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Don Blech und der silberne Regen

Don Blech und der silberne Regen

Titel: Don Blech und der silberne Regen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Kruse
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andererseits war es auch wieder geheimnisvoll und spannend.
    Dann sann sie noch darüber nach, welcher Puder ihr zur Hochzeit am besten stehen würde. Vielleicht ein zinnoberroter? Und ins Wattehaar würde sie sich die kleinen Schmetterlingsorchideen flechten, die so betäubend dufteten... und hoffentlich wurde der traumhafte, aus siebenundsiebzigtausend Wattefädchen gewebte Schleier rechtzeitig fertig... Ach, wenn der große Tag doch nur schon käme!
    Sie schloss die Augen, um besser träumen zu können, sie schubste die Dose mit der Fußspitze vom Bambusstab ab und versetzte sie in sanfte Schwingungen. Sie schaukelte hin und her — so schaukelte sie sich schließlich in den Schlaf.
    Wattemutter konnte weder die Augen schließen noch schaukelte sie noch freute sie sich. In ihrer Bettdose eingerollt, machte sie sich Sorgen. Ihr zukünftiger Schwiegersohn war ihr so unheimlich geworden. Heute hatte er einmal etwas gemurmelt, was wie: »Ich werde künftig alles anders machen« klang. Und: »Der Schlendrian muss aufhören.« Und: »Höchste Zeit für eine feste Hand.«
    »Feste Hand« — das war schon so ein Ausdruck, bei dem sich einem die Wattespitzchen sträuben konnten. Es genügte ja, sich seine Metallhandschuhe anzusehen. O Wattel! Was mochte für ein Unhold in dem Harnisch verborgen sein — ein Orang-Utang oder ein Watte fressendes Rieseninsekt. Nie, nie wieder würde sie ihre Tochter jemandem versprechen, von dem sie nicht wenigstens die Hand oder den Fuß gesehen hatte... Aber nun war es zu spät, sie hatte ja keine andere Tochter mehr.
    Eigentlich hätte sich Don Blech über Wattemutters Sorgen freuen können. Leider wusste er nichts von ihnen. Er war ja kein Hellseher.
    Er schlenderte unauffällig und gleichmütig an den Zelthäusern vorbei durch die halbdunklen Straßen von Wattelstadt. Er wollte nun wieder zurück zu den Freunden.
    Noch immer schwebten einzelne Wattels zu den Oberstübchen empor. Sanft strahlten die von innen erleuchteten Zeltwände — es war hübsch hier. Nur ein Haus war dunkel, es glich einer Pyramide. Es stand dicht neben der Wattepalasttreppe und hatte kein Oberstübchen wie die anderen.
    Darüber wunderte sich Don Blech und grübelte, was es wohl für eine Bewandtnis mit ihm habe. Etwas Düsteres ging von ihm aus. Er blieb stehen und hob den Einschlupf.
    Drinnen saß eine Gestalt auf dem Boden, die Beine lang ausgestreckt, mit kerzengerade aufgerichtetem Rücken. Sie machte eine drohende Bewegung mit der Hand und klapperte blechern: »Was erlaubst du dir? Raus, wattiges Gesindel!«

    Da antwortete Don Blech nicht, er ließ den Zipfel fallen und rannte davon. Zwar fürchtete er sich nicht vor Junker Hohlkopf, obwohl er jetzt nicht für einen Kampf gerüstet war. Doch erkannt werden wollte er um keinen Preis.
    Junker Hohlkopf hatte auch keinen Verdacht und war zufrieden, den Neugierigen so schnell in die Flucht geschlagen zu haben. Man hatte eben Respekt vor ihm. Er lehnte sich erneut zurück und verbrachte die Nacht regungslos.
    Don Blech aber kam etwas außer Atem in der stillen Bucht an.
    Er war froh, die Watteverkleidung wieder ablegen zu können. Die feinen Haare hatten ihn überall gekitzelt, sogar unter dem Hemd auf der Haut.
    Er legte Rechenschaft ab: »Eigentlich habe ich zu wenig erreicht. Zwar weiß ich, dass Junker Hohlkopf Watteia heiraten wird, aber leider habe ich ganz vergessen zu fragen, wann! — Es wäre vielleicht auch zu auffällig gewesen, denn sicher gibt es keinen Wattel, der das nicht weiß. Wir brauchen wohl noch einen anderen Kundschafter.«
    »Gibt es einen See in der Stadt?«, fragte Nassi. »Dann schwimme ich gleich hin. Ich bin ein sehr guter Kundschafter und sicher füttert mich Wattemutter mit Zuckerwatte!«
    »Ja, du wärest der beste Kundschafter, den man sich wünschen könnte — zum Aufspüren aller Arten von Süßigkeiten, nicht aber für uns«, lachte Donito.
    Paprikel bot sich an und man überlegte, ob er nicht der Richtige sei. An Klugheit übertraf ihn ja kaum einer. »Ich werde mich irgendwo verbergen, ich werde herauskriegen, wann die Hochzeit ist, an welchem Tag, zu welcher Stunde. Ich werde mir überlegen, wie man Junker Hohlkopf vorher als Lügner entlarven könnte. Ich will die Stadt kennen lernen und mir überlegen, wie man sie vor Regen schützen kann und wie man die Wattels trocken hält. Nur Junker Hohlkopf zu begegnen wäre mir unheimlich.«
    »Dann bleib lieber hier«, meinte Don Blech.
    Donito schlug vor: »Ich will mich als

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