in ihre Arbeit einmischen.
    Flandry gab sich so nonchalant wie möglich und schlenderte zu Dragoika. Sie betrachtete ihn ernst. »Ich möchte nicht, daß du da hinuntertauchst«, sagte sie.
    »Unsinn«, antwortete er. »Das ist ein schönes Abenteuer.«
    »Ich verstehe dich nicht. Abenteuer? Dort unten, wo die Gebeine unserer Mütter liegen, die sie ertränkt haben? Wo es keine Sonne und keine Monde gibt, nur Dunkelheit und kalte Strömungen? Zwischen Feinden und Ungeheuern? Der Kampf war besser.«
    »Ich werde bald zurück sein. Dieser erste Besuch hat nur den Zweck, sie zu fragen, ob sie uns am Meeresboden ein Kuppelzelt errichten lassen. Ist das geschehen, könnt ihr umkehren.«
    »Wie lange wirst du in diesem Kuppelzelt dort unten bleiben?«
    »Ich weiß es nicht. Hoffentlich nicht länger als ein paar Tage, wenn sich alles gut anläßt. Man wird mich nicht so sehr brauchen.«
    »Dann werde ich nicht mehr in Ujanka sein«, sagte Dragoika. »Die ›Archer‹ muß eine neue Ladung Holz nach Süden bringen, und die Schwesternschaft will den Waffenstillstand ausnützen. Niemand weiß, wie lange er anhalten wird.«
    »Aber du wirst zurückkommen, nicht? Du brauchst mich nur zu rufen, und ich besuche dich in Ujanka.«
    »Eines Tages wirst du für immer fortgehen.«
    »Hm ... Dies ist nicht meine Welt, weißt du.«
    »Ich würde gerne deine sehen«, sagte sie sehnsüchtig. »Die Geschichten, die wir hören, die Bilder, die wir sehen – es muß wie ein Traum sein. Wie die verlorene Insel. Vielleicht ist sie es wirklich?«
    »Ich fürchte nicht.« Flandry war erstaunt, hier auf Starkad den Mythos vom verlorenen Paradies wiederzufinden. Es wäre interessant, der Sache auf den Grund zu gehen ...
    Ein wassertriefender blauer Leib durchstieß die

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